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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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unter der Gerichtsulme auf ihn wartete, „ha“, er lachte verbittert auf, „sie hat alles verloren.“
    Ein Raunen ging durch die Anwesenden. Da verschaffte Petrus von Vaisette seiner allzulang aufgestauten Empörung Luft. Er formte mit seinen beiden Händen einen Trichter und schrie mit schriller Stimme zum königlichen Saal hinauf:

    „Lärmend wird das Recht gelehrt,
    Christi Stimme endet.
    Rechtsgelehrte Prahlerei, sich vom Kreuz abwendet.
    Zwischen Unkraut und Gestrüpp Weizen ist verkommen.
    Gottes fleischgeword`nes Wort wird nicht mehr vernommen!“

    Patrice sah völlig erschöpft aus. Die Tränen liefen ihm die Wangen hinab. Die Konsuln klopften ihm beruhigend auf die Schulter, warfen sich dabei aber betroffene Blicke zu. Petrus lief zu Rixende hinüber, um ihr seine Unterstützung zuzusagen. Nach kurzem Wortwechsel führte er sie in den Kreis der Konsuln.
    „Wir alle wissen, auf welcher Seite Castel Fabri und Euer Gatte standen, Frau Rixende“, sagte er dann vor aller Ohren zu ihr und warf sich in die Brust, „es ist die unsere.“ Eleazar Bernard meinte, dass es tatsächlich nur noch Lug und Trug auf dieser Welt gäbe und der armen Frau Fabri soeben großes Unrecht geschehen wäre. Man könne dieses Vorgehen nur königlichen Diebstahl nennen.
    „Amen, amen, amen“ stieß er theatralisch hervor, „dreimal Amen - was gegen Unglück und Teufelssaat gut ist – die Gauner sind bei Hofe angesehener als die anständigen Leute!“
    „Ich werde so rasch wie möglich Carcassonne verlassen“, antwortete ihm Rixende mit unbewegter Stimme. „Hier ist meines Bleibens nicht mehr.“
    „Ha…habt ihr es ge…ge…gehört, Leute!“ rief Jean Poux aufgebracht, „Unbe…be...bescholtene Leute raubt man aus und jagt sie davon! Wir sind vom Regen in die Tr…Traufe gekommen, indem wir den französischen Despoten herge...ge…geholt haben, ja vom Re…Re…gen in die Tr…aufe!“
    „Aber dass uns Johanna auch nicht wohlgesinnt ist, hätte ich niemals gedacht. Das ist unser aller Unglück!“ meinte Martin Picardé.
    „Pah, die Kö…Kö…Königin. Zwei Zu…Zungen passen nicht in einen Mu…Mund. Sie ist ihrem Mann hö…hörig, das weiß die ganze Welt“, stieß Poux hervor, ohne Rixende aus den Augen zu lassen.
    „Die Petition war ein Fehler, wir hätten uns gleich an Ferrand, den Sohn des Königs von Mallorka wenden sollen und Philipp erst gar nicht in die Stadt lassen!“ sagte Petrus von Vaisette. „Wollt Ihr es Euch nicht noch einmal überlegen, Frau Fabri? Vielleicht wendet sich mit einem neuen Herrscher das Blatt?“
    „Ja, überle…le…legt es Euch noch einmal! Bitte!“
    Rixende schüttelte jedoch den Kopf. „Mein Entschluss steht fest. Ich verlasse diese Stadt. Ich wünsche Euch allen Gottes Segen!“
    Sie gab den Senatoren die Hand, bedankte sich auch im Namen des Hauses Fabri noch einmal herzlich für ihren langjährigen Beistand und eilte davon.

    Zum wiederholten Male zogen sich die Konsuln zur Beratung zurück. Keiner kritisierte Patrice, weil er die Beherrschung verloren und vor Philipp IV. den König von Mallorka ins Gespräch gebracht hatte, im Gegenteil, man war sich wie selten zuvor einig, dass man nun wirklich nichts mehr zu verlieren hatte. Man beschloss, noch am gleichen Tage ernsthafte Verhandlungen mit Mallorca aufzunehmen, doch zuvor die Bürger der Stadt aufzufordern, umgehend allen Schmuck aus den Straßen zu entfernen, die Läden zu schließen und Philipp nicht mehr zu beachten.
    Und tatsächlich leisteten die Bürger ohne jegliches Murren der Aufforderung Folge, es hatte sich ja bereits herumgesprochen, dass der König von Frankreich nicht auf ihrer Seite stand, dass er die Geschenke zurückgewiesen und im Begriff war, ihnen seinen Schutz vollständig zu entziehen. Das bedeutete, dass sie zukünftig wieder – obendrein ohne die Fürsprache eines vernünftigen Reformators - auf Gedeih und Verderb der Inquisition ausgeliefert waren. Viele waren darüber derart aufgebracht, dass sogar Stimmen laut wurden, man würde die Stadt in Brand setzen und sich einen anderen Zufluchtsort suchen, wenn man nicht endlich einen Herrn fände, der sie beschützen wolle.
    Einige Konsuln von Albi allerdings, die man in die Beratungen mit einbezogen hatte, weil sie sich noch in der Stadt befanden, lehnten kurzerhand ab, sich an dem Plan zu beteiligen, Ferrand, dem Königssohn aus Mallorca, ein Anerbieten zu machen. Und so ging man völlig uneins auseinander.
    Doch es sollte noch schlimmer

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