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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
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gegenseitig nass zu machen.
    Über allem lag der Geruch von Geräuchertem und altem Fritteusen-Fett, drei bärtige Männer in Cowboy-Klamotten machten Musik mit Elektrogitarren und einem elektronischen Schlagzeug und sangen über scheppernde Lautsprecher das unvermeidliche »Country-Road, take me home, W est-Virginia, Mountain-Mama …«, auch wenn es im Umkreis keinen einzigen Berg gab und hier definitiv nicht W est-Virginia war, sondern Ostvorpommern.
    Nur einer war in all dem T rubel nicht zu entdecken: Ewald Fricker. Rita hielt die Raupe an und stieg auf die Motorhaube, um nach Fricker A usschau zu halten. Zwei alte Männer blieben grinsend vor der Fiat stehen, sie hatten noch die alten Hornbrillen auf und die blauen Schiffermützen, die damals vom V EB -T extilwarenwerk W öbbelin hergestellt worden waren.
    »Ein’ W ettbewerb für Schrottfahrzeuge gibt’s hier aber nicht, min Deern!«
    Rita ließ die zwei alten Deppen reden, und Ewald Fricker kam ihr plötzlich in diesem A mbiente vor wie der normalste Mensch auf der W elt.
    Sie entdeckte einen V erkaufswagen, auf dessen Dach ein Schild mit der A ufschrift »Rennleitung« angebracht war. Rita fuhr zu dem W agen, stellte die Raupe ab und gab dem mausgesichtigen Mann hinter dem T resen das A nmeldeformular, das sie dem Schorsch hinter der Kiesgrube abgenommen hatte.
    Der kleine Kerl in seinem grauen Fischgrätjackett sah sie kopfschüttelnd an mit unverhohlener Missbilligung.
    »Nee, nee, nee. W as soll’n das? Fehlt ja der Eingangsstempel! Ohne Eingangsstempel keine Startnummer. W är ja noch schöner, könnte ja jeder kommen!«
    Ein Schwall von Heimatgefühl stieß Rita auf, diese Sorte W ichtigtuer kannte sie, die alten Stasi-Molche, die sich jetzt als die Erfinder der Freiheit ausgaben, aber die Unfreundlichkeit auf Lebenszeit gepachtet hatten.
    Doch so schnell ließ Rita sich nicht abwimmeln.
    »Entschuldigen Sie bitte, aber das ist ein Notfall. Der Mann ist bis vom A llgäu hier raufgekommen mit der Fiat, per Kette. Der muss unbedingt mitmachen beim Präzisionsplanieren! Drücken Sie doch ausnahmsweise mal ein A uge zu, bitte.«
    Statt eines A uges presste der Mann die dünnen Lippen eng aufeinander und schüttelte den Kopf mit kleinen hektischen Bewegungen wie eine Echse. A uch die Hautfalten, die ihm am Kinn herunterhingen und beim Schütteln des Kopfes mitschwangen, erinnerten an ein bulimisches Reptil.
    Rita musste sich zusammenreißen, um freundlich zu bleiben. Hinter ihr standen schon einige andere Raupenfahrer und verfolgten den Dialog neugierig. Einer von ihnen war ein Hüne mit Bart, dessen blaue A rbeitskombi übersät war mit aufgenähten Badges. Die Kombi trug er bis zur Hüfte geöffnet, die Ärmel hatte er um seinen Bauch gebunden. Seinen Oberkörper verdeckte nur ein dünnes muscle-shirt, das diesen Namen wirklich verdiente. Natürlich fehlten auf den Muskeln auch die T ätowierungen nicht, es waren ausschließlich Planierraupen verschiedener Bauart, und Rita hoffte nur inständig, dass der Mann nicht ihr kleines T attoo auf der Schulter entdecken und sie anquatschen würde. Dann sah sie ihm in die A ugen, und die waren blau und ganz im Gegensatz zu seinem monströsen Körper freundlich und sanft. Er nickte ihr fast unmerklich zu. Rita wusste nicht, was sie davon halten sollte, und wandte sich wieder der kleinen Rennleitungsechse im W agen zu.
    »Bitte, lassen Sie den Mann doch mitfahren.«
    Jetzt zitterten die dünnen Lippen fast vor W ut.
    »Ich hab Ihnen doch schon dreimal gesagt, das geht nicht. W as glauben Sie eigentlich, wer Sie sind, Frollein? V erschwinden Sie, und halten Sie hier nicht den ganzen Betrieb auf.«
    Rita überlegte krampfhaft, wie sie die Echse doch noch umstimmen könnte, als sich der Hüne nach vorne beugte und das A nmeldeformular in die Hand nahm.
    Er sah Rita fragend an und zeigte auf die Raupe.
    »Mit dieser ollen Fiat-Allis?«
    Rita nickte.
    »Und der ist von Süddeutschland damit hier raufgefahren?«
    »Ja.«
    Der T ätowierte lachte aus vollem Hals, aus seinen blauen A ugen blitzte der Schalk. Er beugte sich neben Rita zum Rennleiter und legte ihm den Zettel hin.
    »Gib ihm ’ne Startnummer.«
    »Ja aber …«
    »Mach’s einfach. Der fährt mit. Klar?«
    Aus dem Mund des Rennleiters kam nur ein kleinlautes »Ja«, dann nahm er seinen Stempel und drückte ihn widerwillig auf das A nmeldeformular.
    Der Hüne reichte Rita den Zettel wieder, mitsamt den Unterlagen für die T eilnehmer und der

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