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Ritterturnier auf Schreckenstein

Ritterturnier auf Schreckenstein

Titel: Ritterturnier auf Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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war typisch Schreckenstein!“
     
     
     

Guten Abend!
     
    Schadenfroh Grinsende auf der einen und rachedurstige Blamierte auf der anderen Seite, das war die Stimmung in Neustadt. Und es gab noch eine dritte Gruppe: die Selbstentrüster, die moralischen Zeigefinger. Sie setzten sich aus wichtigen Persönlichkeiten zusammen, Akademikern, Amtsträgern, Besserwissern. Und alle waren sie entschlossen, diese die Grenzen jeglicher Gesittung sprengenden Raubritterfrüchtchen mit harten Strafen in ihre Schranken zu weisen, ihnen ein für allemal klarzumachen, was zu weit geht und was darüber hinaus.
    Die Selbstentrüster trafen sich an diesem Abend gewissermaßen in der Höhle der Löwin: in der Weinstube Zum guten Tropfen, die von Dampfwalzes Mutter betrieben wurde. Hier hatten auch die Lehrer ihren Stammtisch, unter ihnen Direktor Schuster, frisch aus der Quarantäne entlassen, sowie ein seltener Gast: Fräulein Doktor Horn von Rosenfels, als Fernentrüsterin. Sie war mit Chauffeur gekommen – mit der jüngsten Lehrerin ihres Internats, Sonja Waldmann. Überraschenderweise hatte sich auch Sonjas Vater, Doktor Waldmann, seines Zeichens Lehrer auf der Burg, eingefunden. Eingekeilt saß er in der Ecke, von allen Seiten mit Vorwürfen überschüttet, als habe er den unmöglichen Streich ganz allein gemacht.
    Der beliebte Burglehrer wußte, auf was er sich da einließ, als er dem Rex nach der Schulversammlung sagte, er werde zum Stammtisch nach Neustadt fahren. „Ich will die Vorurteile an der Quelle abzapfen. Wer weiß, vielleicht werden wir einen Ohrenzeugen brauchen.“
    Im Augenblick ging das Gespräch darum, wie man feststellen könnte, welcher Junge die alte Tafel beschrieben hatte.
    „Schriftvergleich mit sämtlichen Burgschülern!“ schnarrte Lehrer Hempel von der Franz-Joseph-Schule.
    „Bitte!“ antwortete Doktor Waldmann höflich. „Wenn Sie die Mühe nicht scheuen.“
    „Die ist uns sicherer als angebliche Ehrlichkeit!“ giftete Fräulein Doktor Horn hinterher.
    „Vielleicht sollte man auch in anderen Schulen nachforschen“, bemerkte Doktor Waldmann ungemein freundlich.
    „Stimmenvergleiche wären zuverlässiger“, bemerkte Ingenieur Blaustampfer vom Roten Kreuz. „Der Alarmanruf wurde bei uns aufgezeichnet.“
    „Ausgezeichnet!“ lobte Medizinalrat Schönwetter, der sich als Spezialist besonders erfolgreich blamiert hatte. „Wurde der Anrufer auch gefragt, wer er ist?“
    „Das Gespräch kam von sehr weit her – offenbar aus dem Ausland – am Schluß wurde auch englisch gesprochen. Dann wurde es undeutlich und brach ab, mittendrin“, antwortete Frau Sedlatschek, die Telefonistin.
    „Was für eine Stimme war’s denn?“ fragte ein Ebertlehrer.
    „Eine weiche, dunkle. Typische Bubenstimme“, kam Ingenieur Blaustampfer Frau Sedlatschek zuvor.
    „Wir werden ihn finden…“
    Direktor Schuster hob die Hand. „Was immer Sie unternehmen, machen Sie bitte keine Staatsaktion draus! Wir wollen jedes unnötige Aufsehen vermeiden. Auch wir werden der Sache nachgehen, schon wegen der Kosten. Aber als Lehrer, nicht als Kriminalisten.“
    „Ich bin ganz Ihrer Meinung.“
    Doktor Waldmann lächelte. „Die Sache muß schulintern bleiben, ohne Aufsehen in der Öffentlichkeit. Sonst fühlen sich die Täter noch als Helden. Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Glück.“
    „Daß gerade Sie das sagen?“ entrüstete sich Fräulein Doktor Horn.
    Der Burglehrer lächelte ihr zu. „Es ist in unserem eigenen Interesse. Um das Vorurteil loszuwerden. So schnell wie möglich.“
    Die Selbstentrüster rümpften ihre Entrüstungszinken. Sonja Waldmann sah ihren Vater an, und beide dachten sich ihren Teil.
    Eine wichtige Persönlichkeit fehlte – der Polizeichef. Nicht nur als Vater von Andi mochte er sich dem allgemeinen Entrüstungseifer nicht anschließen, sondern auch wegen der Verhältnismäßigkeit. Da es sich vermutlich um Minderjährige handelte, hatte er mäßigend auf Direktor Schuster eingewirkt, der zuerst als Über-Entrüster aufgetreten war, und hatte ihm seinen Standpunkt erklärt: „Die Polizei war am Platz, solange man von Seuchengefahr ausging. Die Aufdeckung eines Streiches aber ist eine Angelegenheit, die innerhalb der Schule bleiben sollte und keine polizeiliche oder von sonst einer Institution zu betreibende Ermittlung.“
    Daß Direktor Schuster seinen vernünftigen Standpunkt von der Polizei bezog, konnten Doktor Waldmann und Sonja nicht wissen. Für beide war es sehr reizvoll zu

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