Rivalen der Liebe
das führen konnte? War sie so naiv? Glaubte sie, der große Altersunterschied würde ihr Sicherheit geben?
“Ich glaube, ich nehme sie doch lieber ab”, erklärte Rebecca energisch.
“Nein.” Er spürte sofort, dass er zu viel von sich preisgab. Er musste vorsichtiger sein. Normalerweise nahm er sich, was er wollte, doch diese Frau war etwas Besonderes.
“Rebecca? Stewart?” Fee, jeder Zoll der Theaterstar, tauchte überraschend auf der Schwelle auf. “Gibt es ein Problem?”
“Nein, es gibt kein Problem”, entgegnete ihr Bruder unwirsch. “Du trägst Schmuck, der Millionen wert ist. Ich dachte, es würde Rebecca gefallen, wenn ich ihr eine Kette leihe.”
Als Rebecca sich zu ihr umwandte und ihr das Licht ins Gesicht fiel, sah Fee, dass ihre Augen verdächtig glänzten. Instinktiv umfasste sie den Türknauf, entsetzt und verblüfft zugleich. Sie hatte damit gerechnet, dass etwas passieren würde, denn es hatte untrügliche Anzeichen dafür gegeben – und nun war es passiert.
Rebecca trug Cecilias Kette. Als sie, Fee, die Kette das letzte Mal gesehen hatte, hatte Lucille sie getragen. Cecilias Kette war von Generation zu Generation an die jeweilige Herrin von Kimbara weitergereicht worden. Sie, Fee, erinnerte sich daran, dass ihre Mutter sie auch getragen hatte. Es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder gefasst hatte.
“Findest du nicht, dass ich recht habe, Fee?”, hakte Stewart nach.
Was soll ich tun, überlegte sie, während sie ihren Bruder ansah. Sollte sie eine Szene machen? Im selben Moment wusste sie, dass sie es nicht tun konnte. Kimbara und sämtliche Gegenstände im Haus gehörten Stewart, solange er lebte. Rebecca schien zu zittern. Offensichtlich war sie genauso schockiert über seine Geste, auch wenn sie die Geschichte des Opals nicht kannte. Oder hatte er sie ihr erzählt?
“Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen”, brachte Fee schließlich hervor.
“Sie muss mal an die Luft.” Unbehaglich stellte Stewart fest, dass Rebecca errötet war.
“Sie steht Ihnen hervorragend, Rebecca”, erklärte Fee. “Und sie passt sehr gut zu Ihrem Kleid.” Rebecca würde zutiefst beschämt sein, wenn sie ihr sagte, sie solle die Kette abnehmen, und das konnte sie ihr nicht antun.
“Ich hatte befürchtet, sie wäre zu wertvoll”, erwiderte Rebecca, die unendlich erleichtert über Fees Erscheinen war. Sie wusste einfach, dass es nicht richtig war, die Kette zu tragen.
“Sie sind unter Familienmitgliedern und Freunden, meine Liebe”, versicherte Stewart onkelhaft. “Die Kette kann weder verloren gehen noch gestohlen werden.”
Nein, aber viele Leute werden überrascht sein, dachte Fee unglücklich. Vor allem Brod …
Unten im geräumigen Wohnzimmer, das mit orientalischen und europäischen Möbeln eingerichtet und mit gestreiften Seidentapeten und schweren Vorhängen vor den Verandatüren dekoriert war, hatten die Gäste sich zu einem Drink eingefunden. Anschließend würden alle in den großen Ballsaal gehen, wo ein reichhaltiges Büfett aufgebaut war und getanzt werden konnte. Sowohl die Band als auch der Conférencier, ein bekannter Fernsehshowmaster, waren eingeflogen worden, und die Leute vom Partyservice hatten über den ganzen Tag gearbeitet, damit der Abend ein Erfolg wurde. Stewart Kinross zahlte immer gut, erwartete dafür allerdings auch, dass alles erstklassig war. Sonst konnte er sehr unangenehm werden.
Da sie die meiste Zeit sehr isoliert lebten, besuchten die Bewohner des Outback gern derartige Feste, und als Rebecca mit Stewart und Fee die große Treppe hinunterging, drangen Stimmengewirr, Lachen und Musik zu ihnen herauf. Sie war sich überdeutlich bewusst, dass man sie wie ein Mitglied der Familie behandelte und nicht wie eine Journalistin, die man als Verfasserin von Fiona Kinross’ Biografie engagiert hatte.
In der Eingangshalle kamen ihnen einige Gäste entgegen, unter anderem Broderick Kinross. Er betrachtete sie mit so glühenden Blicken, dass Rebecca das Gefühl hatte, wie Wachs zu schmelzen. Vielleicht nahm er Anstoß daran, dass sie ein Familienerbstück trug.
Die anderen, die sie gerade hatten begrüßen wollen, verstummten, und Fee überbrückte gewandt das peinliche Schweigen.
“So, meine Lieben, jetzt trinken wir alle noch ein Glas Champagner zusammen, und dann gehen wir in den Ballsaal”, verkündete sie. “Schließlich soll die Band nicht untätig herumsitzen, oder?”
Liz Carrol, die Blondine, war ebenfalls dabei. Sie trug ein eng
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