Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)
geschehen, wie Ihr wisst.“
„Das stimmt, Mâitre“, sagte Rixende selbstbewusst. „Ich habe das seinerzeitige Schreiben des Seneschalls, die Angelegenheit betreffend, mitgebracht. Dort steht allerdings, dass das Geschäft Castel Fabris, die Häuser und die Ländereien zu Carcassonne bis zu des Königs Urteil nicht angerührt werden dürften. Zu Carcassonne!“ betonte sie noch einmal. „Lest selbst!“ Sie reichte ihm das Dokument.
„Von den Niederlassungen ist keine Rede. Und das Geschäft zu Carcassonne besteht natürlich noch immer, wenngleich der Lagerbestand ... nun ja, er ist um etliches zurückgegangen.“ Rixende seufzte theatralisch und strich sich mehrmals ihr grünschwarz gestreiftes Gewand glatt. „Die Warengestelle sind inzwischen fast leer, die Gesellen haben mich im Stich gelassen. Ich bin eben nur die Schwiegertochter, verstehe nicht allzuviel vom Tuchhandel. Ach“, klagte sie, und sie war selbst überrascht, wie leicht ihr diese Lügen über die Lippen kamen, „man hat meine Unwissenheit ausgenutzt nach dem Tod meines Mannes. Wer will mir einen Vorwurf machen? Der König? Die Inquisition? Der Bischof?“
Der Notar hüstelte und bekam einen roten Kopf vor unterdrücktem Lachen.
„Verstehe, verstehe! Niemand kann Euch einen Strick daraus drehen, dass die Geschäfte rückläufig sind, verehrte Frau Fabri. Und diesem Schreiben zufolge könnt Ihr tatsächlich mit Euren Niederlassungen machen, was Ihr wollt. Sie sind nirgends erwähnt. Gut, ich werde also Eure Verfügungen noch heute unterzeichnen. Doch …“
Der hagere Mann, der ebenfalls mit Elias Patrice befreundet war, war nun wieder ernst geworden. Er strich sich nachdenklich über seinen glatten Schädel.
„Habt Ihr es Euch wirklich genau überlegt, Frau Fabri? Ihr verschenkt mit diesen Übereignungen gewissermaßen Euer Erbe. Weshalb verkauft Ihr die Läger nicht zu einem angemessenen Preis an diese Männer?“
„Ich will die drei nicht ruinieren, sondern verpflichten, Castel Fabris Handel in seinem Sinne weiterzuführen. Sie waren meinem Schwiegervater und meinem Gatten treu ergeben und haben mir ebenso treu zugearbeitet. Daher sollen auch sie Fabris Erben sein, nicht nur ich.“
Am Abend, nach der Unterredung beim Notar, suchte Rixende das Gespräch mit Benete. Lange hatte sie hinausgezögert, ihr das zu erklären, was unaufhaltsam näherrückte.
„Liebe Benete“, begann sie das gewiss nicht einfache Unterfangen, „des Königs Urteil steht noch aus, und niemand weiß, wie die Angelegenheit enden wird. Doch gleich, wie Philipp der Schöne entscheidet, ich werde Carcassonne auf immer verlassen!“
Benete blies die Backen auf.
„Verlassen? Aber Ihr könnt doch nicht einfach von hier weggehen, Herrin! Hier ist doch Euer Zuhause! Das Geschäft und unser ganzes Hab und Gut! Die Truhen, Kästen, das Lager, des alten Herrn wertvolle Bücher! Euer schöner Brunnen und …“
„Benete, bitte beruhige dich. Ich … ich muss dir noch etwas sagen. Zuvor versprichst du mir aber, dass du mit niemandem darüber redest, mit niemandem.“
Die Köchin nickte. „Ihr wisst, dass Ihr Euch auf mich verlassen könnt, Herrin!“
„Ich habe unser Geschäft in aller Heimlichkeit aufgelöst. Es existiert nicht mehr.“
„Wie ...? Aufgelöst? Aber ... Das verstehe ich nicht!“
Die Tränen kullerten Benete über ihre dicken Wangen hinab, und sie konnte sich kaum fassen.
„Hast du nie bemerkt, dass es seit Ibrahims Abreise keine Tuchlieferungen mehr gab? Es kamen keine Wagen hier an, und es fuhren keine mehr aus der Stadt hinaus.“
„Der Herr Ibrahim? Ja ... nein ...“, stammelte sie, „ich habe ... Natürlich ist alles viel ruhiger geworden, seit die Fabris tot sind. Das ist auch Aucassinne aufgefallen, aber ich hoffte ja immer, Ihr fändet einen angemessenen Gatten, der alles in seine Hände nehmen würde.“
Rixende lächelte.
„Ja, ja, ich weiß, Jean Poux. Ich habe über diesen Vorschlag ernsthaft nachgedacht. Aber es geht nicht. Du kennst den Mann meines Herzens, Benete. Und du weißt, dass ich ihn niemals aufgeben werde, nicht wahr?“
Benete seufzte tief und stieß dann unter Tränen hervor: „Der Inquisitor!“
Jetzt konnte Rixende nicht anders als hellauflachen.
„Inquisitor ist er längst nicht mehr. Aber er kann natürlich nicht derjenige sein, der hier Fabris Geschäfte übernimmt, das verstehst du gewiss. Gibt der König uns recht, so will ich das Rote Haus, das Lager und die Ländereien an den Notar
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