Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)
Dame nach Barcelona zu sichern.
Dann ließ sie sich die beste Schneiderin der Stadt kommen und schloss sich mit ihr und den anderen Frauen für Stunden in ihr Zimmer ein.
Am nächsten Morgen begab sie sich zur Templerniederlassung. Sie hieß Aucassinne beim Türwächter des befestigten, zweigeschossigen Ordenshauses warten und gut die Augen aufzuhalten, wies sich aus und trat ein. Der Schatzmeister öffnete nach Vorlage der Wechselbriefe, die sie von Ibrahim erhalten hatte, eigenhändig ihren Kasten und behandelte Rixende im übrigen mit großer Zuvorkommenheit. Erneut hegte sie den Verdacht, dass Suleyman auch in dieser Stadt ein bedeutender Mann sein musste, denn man schien ihn in Templerkreisen zu kennen und zu schätzen.
„Gedenkt Ihr eine Wallfahrt zu machen, Frau Fabri?“ fragte der Mönch freundlich, nachdem er ins Kassenbuch gewissenhaft das Datum, ihren Namen und den hohen Betrag geschrieben hatte, den er ihr gerade ausgehändigt hatte.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich will nach Barcelona reisen. Dort lebt eine Tante, die meiner Hilfe bedarf. Kann ich mit diesem Brief in Eurer dortigen Niederlassung weiteres Geld abheben, sofern ich es benötige?“
„Selbstverständlich.“
Bevor sie die dunklen, bis zur Decke mit Holz getäfelten Kassenräume des Templerhauses wieder verließ, veranlasste Rixende noch, dass man Bernhard Délicieux eine bestimmte Summe zukommen ließ, der sich mit all seiner Kraft für die Sache Castel Fabris eingesetzt und nur Unbill geerntet hatte. Franziskaner durften zwar keine Geldspenden annehmen, doch mit dieser Zuwendung konnte der Lektor wenigstens die Buße zahlen, die der König dem Kloster auferlegt hatte, und die Armen von Carcassonne würden deswegen nicht leiden müssen. Als sich Rixende endgültig zum Gehen anschickte, drehte sie sich noch einmal um und bat die Mönche um Stillschweigen über die soeben getätigten Geschäfte und ihr Reiseziel, gegenüber jedermann.
„Ach, ich bin Witwe und in großer Sorge“, sagte sie, und ihre Hilflosigkeit war nur zum Teil gespielt. “Ein Mann, der ganz bestimmt unlautere Absichten hegt, verfolgt mich schon seit Carcassonne. Ich habe bereits daran gedacht, verkleidet und unter falschem Namen das Schiff nach Barcelona zu besteigen, damit er mir nicht auch noch dorthin folgt. Doch wo soll ich so rasch entsprechende Dokumente herbekommen“, seufzte sie. „Das Schiff fährt bereits in drei Tagen!“
Die beiden jungen Templer, die dem Schatzmeister zuarbeiteten, konnten kaum ihre Blicke zügeln, ob der Schönheit dieser Frau in ihrem geschnürten schwarzgoldenen Kleid. Der Schatzmeister nickte verständnisvoll und meinte, dass sie sich selbstredend auf ihre Verschwiegenheit verlassen könne. Dann schickte er die Mönche mit einem Auftrag hinaus.
„Was das gewünschte Schriftstück angeht“, sagte er leise, als sie unter sich waren, und er wiegte bedächtig den Kopf, „nun, ich glaube, auch da können wir Euch behilflich sein. Nehmt Platz auf jener Bank dort in der Fensternische und habt eine Weile Geduld.“
Als er zurückkam, hatte er ein Pergament in Händen, auf das ein Name und eine Anschrift geschrieben war.
Als Rixende ihn voller Dankbarkeit entlohnen wollte, lehnte der Schatzmeister ab.
„Dieser Mann ist nicht billig, Frau, aber gut. Setzt Euch noch heute mit ihm in Verbindung. Möge Eure Reise unter dem Segen des Herrn stehen“, sagte er ernst, bevor er sie bat, das Haus durch den Hinterausgang zu verlassen. Bruder Lucien würde ihren Diener verständigen.
44
Nun aber seh ich neues Netz, darin
von Schritt zu Schritte dich verstrickt das Denken …
Dante, Die Göttliche Komödie
Dann endlich war er da, der Tag der Heiligen Gertrud.
Aus der Basilika St. Paul-Sergius erklangen bereits die Messgesänge der Mönche, als Rixende mit Aucassinne und Josette an ihrer Seite den Kirchplatz betrat. Raymonde Patrice und Benete hatten sie in der Herberge zurückgelassen, um auf das Gepäck aufzupassen. Auf dem völlig verdreckten Platz, der jedoch von herrlichen Lindenbäumen umgeben war, deren erstes Grün vom tiefblauen Himmel abstach, herrschte ein so übler Geruch, dass sich Rixende kaum getraute, tief einzuatmen. Das hätte es in Carcassonne nicht gegeben, dachte sie empört, der Platz vor der Kathedrale St. Nazaire war an Sonn- und Feiertagen stets sauber gewesen, weil die braven Konsuln mehrere Straßenkehrer verpflichtet hatten. Wieder kam ihr das schreckliche Bild in den Sinn, das sie auch in ihren Träumen
Weitere Kostenlose Bücher