Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)
freudig aus, und ihre Wangen fingen vor Aufregung zu glühen an. „Jetzt können wir endlich etwas unternehmen! Darf ich ihn Aucassinne zeigen?“
„Langsam.“ Rixende schüttelte unwillig den Kopf. „Zuerst müssen wir prüfen, ob wir überhaupt ungesehen in den Berardturm gelangen können. Weißt du Näheres über diesen Turm, Benete? Wem gehört er?“
Benete zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Aber der Herr Fabri müsste es wissen, fragt ihn ganz unauffällig danach, Herrin!“
Nach wochenlangem Warten beorderte Bonifatius endlich Aimeric und die Abordnung nach Anagni, einer kleinen Stadt südlich von Rom, seiner Heimatstadt.
Dort zeigte es sich, dass Bruder Balbino nicht übertrieben hatte: Der herrliche, weißschimmernde Marmorpalast des Papstes strotzte geradezu vor Gemälden, Tapisserien, Truhen, Leuchtern und anderen Schätzen, der Heilige Vater rieb sich während der Audienz unablässig seine goldberingten Finger.
Entgegen Aimerics Vermutung war er bestens informiert über das Geschehen in Albi und Carcassonne. Ja, selbst Castel Fabri schien ihm kein Unbekannter zu sein, denn er wartete mit derart präzisen Kenntnissen über die vielfältigen Handelsbeziehungen des Hauses Fabri auf, dass Aimeric vor Überraschung der Mund offen stehen blieb.
An der Art und Weise, wie Nikolaus von Abbéville und Fulco von Saint-Georges ihr Amt ausübten, konnte Bonifatius nichts Verwerfliches finden. Im Gegenteil, er nahm die beiden Inquisitoren gegenüber allen Vorwürfen in Schutz.
Während des gesamten Gespräches stand, als sein persönlicher Referendarius, Pietro Caetani hinter ihm, sein Neffe, der sich als zweiter Wortführer präsentierte. Kaltschnäuzig fuhr er Aimeric an, nachdem dieser zum zweiten Mal die gefährliche Lage in Carcassonne und das brutale Vorgehen der Inquisition geschildert hatte:
„Lasst es mich auf den Punkt bringen, Fabri. Es ist erwiesen, dass die Leute aus Albi, diesem Sündenpfuhl, Ketzer sind, Glieder des Antichristen, Erstgeborene des Satans, schlechte Saat, Verbrecher und heuchlerische Lügner. Sie haben keine Gnade zu erwarten. Sie sind rechtskräftig verurteilt und müssen brennen, bevor sie mit dem Gift ihrer Perfidie weitere Leute infizieren.“ Der Referendarius legte eine kunstvolle Pause ein, und Aimeric konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, als betrachtete er diese Audienz als ein großartiges Schauspiel und sich selbst als Hauptdarsteller.
Caetani trat einen Schritt nach vorn, deutete mit dem Mittelfinger seiner rechten Hand, den ebenfalls ein protziger Ring schmückte, auf Aimeric und sagte:
„Was die Stadt Carcassonne anbelangt, so fordern wir für ihre Sicherheit zehntausend Gulden.“
Aimeric erbleichte.
„Zehntausend Gulden? Heiliger Vater“, wandte er sich entsetzt an Bonifatius, „was Euer Neffe fordert, das ist eine solch immense Summe, wie sie die ganze Stadt Carcassonne niemals aufbringen könnte! Wir müssen bereits an den König hohe Abgaben entrichten!“
Caetani höhnte: „ Manus manum lavat – Eine Hand wäscht die andere, junger Mann! Euer Vater wird das Geld schon herausrücken – und wenn nicht ...“, er zögerte, warf einen beifallheischenden Blick auf seinen Onkel, der ungerührt einen seiner Rubine polierte, „wenn nicht, nun, dann droht der Stadt Carcassonne die Exkommunikation. Schließlich beherbergt sie seit Jahrzehnten Ketzer und hindert die Inquisition mit allen Mitteln daran, ihre Pflicht zu tun.“
“ In brevi … “, warf Bruder Balbino mutig ein, „niemand hindert in Carcassonne die Inquisition an der Erfüllung ihrer Pflichten. Wir wünschten nur, dass die Dominikaner es tatsächlich bei ihren Pflichten beließen.“
Die anderen Franziskaner nickten zustimmend.
Aimeric jedoch war bei Caetanis Drohung rot angelaufen. „Sollte tatsächlich die Verhaftung Unschuldiger zur Pflicht eines Nikolaus von Abbéville und seines Knechtes gehören, so hindert der Senat von Carcassonne die beiden mit Recht!“ rief er aufgebracht aus, obwohl er sich vorgenommen hatte, Balbinos Rat zu befolgen und sich nicht herausfordern zu lassen.
Bonifatius warf ihm einen unwilligen Blick zu. Da bückte sich sein Neffe zu ihm hinab und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Heilige Vater blickte ihn an und lächelte süffisant und huldvoll in einem, wie dies offenbar nur einem Stellvertreter Gottes auf Erden in die Wiege gelegt war. Bevor Caetani jedoch weitere Bosheiten vorbringen konnte, setzte Aimeric alles auf eine Karte.
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