Riskante Nächte
in einem Umhang aus dem Etablissement kommen sahen, ganz wie Sie vorgeschlagen hatten.«
Elwin starrte Fowler mit verzweifeltem Blick an. »Ich kann alles erklären.«
»Für Erklärungen bleibt noch genug Zeit, Sir.« Fowler sah zu Anthony. »Mit Ihnen werde ich auch sprechen müssen.«
»Selbstverständlich.« Anthony nickte. »Ich stehe Ihnen zur Verfügung, Detective. Es könnte übrigens auch interessant für Sie sein, sich mit der verblichenen Victoria Hastings zu unterhalten. Als ich sie das letzte Mal sah, lag sie bewusstlos im Keller. Mit etwas Glück ist sie da immer noch.«
Fowler sah ihn verblüfft an. »Verstehe. Diese Angelegenheit klingt recht verworren.«
»Nein«, widersprach Anthony. »Es ist eigentlich alles ganz einfach. Sie hatten recht, Detective. Wenn es um Mord geht, gibt es tatsächlich nur eine Handvoll Motive. Gier, Rache, den Drang, ein Geheimnis zu wahren, und Wahnsinn. In diesem Fall scheint es von allem etwas gewesen zu sein.«
49
Zwei Tage später saß Louisa an ihrem Schreibtisch und las den Artikel im Flying Intelligencer. Wie üblich hatte Mr. Spraggett eine Schlagzeile gewählt, die jeden nur denkbaren Leser bannen würde. Genau genommen, waren es mehrere Schlagzeilen. Spraggett war kein Mann für eine einzige reißerische Schlagzeile, wenn zwei, drei oder gar vier das Gleiche erreichen konnten.
SCHÄNDLICHER MORD IN DER FEINEN
GESELLSCHAFT!
BLUTIGE GESCHEHNISSE IN EINEM BORDELL.
HOCHGESTELLTE PERSÖNLICHKEITEN
FESTGENOMMEN. VERMISSTE EHEFRAU KEHRT
AUS FEUCHTEM GRAB ZURÜCK.
von
I. M. Phantom
Die gehobene Gesellschaft musste mit Entsetzen und Entrüstung erfahren, dass Mr. Elwin Hastings jüngst wegen des Mordes an einer jungen Lady namens Fiona Risby und wegen des versuchten Mordes an seiner ersten Gattin, Victoria Hastings, festgenommen wurde. Bislang war man davon ausgegangen, dass Mrs. Hastings Selbstmord begangen hätte.
Die Polizei stellte Mr. Hastings in einem Bordell. Ein wertvolles Collier, das dem Mordopfer Miss Risby gehörte, befand sich in seinem Besitz. Seine Frau, Victoria Hastings, die lange Zeit tot geglaubt war, befand sich ebenfalls in jenem Etablissement.
Unsere Leser werden erstaunt sein zu erfahren, dass die erste Mrs. Hastings die Besitzerin des berüchtigten Freudenhauses in der Winslow Lane ist, das als Phoenix House bekannt ist. Ihr Ehemann Elwin Hastings ist Teilhaber und Stammgast des Bordells.
Mrs. Hastings wurde benommen und mit einer blutenden Kopfverletzung aufgefunden. Es hieß, sie litte an einem akuten Anfall von Nervenzerrüttung. Als sie mit ihrem Ehemann konfrontiert wurde, bezichtigte sie Mr. Hastings in einem Wutausbruch des versuchten Mordes. Sie gab an, er habe sie in die Themse geworfen. Ihr Überleben verdanke sie einem bloßen glücklichen Zufall.
Neben Mr. und Mrs. Hastings wurde noch ein anderer Mann, der der Beteiligung an mehreren Verbrechen verdächtigt wird, in dem Bordell gesehen. Er verschwand jedoch, bevor die Polizei ihn befragen konnte …
Jemand betätigte den Türklopfer. Louisa ließ die Zeitung sinken und lauschte, wie Mrs. Galt ins Vestibül ging. Die Haustür wurde geöffnet. Dann hörte sie Anthonys Stimme.
»Machen Sie sich keine Umstände, Mrs. Galt. Ich finde den Weg ins Arbeitszimmer alleine.«
»Dann werde ich inzwischen den Kessel aufsetzen«, sagte Mrs. Galt.
Louisa lauschte Anthonys näher kommenden Schritten. Der vertraute kleine Schauder des Verlangens lief durch ihren Körper. Im nächsten Moment betrat Anthony das gemütliche Zimmer. Unter dem Arm trug er ein Paket.
»Guten Tag, meine Liebste«, sagte er und kam an den Schreibtisch. »Ich störe doch nicht?«
»Nein«, versicherte sie hastig. »Ich habe nur die Morgenzeitung gelesen.«
»Den ausgezeichneten Artikel von I. M. Phantom über die jüngsten mörderischen Geschehnisse in der feinen Gesellschaft, nehme ich an.«
»Ja, genau den.«
»Schockierende Sache.« Er legte das Paket auf den Schreibtisch, streckte die Hand aus und zog Louisa aus dem Sessel. »Absolut schockierend, aber eine atemberaubend spannende Lektüre.«
Er küsste sie stürmisch. Sie legte die Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Als er sie schließlich freigab und sie mit dem erregenden Feuer in seinen Augen ansah, errötete sie und rückte die Brille auf ihrer Nase zurecht.
»Haben Sie Neuigkeiten von Mr. Fowler gehört?«, fragte sie und nahm recht abrupt wieder Platz.
Er atmete tief durch und machte es sich in
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