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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Ordens und zur Standhaftigkeit zu ermahnen, wobei er ihnen ans Herz legte, vor allem den Verdacht erregenden Umgang mit jungen Frauen zu vermeiden, weil diese überaus verführerisch und imstande seien, Seelen zu verstricken, die noch nicht zur Reinheit gefunden hatten. ´Der Heilige - meine lieben Brüder merkt gut auf`“ - so Pirenne – „soll wörtlich gesagt haben: ´Gottes Barmherzigkeit hat mich bis zu dieser Stunde vor der Unversehrtheit meines Fleisches bewahrt. Jedoch bekenne ich euch, dass es mir nicht gelungen ist, dieser einzigen Unvollkommenheit zu entgehen: Gespräche mit jungen Mädchen rührten mein Herz mehr an, als wenn mich alte Weiber ansprachen!`“
    Petrus hatte sich am Ende der Geschichte jedes Mal vor Lachen den Bauch gehalten, während die Mönche sich längst mehr über den Alten amüsierten, als über die besondere Schwäche des Dominikus.

    Nachdem einige Wochen ins Land gegangen waren - der Winter hatte in diesem Jahr schon zweimal sein weißes Kleid auch über das Kloster von Avignon geworfen, was nicht oft vorkam -, konnte Fulcos Stellvertreter dessen offensichtliche Not nicht mehr mit ansehen. Seines weißen Lockenkranzes wegen von allen Bruder Angelo genannt – er hieß eigentlich Bruno von Couserans -, hatte er seine Enttäuschung, nicht Pirennes Nachfolger geworden zu sein, längst überwunden. Daher fasste er sich ein Herz und bat nach der Matutin, als sich die anderen ins Dormitorium zurückgezogen hatten, um eine Unterredung unter vier Augen.
    Fulco sah verwundert auf seinen Verweser, den er zwar aufgrund seines Fleißes und seiner absoluten Redlichkeit und Loyalität über alle Maßen schätzte, als Mensch jedoch nie richtig wahrgenommen hatte.
    „Gut, Bruder Angelo, kommt mit mir in meine Schreibstube.“
    „Ehrwürdiger Vater“, fing der Mönch an zu reden. Er war von mittelgroßer Statur, und seine dicken Wangen waren an diesem Abend vor Aufregung leicht gerötet. „Jedermann in unserem Kloster ist weit davon entfernt, von prophetischem Geist erfüllt zu sein, doch ...“ er stockte und schien verzweifelt nach den richtigen Worten zu suchen, „doch alle Brüder erfüllt eine einzige große Sorge!“
    „Und die wäre? Sprecht frei heraus, Bruder Angelo!“
    „Bitte werft mir nicht Anmaßung vor, wenn ich Euch sage ... wenn ich sage, dass unsere Sorge ... Euch gilt, Vater Prior!“
    Fulco zog die Brauen hoch.
    „Mir? Ihr sorgt Euch um mich? Das verstehe ich nicht. Führe ich unsere Gemeinschaft etwa nicht nach den Regeln?“
    „Nein, nein“, wiegelte Angelo ab, und er begann beträchtlich zu schwitzen, obwohl es in der Schreibstube wie in allen anderen Räumen in dieser Jahreszeit kalt und zugig war, „es ist Eure Traurigkeit, Euer Unglück, das Euch so sehr ins Gesicht geschrieben steht, dass es uns vollkommen ratlos macht. Uns ist zu Ohren gekommen, dass man Euch Unrecht zugefügt hat. Da Euch Euer Beichtvater offenbar keine große Hilfe war, möchten wir Euch gern helfen, Vater Prior. Wobei wir nicht an eine öffentliche Verfehlungsbeichte denken, wie sie in den Orden allgemein üblich ist. Niemand hier will Euch beschuldigen, und es wird demzufolge auch kein esgard - kein Urteil - gesprochen werden.“
    Es war lange her, seit sich jemand um Fulco gesorgt hatte. Wie ernst durfte er Angelos Worte nehmen, der, wie auch der angesprochene Beichtvater, ein Dominikanermönch alter Schule war, wenn auch fern aller inquisitorischen Spitzfindigkeiten.
    „Darauf war ich nicht vorbereitet“, sagte er vorsichtig. „Es tut mir leid, dass ich mich nicht besser in der Gewalt hatte. Doch ... helfen? Nein, ich denke nicht, dass Ihr mir in irgendeiner Form helfen könnt.“
    „Ist es Stolz, der Euch diese Worte sprechen lässt, ehrwürdiger Vater? Homines sumus non dei – Wir sind alle Menschen, keine Götter!“
    „Da habt Ihr allerdings recht, Bruder“, sagte Fulco nach einiger Zeit, und es wurde ihm eigentümlich warm ums Herz. Wie anders hatten diese Worte aus dem Mund von Abbéville geklungen. „Verzeiht! Ich will gerne mit Euch reden, aber nicht als Euer Prior.“
    Entschlossen streifte er seinen Ring vom Finger, nahm sein goldenes Kruzifix ab und legte beides zur Seite, um mit Bruder Angelo gleich zu sein, und erzählte ihm von den Geschehnissen in Carcassonne. Er war so ehrlich, seine eigenen Verfehlungen als Inquisitor und seine innere Zerrissenheit im Umgang mit Menschen katharischen Glaubens nicht zu verschweigen, ließ aber keinen Zweifel aufkommen, auf

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