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Ritterturnier auf Schreckenstein

Ritterturnier auf Schreckenstein

Titel: Ritterturnier auf Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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zusammen: Vorderbeinpaar, Hinterbeinpaar, Verbindungsstück mit Sattel. Dieses Verbindungsstück bestand aus einer schmalen Leiter aus Dachlatten. Zwischen der ersten und zweiten Sprosse steckte der größere Vorderbein-Vollblüter seinen Kopf durch, über den der Pferdekopf aus Pappmache gestülpt wurde. Zwischen den letzten beiden Sprossen steckte der kleinere Hinterbein-Vollblüter seinen Kopf nur ein wenig durch. Das Polster zwischen Schulter und Leiter war höher – es sollte ja nach Pferd aussehen, nicht nach Kamel. Zwischen den Köpfen wurde an den Holmen der Leiter ein echter Sattel festgezurrt.
    Verkleidet war das Spezialvollblut mit einer grellbunten Pferdedecke, die etwa bis auf Steigbügellänge hinunterreichte. Sämtliche Pferdebeine steckten in schwarzen Strumpfhosen und schwarzen Turnschuhen, die eigens eingefärbt worden waren.
    Stallmeister Dieter hatte seine Spezialvollblüter sorgfältig vorbereitet. Die Gucklöcher im Pappmaché-Pferdehals saßen genau richtig, damit der Vorderbeiner sauber an der Pallia, an dem die beiden Reitbahnen trennenden Band, entlanggaloppieren konnte; die Beinpaare waren aufeinander eingespielt. Um jede Gangart sauber darbieten zu können, trug der Vorderbeiner ein Sprungseil um die Taille, an dem sich der Hinterbeiner festhielt. Insgesamt verfügte der Reitstall über vier Pferde. Zwei jeweils im Einsatz, zwei in Verschnaufpause. Es wurde nämlich ganz schön warm und sauerstoffarm unter Pappkopf und Decke.
    Die Zucht bestand aus Freiwilligen. Pferd l: Walter und Werner, Pferd 2: Emil und Martin, Pferd 3: Fritz und Oskar, Pferd 4: Ralph und Armin.
    „Beim Waffengang wird ernsthaft galoppiert!“ ermahnte der Stallmeister seine Vierbeiner. „Davor und danach sind die verrücktesten Gangarten erlaubt.“
    „Wir sind nämlich die Komiker bei der Sache!“ rief Armin.
    Sein Vorderteil Ralph drehte sich todernst um. „Du merkst auch alles, blöder Pferdehintern.“
    Der Kampfplatz war noch leer, die Zuschauer unterhielten sich.
    „Erst der gute Zweck, dann das Vergnügen!“ Mit diesem Spruch, jeder eine alte, bäuerliche Milchkanne in Händen, zwängten sich Mücke auf der Tribüne und Hans-Jürgen gegenüber durch die Menge. Bis Trompetengeschmetter von Andi und Florian alle verstummen ließ. Vor der Tribüne erhob sich Ottokar im bunten Rock des Wappenkönigs und hielt dem Burgherrn das Mikrofon am Stiel unter die bemerkenswerte Nase.
    „Liebe Turnierfreunde… ks…“, begann Mauersäge, „es ist mir eine große Freude, daß… ks… Sie so zahlreich zu uns gekommen sind. Der Leiter unserer Burg… ks… Schule, Direktor Meyer, hat mich bei dieser Veranstaltung zum… ks… Schirmherrn ernannt. Ich habe somit die Ehre, Ihnen… ks… anzukündigen – und das glücklicherweise ohne… ks… Schirm: Das Turnier ist eröffnet!“
    Fröhlicher Beifall schwappte Mauersäge entgegen. Er hob die Hand und fügte hinzu: „Ich nehme Ihren Beifall als… ks… Vorschuß, nicht als Vorurteil! Machen Sie… ks… weiter so! Spenden Sie reichlich! Für unsere Recken… ks… aus vollem Herzen, und für unsere… ks… Milchkannen aus vollen Taschen.“
    In das Gelächter und den Beifall mischten sich Trompetenstöße.
    „Sägt ein scharfes Blatt, unser Mauersäger“, bemerkte Beni anerkennend.
    Wappenkönig Ottokar trat mit dem Mikrofon an die Pallia. Er trug den sogenannten Tappert, ein Wappenhemd mit gelbem Andreaskreuz auf grün-rot gestreiftem Grund – das Wappen von Schreckenstein –, und verkündete: „Ich fordere die ersten beiden Turnierparteien zum Einzug auf!“
    Unter Trompetenstößen ritten zwei Ritter ein, begleitet von ihren Herolden – dem kleinen Kuno und dem kleinen Egon. Die Herolde gingen zu Fuß, und auch sie trugen den Schreckensteiner Tappert.
    Ihre vorne gepolsterten Lanzen in senkrechter Haltung, ritten die beiden Ritter bis zum Wappenkönig. Der linke trug einen zum Kübelhelm verlängerten Wasserkessel, aus dessen Gießloch als Helmzier eine Klosettbürste ragte. Helm und Helmbusch waren auch auf dem Schild, einer rechteckigen Tartsche, aufgemalt.
    „Wer ist dieser edle Ritter?“ fragte Wappenkönig Ottokar den Herold Klein-Kuno.
    Der antwortete, so laut er konnte: „Mein edler Herr ist Ritter Bertram von Wampoldsreute.“
    Der rechte Ritter trug einen spitz zulaufenden Stechhelm, darauf als Helmzier ein sitzender Gartenzwerg. Auch bei ihm war der Helm über dem Wappen auf den langgestreckten Dreieckschild gemalt.
    „Wer ist dieser edle

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