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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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beten, dass sich der heutige Vorfall nicht in Windeseile im ganzen Lande herumspricht.“
    „Sorg dich nicht. Mein Bruder wird den Leuten einschärfen, das Maul zu halten. Das ist er mir schuldig.“
    Rixende lachte auf. „Dein Bruder, der dich seinerzeit so gehaßt hat, dass dich die Eltern ins Kloster gegeben haben?“
    „Er hat es längst bereut. Ich habe ein langes Gespräch unter vier Augen mit ihm geführt. Wir haben uns versöhnt. Auf ihn kann ich mich verlassen. Er ist von meinem Blut. Was uns angeht, Rixende, unter keinen Umständen will ich die Verbindung zu dir aufgeben. Am liebsten wäre mir, wir gingen irgendwo hin, wo uns niemand kennt. Mein Amt bedeutet mir nichts mehr, außerdem werde ich es sowieso verlieren, wenn mein Brief an Nogaret bekannt wird.“
    „Nein“, sagte Rixende mit Nachdruck. „Ich habe das Gefühl, es ist noch nicht die Zeit dafür. Ich habe Aimeric hintergangen, noch bevor er ein Jahr unter …“
    „Er ist tot!“
    „Er ist tot, jawohl. Und ich bin seine Witwe. Dir bin ich nichts“, sagte Rixende schärfer, als sie beabsichtigt hatte, und schob Fulco von sich. „Das Geschäft lässt sich ebenfalls nicht von heute auf morgen auflösen. Außerdem ist da noch die ungeklärte Sache mit Abbéville, der Tag des Heiligen Ignatius. Ich schwöre dir, Fulco“, Rixendes Augen funkelten zornig, als sie ihre Wut auf Sibylle nun an ihm, dem Inquisitor, ausließ, „ich schwöre dir, er wird keinen toulza bekommen, keinen einzigen toulza !“
    „Rixende, steigere dich nicht in etwas hinein, das dir zum Schaden gereichen könnte. Abbéville ist viel mächtiger, als du denkst. Er hat den Seneschall auf seiner Seite und den Papst.“
    „Das kann ich mir gut vorstellen“, sagte Rixende tapfer, „aber ich habe keine Angst. Ich fühle mich im Recht, und der Senat ist auf meiner Seite. „Übrigens, etwas hätte ich beinahe vergessen, dir zu erzählen: Rate, wer mir in Cotllioure über den Weg gelaufen ist? Der Kräuselbart!“
    „Der Kräuselbart? Wen meinst du damit?“
    „Na, jener Herr Clément, der sich mit mir auf dem Schiff befand.“
    Fulco setzte sich ruckartig auf. „Clément? Das kann nicht sein, ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie er von Fontfroide weggeritten ist, in die entgegengesetzte Richtung. Du musst dich getäuscht haben.“
    Rixende erzählte Fulco, dass sie zuvor schon einmal geglaubt hatte, ihn gesehen zu haben.
    Fulco kam ein schrecklicher Verdacht. Doch ihm fehlte die Zeit, den Gedanken weiter zu spinnen, weil Rixende noch etwas ansprach, über das zu reden er sich aus bestimmten Gründen scheute.
    „Wo übrigens hieltest du dich auf, während ich in Cotllioure war?“
    Fulco überlegte einige Augenblicke zu lange. Dann sagte er leise. „Ich könnte dich jetzt belügen, Liebste. Doch das will ich nicht. Dennoch muss ich dir meinen Aufenthaltsort verschweigen.“
    „Weshalb?“ fragte Rixende entsetzt.
    „Nun, ich bin Inquisitor, noch immer. Was das bedeutet, weißt du nur zu gut. Du musstest deinen Geschäften nachgehen, ich den meinen. Ketzer gibt es überall in unserem Land.“
    „Ach ... das heißt, du warst unterwegs, um Katharer auszuräuchern?“
    „Weshalb redest du in diesem Tonfall mit mir?“ sagte Fulco verwundert und ein wenig ärgerlich. „Ich bin Fulco von Saint-Georges, nicht Abbéville. Wenn ich dir gewisse Dinge verschweige, so hat das seine Gründe, die außerhalb … unserer Liebe liegen. Meine Zuneigung zu dir ist tief und aufrichtig, Rixende. Ich wünschte mir, für immer mit dir zusammen zu sein. Doch – und da gebe ich dir recht - wir haben beide noch einiges zu erledigen. Ich bitte dich jedoch, mir zu vertrauen, nichts von dem zu glauben, was dir möglicherweise zu Ohren kommt über mich. Ich werde dir im Abstand von einem halben Tag hinterherreiten, ich will sicher sein, dass du gut nach Hause kommst. Und ich werde mein Ziel niemals aus den Augen verlieren, komme, was da wolle, nämlich irgendwann ein gemeinsames Leben mit dir zu führen, irgendwann, irgendwo.“

28
    Und weinend kehren sie zu ihrem Singen,
    und zu dem Ruf, der jedem Pflicht und Fug.
    Dante, Die Göttliche Komödie

    Alles unterliegt der Liebe, sagt man. Die Liebe formt sich die Wirklichkeit nach ihren eigenen Vorstellungen; und spricht auch der Tor von ihr, lässt sie sich doch nicht in sein Herz sperren. Mitunter überwindet sie Grenzen. So stieg Orpheus flötespielend in den Orkus hinab, um Eurydike zu suchen. Kann man sich aber etwas Schmerzlicheres

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