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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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prügelte wild entschlossen mit ihrer freien Hand weiter auf den Mann ein, indes der Kerl sie ständig lachend hin und her schubste.
    Die Männer hatten auf ihren Hilferuf hin nur gelacht und keinen Finger gerührt, um der Sache ein Ende zu machen. Auch Lusitana war nur in albernes Gekichere ausgebrochen. Doch dann schien es ihr wohl an der Zeit, einzugreifen. Sie erhob sich und fuhr den Fuhrmann mit barscher Stimme an, dass er die Dame gefälligst in Ruhe lassen solle. Der Widerling scherte sich allerdings einen Dreck um ihre Aufforderung. Als er auch noch Anstalten machte, Rixende zu küssen, von ihr daraufhin so fest gegen das Schienbein getreten wurde, dass er vor Schmerz aufjaulte, sie aber trotzdem nicht freigab, rief Lusitana nach dem Wirt. Murrend über eine solche Zumutung bequemte er sich aus seinem Verschlag heraus. Er war ein grobschlächtiger Mann mit dickem Bauch, offenbar ein alter Rabauke. Über alle Maßen verwundert, musterte er nun damit die elegante Frau. Endlich brüllte er den Betrunkenen an.
    „Du Narr! Lass augenblicklich diese Frau los, sonst bist du das letzte Mal hier Gast gewesen. Sieh sie doch nur an, die ist was Besseres gewöhnt als einen stinkenden Pferdeknecht!“
    Der Fuhrmann hielt verblüfft inne. Er blickte vom Wirt zu Rixende und wieder zurück. Dann schob er schob das Kinn vor.
    „Scheiße“, sagte er überdeutlich, wo er zuvor eher Unverständliches gelallt hatte, aber er schubste endlich Rixende von sich weg. Unsanft, aber erleichtert, fiel sie zwischen zwei Bänke, wobei sie sich den rechten Ellbogen aufschrammte.
    In seiner Enttäuschung stürzte sich der Fuhrmann nun mit einem infernalischen Brüllen auf den Schänkenbesitzer. Der Dicke jedoch war bedeutend nüchterner und wohl auch stärker, denn er schaffte es in kürzester Zeit – lautstark angefeuert von Lusitana –, den Fuhrmann zur Tür hinaus zu prügeln.
    Als der Wirt wieder hereinkam, rieb er sich zufrieden die Hände. Dann wechselte er ein paar Worte mit den Zimmermannsgesellen, die zwar kopfschüttelnd, aber völlig unbeteiligt die Szene beobachtet hatten. Endlich wandte er sich an Lusitana, die die noch immer zitternde Rixende im Arm hielt.
    „Was will sie hier, die schöne Frau“, sagte er mit einem Kopfnicken zu ihr hin. „Hat sie sich verlaufen? Sucht sie vielleicht die Badestube, oder sollen es ein Krug Wein und zwei schöne Karbonaden sein? Hier braucht Ihr Euer Essen nicht mitzubringen!“
    „Nein, nein“, antwortete Rixende statt ihrer rasch und trocknete sich die letzten Tränen. „Weder die Badestube noch Wein oder Fleisch, doch habt vielen Dank für Euren Beistand, mein Herr. Ich möchte nur einen Augenblick mit Lusitana sprechen, wenn das möglich ist.“
    „Natürlich, natürlich, warum sollte es nicht möglich sein“, brummte der Mann und schlurfte wieder zu seinem Verschlag zurück.
    Lusitanas Augen blitzten. Ihr Mund war spöttisch verzogen. Sie trug einen rotbraunen weiten Rock, ein Mieder, das einmal weiß gewesen sein mochte und ihre Brüste kaum bedeckte, und es war nicht zu übersehen, dass sie guter Hoffnung war. Kein Wunder, dass sie nicht eingegriffen hatte, dachte Rixende bei sich.
    „Ihr wolltet tatsächlich von Anfang an mit mir sprechen, Herrin?“ fragte die Wahrsagerin erstaunt, und zu den Fuhrleuten gewandt, die bereits wieder nach ihr riefen: „Macht alleine weiter, ich habe zu tun.“
    „Ja, bitte“, sagte Rixende, der der Schreck noch immer in den Gliedern steckte. „Ich brauche dringend Eure Hilfe. Es soll Euer Schaden nicht …“
    „Pst! Kein Wort hier weiter.“ Lusitana blickte Rixende bedeutungsvoll an. „Kommt mit in die Ecke. Handelt es sich … um das weiße Horn?“
    „Ja und nein“, sagte Rixende leise. „Eure Prophezeiung ist bereits eingetroffen. Aber darum geht es mir heute nicht.“
    Lusitana nickte. „Wartet.“ Sie flüsterte kurz mit dem Wirt und führte dann Rixende in einen kleinen Nebenraum. Nachdem sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, meinte sie: „Hier kann ich Euch aber nicht die Hand lesen, schöne Frau. Es ist viel zu dunkel.“
    „Das braucht Ihr auch nicht. Ich bitte Euch lediglich um eine Auskunft oder eine Nachforschung. Ihr kennt gewiss viele Leute hier in der Stadt und könnt besser als ich etwas in Erfahrung bringen, ohne dass es auffällt. Gelingt es Euch, Lusitana, so will ich Euch gut entlohnen. Aber selbst wenn Eure Erkundigungen nicht von Erfolg gekrönt sein sollten, so braucht Ihr Euch um das Wohlergehen Eures

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