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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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PROLOG
     
    Das erste lebende Wesen war Feuer.
    Entsprungen aus dem stillen Mutterleib unendlicher Weiten, verschlang es alles in seiner Reichweite, wuchs, wütete und versprühte grelle Funkenregen, um neue Flammen zu säen. Im glimmenden Herzen der Erde und in der Sonne über ihr lebt immer noch Feuer. Alles, was wächst, nährt sich an jenem Licht; es lodert im Blut, das durch jede Ader pulsiert, und nach dem Tode wird aus allem Nahrung für anderes.
    Feuer ist Magie.
    Über den windgebeugten Gräsern der Steppe zuckt Licht über den Himmel, und plötzlich steht ein vereinzelter Baum in Flammen. Singend tragen Männer die brennenden Zweige hinfort und entzünden damit die Kohle in ihrem Schmiedeofen. Der Zauber kunstfertiger Schmiede besteht gleichermaßen aus Handwerk und Magie.
    Bald glüht der Ofen; im Trog beginnt ein vom Himmel gefallener Felsbrocken zu glimmen. Er blubbert und knistert, ergießt sich als Rinnsal flüssigen Feuers in die Gussform. Und verfestigt sich wieder. Funken fliegen, als Hämmer die heiße Eisenstange zu einem leuchtenden Draht schlagen. Abermals wird das Metall erhitzt; glühende Drahtbündel verschlingen sich ineinander; wütend stieben Funken, als der Hammer neuerlich zuschlägt.
    Verflechten, Kühlen, Erhitzen; jedes Teilchen jedes Stabes wird ausgerichtet, bis die Masse kein Eisen mehr ist, sondern etwas Bedeutenderes. So wie die Erde aus einem wirbelnden Stern geboren wurde, wird Stahl im Ofen des Schmieds geboren. Das Flüstern der Flammen verwandelt sich in getuschelte Beschwörungen; jeder Hammerschlag gleicht einem verworrenen Rhythmus; und der Stahl stimmt ein Triumphlied an, als seine Vervollkommnung naht.
    Der Sprechgesang der Zauberschmiede zwingt den Stahl, seine Form zu bewahren, dünn, tödlich, wunderschön. Ihre Zaubersprüche verleihen jener Form ihr Wesen, ihren Namen. Sie rufen ihren Gott an, beschwören seine Kraft, getreu und sorgsam, auf dass ihr Werk nicht zu schwach werde, um aufzunehmen, was da kommt.
    Abermals bläht sich der Blasebalg, und der Ofen lodert zornig auf. Abermals wird die Klinge erhitzt; der Sprechgesang bestimmt die Zeit; weise Augen beobachten, wie die Farbe sich verändert, und dann, mit einem Schrei, wird der Stahl emporgehoben. Die leuchtende Klinge scheint sich zu kräuseln, als die Hitze die Luft darum verschwimmen lässt. Der Zauberschmied umwickelt den Griff mit Leder und kühlt die Klinge im Herzblut eines gefangenen Kriegers, der wegen seines Mutes auf dem Schlachtfeld auserwählt wurde. Die Klinge wird herausgezogen, Blut ergießt sich auf den Boden. Der Zauberschmied hebt die Waffe empor, und Blitze zucken über den Himmel.
    Nur sieben Schmiede kennen alle Beschwörungen und Geheimnisse, um diese Klingen zu erschaffen, die sieben Magier der Sarmaten. Sieben Schwerter haben sie aus Sternenstahl geschmiedet, sieben Schwerter, in deren Herzen der Name des Kriegsgottes lebt. An sieben heilige Könige werden sie überreicht, um im Dienste des Lebens Tod zu verbreiten.
    Feuer ist Macht.

I
    Das Schwert-Ritual
    A.D. 424-425
     
    Britannien brannte.
    Artoria Argante zog sich den Schleier halb übers Gesicht, holte vorsichtig Luft und starrte in die Flammen. Sie versuchte sich einzureden, dass der Brand dieser einen Villa nicht die ganze Welt bedeutete, doch selbst die Sonne schien an einem schwelenden Himmel zu lodern, und blauer Rauch hing über den Hügeln. Ihre Base Madrun hustete qualvoll, dann zog sie sich die Kapuze, die das bronzebraune Haar bedeckte, tief ins Gesicht, als wollte sie den Anblick dessen aussperren, was einst ein blühendes Anwesen dargestellt hatte. Nun glich es nur noch einer schwelenden Ruine. Eine weitere Rauchsäule jenseits des Haselhains zeugte vom Schicksal des nächsten Gehöfts entlang der Straße.
    »Herrin, Ihr müsst hier weg!« Junius Lupercus griff nach dem Zaumzeug ihres Pferdes. Die Stute begann unruhig zu tänzeln, als Argante sie zurückweichen ließ.
    »Noch nicht.« Als Hauptmann ihrer Leibgarde erfüllte er nur seine Pflicht, doch er begriff nicht, weshalb sie es sehen musste.
    Sie starrte auf die Toten, die auf der zertrampelten Erde verstreut lagen. Ihr am nächsten befand sich der Leichnam eines alten Mannes. Blut aus einer langen Schnittwunde am Kopf befleckte sein weißes Haar, doch selbst im Tod umklammerte er krampfhaft ein Legionärs-Breitschwert und einen Schild. Ein Veteran, dachte sie, der sich nahe der Feste niedergelassen hatte, die er einst verteidigte. Sie trieb die Stute

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