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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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entspannt im Zuber, vor sich ein Tablett mit allerlei Köstlichkeiten aus der Küche der gastfreundlichen Burg. Ein junges Mädchen bediente sie. Es hatte ihr Rosenblätter ins bereits duftende, warme Wasser gelegt, die Kämme und das Nachtzeug ausgepackt, ein Glas rotfunkelnden Wein eingeschenkt, Trauben, Nüsse und allerlei Konfekt aufgetischt.
    Der Schreck, der ihr in die Glieder gefahren war, als sie über dem Eingang der Burg ein Einhorn auf der Fahne erblickt hatte, war einer wohligen Zufriedenheit gewichen. Natürlich war das Verhalten des Burgherrn und seiner Dame seltsam gewesen. Die Art, wie Fulcos Bruder sie angesehen hatte! Und diese fast übertriebene Fürsorge der belle-soer, Fulcos Schwägerin, die Sibylle hieß, wie sie der Dienerin soeben entlockt hatte. Was nur hatte Fulco den beiden über sie erzählt? Dass sie die Königin von Frankreich sei?
    Plötzlich hörte Rixende Pferdegetrappel. Das Burgtor quietschte. und die Hunde schlugen an. Wer war um diese nächtliche Stunde noch unterwegs? Erwarteten die beiden weitere Gäste? Rixende gähnte und zog am Seil der kleinen Glocke, die über dem Zuber befestigt war, um sich abtrocknen zu lassen und endlich zu Bett zu gehen. Morgen hatte sie wieder einen langen Ritt vor sich.
    Die junge Magd flocht Rixendes frischgewaschenes Haar in dicke Flechten und hüllte ihren nach Rosenöl duftenden Körper in ein großes Leintuch. Dann geleitete sie sie in eine Kammer, die der Badestube gegenüber lag. Dort flackerte eine honiggelbe Kerze auf einem Tischchen, und ein Himmelbett mit weißen Vorhängen und Volants, die über und über bestickt waren mit winzigen bunten Blüten, versprach eine wahrhaft erholsame Nacht. Rixende begann zu ahnen, weshalb ihr Fulco die elterliche Burg empfohlen hatte. Eine solche Annehmlichkeit hatte kein Kloster auf dem Weg geboten.
    „Darf Ich Euch noch ein Glas Wein bringen, Herrin?“ fragte das Mädchen.
    „Nein, danke, ich möchte gleich schlafen, Jacotte!“
    Die Magd nickte, zeigte Rixende noch das Nachtgeschirr und verließ dann eilig die Kammer.
    Rixende betete, löschte die Kerze und legte sich nieder. Sie war schon fast am Einschlafen, als sie durch erneutes Hundegebell aufschreckte. Sie lauschte. Nein, nichts. Doch ... da war etwas. Plötzlich waren draußen auf dem Gang Schritte zu hören. Jemand flüsterte halblaut. Ein kurzes Auflachen. Dann wieder Stille. Rixende seufzte und drehte sich auf die andere Seite, um endlich zu schlafen. Da klopfte es an ihre Tür.
    „Jacotte?“ rief Rixende und setzte sich auf. Brachte ihr die Magd nun doch noch Wein?
    Knarrend schob sich die Tür auf. Doch es war nicht das Mädchen, das dort mit einem eisernen Leuchter in der Hand im Türrahmen stand, es war weder die Burgherrin noch der Burgherr. Es war Fulco von Saint-Georges, gekleidet wie ein Ritter, in grünem Wams und dunklen Beinkleidern. Ohne ein Wort zu sagen, betrat er Rixendes Kammer, schloss hinter sich die Tür, drehte zweimal den hölzernen Schlüssel herum und trat an das Himmelbett.
    „Jeder Mensch braucht einen Ort, wo er ganz bei sich sein kann. Ich freue mich, Euch wohlbehalten bei mir zu Hause zu wissen, Rixende“, sagte er leise und sah mit seinen dunklen Augen auf ihre schmalen, nackten Schultern hinab.
    „Ihr ... du hast das geplant, nicht wahr?“
    Fulco nickte und schlug für einen Moment die Augen nieder, dann aber sah er sie ernst und zärtlich an, und plötzlich waren alle Bedenken und alles Misstrauen hinweggefegt.
    „Es gibt nicht viele Möglichkeiten für uns beide, ungestört beieinander zu sein. Doch du entscheidest, Rixende. Ein Wort, und ich reite noch in der Nacht nach Carcassonne zurück.“
    Rixende schwieg lange. Dann nahm sie Aimerics Rubin vom Finger, legte ihn auf das Tischchen neben dem Bett und sagte: „Bleib.“
    Und die Liebe schmeckte wie Himmel und Erde zugleich.

    Am nächsten Morgen, als die beiden engumschlungen erwachten, zwitscherten draußen schon die Vögel. Fulco fing erneut an, Rixende überall zu streicheln, und sie ließ es zu, ja sie genoss geradezu die Berührung seiner Hände auf ihrem Körper. Nie zuvor hatte sie dieses wohlige Schauern erlebt, das ihr Fulco bereitete, dieses Gefühl der Ekstase, das auf dem Höhepunkt Duft und Farben ineinanderfließen lässt. Sie liebten sich und konnten nicht aufhören, sich aneinander zu erfreuen.
    Als sie endlich ermattet nebeneinander lagen, sagte Fulco:
    „Bleib bei mir, ein oder zwei Tage!“
    „Aber ... dein Bruder, deine

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