Ritterturnier auf Schreckenstein
Obstsalat.
Während sich am Steg die ersten Recken für den letzten Waffengang einschifften und den besten Stand auf der Plattform am Heck des Ruderbootes ausprobierten, kam das Publikum den Hang herunter und griff ordentlich zu. Fräulein Doktor Horn und der Bürgermeister von Neustadt lobten den italienischen Salat, dabei hastig schaufelnd, der Rex hatte sich Ingenieur Blaustampfer vorgenommen, Doktor Waldmann hörte Direktor Schuster aufmerksam zu, der ein stattliches belegtes Brötchen zerkleinerte, ohne deswegen das Sprechen zu unterbrechen. Chefredakteur Hoffmann futterte allein.
Mücke und Hans-Jürgen kauten und schauten betont gelangweilt in die Gegend. Nichts entging ihnen.
„Der Rex weiß, daß die Sache noch nicht ausgestanden ist“, meinte Mücke. „Wenn’s losgeht, machen wir uns auf Schlängeltour.“
„Publikums-Slalom!“ witzelte Hans-Jürgen.
Trompeten und das „Or oyez! Or oyez!“ des Wappenkönigs ließen die Gespräche verstummen. „Sechs Ritter haben sich für das Fischerstechen qualifiziert“, erläuterte Ottokar, „sie werden jetzt um den Turniersieg kämpfen.“
Wasserwart Pummel und sein Freund Eugen brachten die Boote auf ungefähr zwanzig Meter Abstand in Position, Heck gegen Heck. Die Recken, jeder auf seiner Plattform, senkten die Lanzen und federten hin und her, wie Tennisspieler, wenn der andere aufschlägt.
Richter-Herold Strehlau nannte die Namen: „Links Ritter Adelius von Hornberg und Rosenfels, rechts Ritter Fehlanzeige vom Roten Kreuz.“
Erneutes Trompetengeschmetter folgte Ottokars Ruf: „Wohlan denn, auf zum Kampfe!“
Pummel und Eugen ruderten wie besessen los.
„Sind das deine Seepferdchen?“ frotzelte Ex-Roß Ralph seinen Stallmeister Dieter.
„Blödmann!“ antwortete der. „Das sind die Loch-NessUngeheuer mit Ruderbooten als Helmzier.“
„Adelius! Adelius!“ brüllten die Mädchen.
„Fehlanzeige! Fehlanzeige!“ riefen die Neustädter dagegen, als wüßten sie, wer unter dem Helm, diesem fast meterlangen Blechrohr mit rotierendem Blaulicht, steckte. Ihre Anfeuerung ging in ein enttäuschtes „Ooooh!“ über. Der Ritter versank, das Blaulicht erlosch.
„Fehlanzeige bleibt eben Fehlanzeige“, bemerkte Klaus und wandte sich an Frau Sedlatschek. „Jetzt sollte man das Rote Kreuz aber anrufen.“
Der Ritter im Wasser zappelte verzweifelt, weil er nichts mehr sah. Eugen befreite ihn, er zog ihm das Blechrohr vom Kopf und legte es ins Boot.
„Jens!“ rief eine Stimme am Ufer.
Beni lief zum Steg, um Jens aus dem Wasser zu ziehen. Pummel barg die treibende Lanze. Ein unkenntliches Etwas aus aufgeweichter Pappe und zerlaufener Farbe wankte auf den Steg.
„Ziemlich weicher Karton“, befand Walter, und Dichter Hans-Jürgen reimte: „Eben noch ein stolzer Ritter, jetzt ein Pappknäu’l – das ist bitter.“
Dabei ließ er Doktor Hoffmann nicht aus den Augen, der sich gerade zu Frau Sedlatschek gesellte.
Trompetenstöße. Der nächste Waffengang wurde aufgerufen. Ritter Graf von Streich gegen Ritter Karpfen von Kappellsee. Gespannt schwieg das Publikum. Wer mochte hinter dem Staubsaugerkessel, wer hinter dem Kübelhelm mit dem Fisch stecken? Ersterer stieß seine Lanze mitten auf den Schild des Gegners. Die Fahrt des Bootes besorgte den Rest.
„Recht so. Karpfen gehören ins Wasser“, kommentierte Klaus. Wie einstudiert, zog Eugen dem Schwimmenden den Helm vom Kopf.
„Martina!“ riefen die Mädchen erstaunt.
„Ich dachte, es wäre Beatrix“, sagte Renate.
In diesem Augenblick kam Beatrix dazu und antwortete: „Irrtum. Ich war Trutz von Blümchenfeld.“
„Und wer ist dann Adelius?“ wollte Isabella wissen.
„Wird nicht verraten!“ Beatrix schüttelte den Kopf. Andi und Florian bliesen zum Halbfinale.
„Ritter Quarantänus von Telefon gegen Ritter Bertram von Wampoldsreute“, verkündete Richter-Herold Strehlau. Fürs Publikum hieß das: Telefonapparat gegen Wasserkessel mit Klobürste. Die Seepferdchen machten ordentlich Fahrt, zwei-, dreimal stießen beide Ritter hart zu. Der Wampoldsreuter blieb auf seiner Plattform.
„Endlich bekommen unsere Fische Telefon!“ kommentierte Witzbold Klaus zur allgemeinen Erheiterung.
Pummels Griff aus dem Boot löste die Spannung nur zur Hälfte.
„Mensch, Udo!“ rief Jerry enttäuscht.
„Du brauchst was sagen, Cassata von Capri!“ maulte der lange Andreas neben ihm.
„Ohr oje!“ nahm Mini-Ritter Herbert die Ankündigung des Wappenkönigs vorweg.
„Jetzt wird’s
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