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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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tatsächlich nach Barcelona führte oder ob sie sich unterwegs mit ihrem Bruder oder anderen Ketzern traf.
    „Ihr werdet diese Frau keinesfalls verhaften, Bruder Nikolaus, ohne vorher mit mir Rücksprache zu nehmen, denn ich möchte keinen Ärger mit Philipp - und Ihr werdet auch nicht auf eigene Faust das Land verlassen, um ihr bis nach Aragon zu folgen“, hatte ihm d`Ablis eingeschärft. Insgeheim war er froh, den unbequemen Mann, für den er eine Mischung aus Widerwillen und Respekt empfand, für eine Weile los zu sein. Abbéville war gewiss ein schlauer Fuchs, aber auf seine Wutausbrüche konnte er gut verzichten.
    Erneut ritt also ein Kundschafter hinter Rixende her, diesmal in Beinkleidern, Wams und brauner Gugel, heimlich und unerkannt. Er hatte nach wochenlanger Schreibarbeit bei Kerzenschein verquollene rotgeränderte Augen und eine wilde Entschlossenheit im Herzen, die nichts Gutes verhieß. Der Gipfel der Unerträglichkeit war für ihn erreicht. Nichts konnte Abbéville mehr erzürnen als Besserwisserei. Sollte zukünftig ein anderer die Drecksarbeit für d`Ablis erledigen, hatte er aufgebracht vor sich hingebrummt, als er seine Satteltaschen packte.
    Dass Abbéville nun freiwillig niedrige Kundschafterdienste verrichtete, lag nicht zuletzt daran, dass aus seinem flammenden Pflichteifer Besessenheit geworden war. Die nagende Unruhe, die ihn ergriffen hatte, nachdem niemand mit letzter Sicherheit sagen konnte, ob der Hüter in der Höhle von Lombrives mit den anderen umgekommen war oder nicht, brachte ihn schier um den Verstand.
    Josette war es, die drei Tage später auf den einsamen Reiter aufmerksam wurde. Sie saß hinten auf dem Planwagen, ließ die nackten Füße baumeln, sich die Sonne ins Gesicht scheinen und winkte den Frauen zu, die auf den Feldern arbeiteten. Endlich schien es richtig Frühling zu werden, die dunklen Wolken der letzten Tage hatten sich verzogen. Die Vögel zwitscherten, junge Hasen sprangen umher, Wildblumen blühten am Feldrain, und die Luft roch erwartungsvoll nach frischer Erde. Josette war langweilig. An ein Schläfchen war nicht zu denken, denn der Wagen schaukelte heftig hin und her auf dem Feldweg. Eine Unterhaltung mit den anderen Frauen war ebenfalls nicht möglich, denn drinnen im Wagen hatten sich die dunklen Wolken nicht verdrängen lassen. Alle waren sie noch immer in düstere Gedanken versunken, und die arme Frau Patrice weinte sich Stunde um Stunde die Seele aus dem Leib. Wie sollte das nur weitergehen?
    Plötzlich nahm das Mädchen eine Bewegung wahr, oben auf dem Kamm des kleinen Hügels, den sie gerade erst hinter sich gelassen hatten. Josette kniff ein wenig die Augen zusammen, weil die Sonne sie blendete. Ja, es war derselbe Reiter, den sie schon am frühen Morgen zweimal beobachtet hatte. Was trieb der dort? Er hatte offenbar sein Pferd gezügelt und war … Ja, er war im Begriff, sich hinter einem trockenen Gestrüpp zu verstecken! Doch er stieg nicht etwa ab, um seine Notdurft zu verrichten, wie Josette zuerst angenommen hatte. Nein, er blieb auf dem Pferd sitzen und sah dem Planwagen hinterher. Es musste sich um einen sehr großen Mann handeln, dachte Josette, denn sein Kopf ragte halb über das Strauchwerk hinaus.
    „Herrin“, rief die junge Magd nach vorne in den Wagen. „Irgendwer folgt uns. Schon seit heute morgen! Jetzt versteckt er sich gerade.“
    Rixende erschrak. Wollte es denn nie ein Ende nehmen! Über allerlei Gepäck kroch sie nach hinten, kniete sich neben Josette, um selbst Ausschau zu halten. Plötzlich fuhr der Planwagen in eine Bodensenke hinein, und der Mann war wie vom Erdboden verschluckt.
    „Vielleicht war ja alles ganz harmlos“, sagte Rixende nach einer Weile kopfschüttelnd, womit sie aber eher Josette beruhigte als sich selbst.
    Dennoch begann sie auf der Stelle, ihre Pläne abzuändern – für den Fall der Fälle.

    Ohne weitere Behelligungen und ohne dass der Reiter sich noch einmal zeigte – Josette hatte die Weisung, jede verdächtige Person zu melden -, erreichten sie Narbonne. Der Tag der Heiligen Gertrud von Nivelle war nicht mehr weit, und Rixende hatte vorher noch viel zu erledigen. Was sie vorhatte, war jedoch gewagt.
    Die Herberge, die ihr Ibrahim empfohlen hatte, war hell und sauber und der Herbergswirt über alle Maßen hilfsbereit. Zudem lag die Unterkunft ganz in der Nähe der Basilika St. Paul. Sofort nach ihrer Ankunft schickte sie Aucassinne mit einem Beutel Geld zum Hafen, um die Überfahrt einer weiteren

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