Ritual - Höhle des Schreckens
Schwierigkeiten festgestellt«, sagte der, »er ist auch mit der Grundsteuer für etliche Jahre im Rückstand. Ich frage mich, wieso er damit überhaupt durchgekommen ist. Im Übrigen hat er laut herumposaunt, dass das Versuchsfeld in Deeper angelegt wird, er habe da einen ganz bestimmten Plan. Als wüsste er etwas, was die anderen nicht wissen. Das ist mir ausgesprochen verdächtig vorgekommen.«
»Gott im Himmel, das hat er doch nur so dahergesagt, um seine Gläubiger zu beruhigen!«, widersprach Larssen.
Na wunderbar, dachte Hazen, jetzt legte er sich auch noch mit den Jungs von der KSU an! Larssen war eben noch nie ein Meister in logischer Argumentation gewesen.
Raskovich schüttelte den Kopf. »Es dürfte ihm sicher klar gewesen sein, dass Dr. Chauncy am Montag seine Entscheidung zugunsten von Medicine Creek bekannt gegeben hätte. Und dann wäre Lavender von seinen Gläubigern zum Offenbarungseid gezwungen worden. Unter dem Gesichtspunkt eines Motivs gesehen, würde ich sagen, dass er unter starkem Druck stand.«
Und da griff der Dekan Dr. Fisk ein. »Sheriff Larssen, niemand hat derzeit die Absicht, Anklage zu erheben. Es geht lediglich darum, weiter zu ermitteln, ob und inwieweit Mr. Lavender in irgendwelche Machenschaften im Zusammenhang mit Dr. Chauncys Ermordung verstrickt ist«, sagte er mit seiner Elfenbeinturmstimme.
Hazen hielt sich weiterhin bedeckt. Es gehörte sich unter Kollegen, demonstrativ Solidarität zu zeigen. Nur, die durfte natürlich nicht so weit gehen, dass Lavender ungeschoren davonkam.
»Dr. Fisk«, versuchte Larssen seinen Standpunkt zu erläutern, »ich bin lediglich dagegen, dass wir uns vorzeitig auf einen bestimmten Verdächtigen festlegen. Gewisse Spuren legen es nahe, den Kreis der Verdächtigen weiter zu ziehen.« Er wandte sich an Hazen. »Dent, wir alle wissen, dass Lavender kein Heiliger ist, aber ein Mörder ist er ganz bestimmt nicht, und erst recht keiner, der zu solchen grausamen Methoden fähig wäre. Und selbst wenn wir annehmen, dass er einen gedungenen Mörder vorgeschickt hat, wie soll dieser Handlanger von Deeper nach Medicine Creek gekommen sein, ohne dass ihn jemand gesehen hat? Wo hat er sein Auto versteckt? Wo hat er die Nacht verbracht? Das gesamte in Frage kommende Gebiet ist gründlich abgesucht worden, sogar aus der Luft.«
Hazen sagte nichts, denn er wusste nur zu gut, dass genau das der Schwachpunkt seiner Theorie war.
Larssen glaubte zu spüren, dass die Anti-Lavender-Front bröckelte und er Oberwasser bekam. Das wollte er unbedingt ausnützen. »Mir kommt es wahrscheinlicher vor, dass es jemand aus Medicine Creek gewesen ist, einer von diesen Jekyll-und-Hyde-Typen. Wenn’s ein Fremder gewesen wäre, hätte ihn irgendwann jemand sehen müssen. Er konnte nicht vor jedem neuen Mord ungesehen zwischen Deeper und Medicine Creek hin und her pendeln.«
»Er könnte sich mehrere Tage lang in den Maisfeldern versteckt haben«, warf Raskovich ein.
»Dann wäre er von den Suchflugzeugen entdeckt worden«, konterte Larssen. »Die haben das Gebiet wieder und wieder abgesucht. Wo soll er sich vor ihnen versteckt haben? Irgendwo in einem Erdloch?«
Hazen richtete sich abrupt auf und saß plötzlich stocksteif da. Natürlich, durchfuhr es ihn, das musste des Rätsels Lösung sein! Das fehlende Glied in der Kette, auf der seine ganze Theorie aufgebaut war. Er vergewisserte sich rasch, dass niemand seine Reaktion bemerkt hatte. Es durfte auf keinen Fall so aussehen, als habe ihn erst Larssens Bemerkung auf die richtige Spur gebracht.
Er atmete tief durch, dann sagte er mit ruhiger Stimme: »Völlig richtig, Hank. Er hat sich tastsächlich in einem Erdloch versteckt.«
»Wieso denn das?«, platzte Raskovich heraus.
»In Kraus’ Kavernen«, klärte Hazen ihn auf.
»Was für Kavernen?«, fragte Fisk.
»Das Höhlensystem an der Cry Road. Sie sind bestimmt schon daran vorbeigekommen: das große alte Haus mit der Andenkenbude. War früher eine Touristenattraktion. Jetzt kümmert sich Miss Winifred Kraus darum.«
Fisk und Raskovich nickten. »Ja, da sind wir schon vorbeigekommen.«
Larssen war blass geworden. Er wusste, dass Hazen den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Es drängte sich geradezu auf. Wieso war ihm das nicht eingefallen?
Die Stunde für Hazens Triumph hatte geschlagen. »Exakt in diesen Höhlen hat sich der Mörder versteckt«, fing er zu dozieren an. »Wie Ihnen Sheriff Larssen bestätigen wird, hat schon der alte Kraus dort unten seinen
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