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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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spielten. Und nun, gewissermaßen aus heiterem Himmel, stand dieser Mann auf - Rixende hatte ihm beim Turnierkampf noch ein Seidentuch zugeworfen -, um eine anzügliche Rede zu halten. Fulco vermutete später, dass er beleidigt war, weil man ihn beim Mahl nicht neben Sibylle und Loup plaziert hatte. Möglicherweise aber war der Grund einzig der, dass er voll des starken Weines war, als er sagte:
    „Nun, edle Freunde aus nah und fern, lasst uns anstoßen auf zwei schöne Menschenkinder, die sich in unserer Mitte befinden und heute offenbar eine ´Heimliche Ehe` eingegangen sind: Ihr wisst alle, wenn ich meine. Trinken wir also auf meinen alten Freund und Kampfgefährten Fulco von Saint-Georges, der endlich wieder unter uns weilt.“
    Der Ritter wies mit einer formvollendeten Geste auf den so Brüskierten und grinste dabei frech. „Lasst Euch aber nicht täuschen, liebe Leute, ich weiß es genau, zieht er sein buntes geschlitztes Wams aus, so kommt noch immer sein Jakobiner-Habit zum Vorschein. Ja, ja, die Dominikaner, die harmlose Turniere wie das unsrige heute als heidnische Zirkusspiele beschimpfen! Es ehrt unseren Saint-Georges, dass er inzwischen anders darüber denkt!“
    Die Leute lachten schallend, einige schlugen sich gar auf die Schenkel, doch er war noch immer nicht fertig. Mit hohngetränkter Stimme fuhr er fort:
    „Vielleicht liegt es aber an dieser schönen Frau an seiner Seite, der uns allen unbekannten Rixende, die uns ihre brennende Liebe zu ihrem Mönch auch noch mit einem feuerroten Kleid anzeigt. Ach, wie romantisch! Und wie klug! Kein Ehevertrag war nötig zu diesem Bund, und demzufolge muss auch keine Mitgift im Falle eines Scheiterns zurückgezahlt werden. Doch – halt ... was rede ich da? Im Falle eines Scheiterns ... Geheime Ehen können ja gar nicht gebrochen werden, oder?“
    Wieder brüllte alles.
    Da stand Loup auf und sagte mit lauter Stimme: „Halt dein Maul, Gaston! Das Fest ist zu Ende. Geht! Alle miteinander.“
    Zögerlich standen die Gäste auf, die meisten mit betretenen Gesichtern. Doch es gab auch welche, die murrten und zornig waren auf denjenigen, der diese üble Schmährede gehalten hatte.
    Durch einen Tränenschleier hindurch sah Rixende, wie Fulco an sich halten musste. Seine Hände zitterten, und seine Lippen waren aufeinandergepresst. Loup stand mit eisiger Miene an der hohen Flügeltür und verabschiedete seine Gäste. Doch wo war Sibylle? Suchend sah sich Rixende um, um sich ihres Mitgefühls zu versichern. Die Burgherrin stand, in schwarzen Samt gekleidet und mit goldener Hörnerhaube auf dem Kopf, unbeweglich am Ende des Saales, mit dem Rücken zum Fenster gelehnt und Rixende erkannte mit Schrecken, dass ein kleines boshaftes Lächeln ihren Mund umspielte. Als sie Rixendes ungläubigen Blick bemerkte, verleugnete sie rasch, was ihr Mund preisgegeben hatte.
    Was ging hier eigentlich vor?

    In der Nacht, als die beiden Liebenden wieder allein waren, hatte sich bereits ein fremdes Gefühl zwischen sie gedrängt.
    Rixende sagte kühl: „Ich reise morgen ab.“
    „Morgen schon?“ fragte Fulco verwundert, doch in seiner Stimme lag nur wenig Bedauern.
    „Ja. Bei aller Freundlichkeit, mit der man mich hier aufgenommen hat, drängt sich mir der Verdacht auf, dass man mich nicht mag. Das rote Kleid ...“ Da platzte es aus ihr heraus: „Deine Schwägerin hat das alles eingefädelt, diese Ränkeschmiederin!“
    Fulco nickte. „Sie ist eifersüchtig auf dich, Loup hat es mir gesagt. Es war ein Fehler, hierher zu kommen. Dass aber ausgerechnet mein bester Freund Gaston sich von ihr einspannen ließ, mich gewissermaßen verraten hat, hat mich tief getroffen.“
    „Sie ist eine böse alte Frau.“
    Fulco schwieg. Nach einiger Zeit, als er bemerkte, dass Rixende leise weinte, meinte er:
    „Du darfst nicht ungerecht sein, Rixende. Jede Frau ist wohl ärgerlich, wenn sie auf eine trifft, die ihr ähnlich sieht, aber um Jahre jünger und um vieles schöner ist als sie.“
    „Du nimmst die Hexe auch noch in Schutz? Liebst du sie noch immer?“
    „Ich liebe dich, Rixende.“ Fulco nahm Rixende in den Arm.
    „Ich lasse dich nur ungern weiterreiten, bitte glaub es mir, aber in Anbetracht der Umstände ist es tatsächlich besser, wenn du gehst.“
    „Und ...“ Rixende sah mit tränennassen Augen zu ihm auf, „wie soll es mit uns weitergehen? In Carcassonne können wir uns nicht lieben. Die Leute würden mich steinigen, wenn sie es erführen. Ich kann sowieso nur hoffen und

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