Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)
Peyre-Barthe verkaufen. Ach bitte, schick ihm zwei Kapaune und drei Gänse vorbei!
Wie du siehst, Benete, ist alles bereits besprochen. Ich selbst will nur das mitnehmen, was mir am Herzen liegt. Und das wird sicherlich auf einen einzigen Wagen passen. Entscheidet der König allerdings gegen uns, so ist sowieso alles verloren, dann zieht hier unweigerlich die Inquisition ein.“
„Aber wohin wollt Ihr, Herrin? Beabsichtigt Ihr, fortan in aller Heimlichkeit mit diesem … diesem … Prior von Avignon zusammenzuleben, und was geschieht dann mit uns?“
„Langsam, langsam. Deshalb wollte ich ja mit dir reden, liebe Benete. Ich würde dich nur ungern verlieren, dich, Josette und deinen Sohn, der mir in den letzten Monaten eine echte Hilfe war. Kommt einfach mit mir!“
„Aus Carcassonne wegziehen ... ach nein, ich weiß nicht recht.“ Benetes Verzweiflung war nicht gespielt.
„Du sollst das nicht heute entscheiden müssen, meine Gute“, meinte Rixende. „Sprich in aller Ruhe mit Aucassinne und Josette darüber. Entscheidet ihr euch hierzubleiben, so wird es euch an nichts fehlen. Das verspreche ich. Ich will euch gut auszahlen, so dass ihr niemals mehr werdet arbeiten müssen. Doch wenn ihr mich begleitet - wobei ihr mir allerdings blind vertrauen müsstet, denn den Ort, an es mich zieht, kann ich euch heute noch nicht verraten - würde das ein völlig neues, vielleicht aufregendes Leben für euch bedeuten.“
Benete erhob sich. Das Lächeln, das sie versuchte, verunglückte jedoch gewaltig, und noch immer kullerten ihr die Tränen über die dicken Wangen.
„Gut, wir wollen es uns überlegen.“
„Und noch etwas, Benete“, sagte Rixende, bevor sie die Tür hinter sich schloss, „bitte hol mir ein letztes Mal Authié ins Haus.“
Nun riss die Köchin erschrocken die Augen auf.
„Das geht nicht, Herrin!“ flüsterte sie. „Es ist zu gefährlich! Wir sind zu äußerster Vorsicht ermahnt worden, keiner traut sich mehr, einen heimlichen Gottesdienst abzuhalten oder gar einen parfait ins Haus zu holen, denn dieser neue Inquisitor soll noch hundertmal schlimmer sein als Abbéville und Saint ...“
„Und Fulco von Saint-Georges“, vervollständigte Rixende lächelnd Benetes Einwand. „Findet er niemals Gnade vor deinen Augen?“
Benete wurde über und über rot.
„Entschuldigt, Herrin! Es ist mir nur so rausgerutscht.“
„Schon gut. Zurück zu Authié. Wenn es tatsächlich zu gefährlich ist, dass er hierherkommt, so muss unbedingt ein Treffen mit ihm in Narbonne arrangiert werden. Dorthin will ich mich nach dem Urteilsspruch des Königs als erstes begeben, um meine weiteren Angelegenheiten zu regeln. Ich schlage den Tag der Heiligen Gertrud von Nivelle vor. Lass Authié ausrichten, dass ich an diesem und an vier weiteren Vormittagen in der Nähe der Basilika auf ihn warten werde. Er soll sich als Bettler verkleiden und einen Knotenstock mit sich führen. Ich werde ihn schon zu finden wissen.“
Um das Volk zu beschwichtigen, bevor der König kam, hatte man einen weiteren Inquisitor bestellt: Geoffroy d`Ablis. D`Ablis, der in seiner Jugend eine Zeitlang Blut gespuckt hatte, aber wieder gesund geworden war, sah sich seitdem unter dem besonderen Schutz des Herrn. Sein Wahlspruch lautete: „Warum über den Glauben Worte machen, wenn man ihn hat.“
Er und Guidonis kamen jedoch überein, dass sich Abbéville vorerst weiter in Carcassonne nützlich machte, sie brauchten ihn wohl auch. So saß Abbéville zutiefst gedemütigt, Tag um Tag im Turm der Justiz und feilte mit klammen Fingern an den Prozessakten herum, die dem König vorgelegt werden sollten. Dafür war er der richtige Mann.
In den Abendstunden jedoch, bei Kerzenlicht, arbeitete er verbissen - doch mit der Geduld Christi, wie er meinte - an einem neuen Plan, um an die Geheimnisse des Hüters zu kommen. Abbéville sträubten sich regelrecht die Nackenhaare, wenn er nur an diesen Mann dachte, der ganz bestimmt noch vor dem Zumauern der Höhle die Schätze in Sicherheit gebracht hatte. Inzwischen gab es neue Hinweise, wie man ihn ausfindig machen konnte, interessante Hinweise. Der Konsul Olivier Martell wollte erfahren haben, dass sich Fulco von Saint-Georges und die Witwe des Aimeric Fabri erneut ab und an zu einem Liebesstündchen trafen, und zwar in Auriac. Hatte er, Abbéville, nicht schon immer gewusst, dass die Fabri oder Planissole, die Schwester des Hüters, janusköpfig war? Geoffroy d`Ablis, den man sich erdreistet hatte, ihm
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