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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Gründlichkeit bereits zum zweiten Mal den Boden vor dem großen Kasten wischte, obwohl das Josettes Aufgabe gewesen wäre.
    „Ja, Herrin, ich muss Euch etwas erzählen“, platzte es aus Benete heraus. Erleichtert warf sie das feuchte Tuch in den Eimer und trocknete sich die Hände an ihrem Gewand. „Der Herrn Fabri würde mich nur auslachen, aber Euch wage ich das Geheimnis anzuvertrauen.“
    „Ein Geheimnis diesmal, kein Gerücht?“ Rixende schmunzelte. „Was ist los?“
    „Vielleicht ist das Geheimnis ja tatsächlich nur ein Gerücht“, erwiderte Benete. Sie schien unsicher und zuckte mit den Schultern, „doch ich denke, Ihr solltet dennoch davon erfahren.“
    „Genug der schönen Worte, um was handelt es sich?“
    „Also, Aucassinne, mein Sohn … er hat erfahren, dass es in Carcassonne unterirdische Gänge geben soll. Es heißt sogar, sie sind irgendwie mit dem Loch, dem Inquisitionsgefängnis, verbunden. Unerschrockene Männer könnten doch …“
    „Gänge? Ein unterirdisches Labyrinth?
    Rixende dachte nach.
    „Wer hat dir davon erzählt? Stecken wieder die Diener dieses Martell dahinter?“
    Castel Fabri hatte sich inzwischen den „Flatterpelz“, wie der Mann seiner Unstetigkeit wegen in der Stadt genannt wurde, vorgenommen. Doch Olivier Martell hatte hoch und heilig versichert, dass nicht er das Gerede über Rixende in die Welt gesetzt hätte. Er wisse ja überhaupt nichts über die junge Frau Fabri, habe sie nur ein einziges Mal gesehen, und er wies obendrein jegliche Verbindung zu den Dominikanern weit von sich. Dummes Dienstbotengewäsch, hatte er abschließend gemeint, und Fabri hatte ihm geglaubt und sich bei ihm entschuldigt.
    „Nein, nein.“ Benete wehrte ab. „Ein parfait , ein katharischer Vollkommener hat es Aucassinne verraten.“
    „Ein parfait ? War der Mann am Ende hier im Haus?“ fragte Rixende streng, denn sie wusste, dass Fabri nach der Verhaftung Vidames alle Besuche von gewissen Schneidern oder Hausierern untersagt hatte.
    Benete schüttelte entrüstet den Kopf.
    „Aber nein, Herrin. Aucassinne hat den Perfekten ... nun, er hat ihn außerhalb Carcassonnes getroffen, und zwar in ...“
    „Ich will es gar nicht wissen, Benete“, unterbrach sie Rixende. “Erzähl weiter. Was genau hat dieser Mann gesagt?“
    „Nun, zu der Zeit als die Grafen noch unter uns weilten, war Carcassonne der Katharer wegen überfallen worden, damals sollen einige unserer Leute über unterirdische Gänge geflohen seien.“
    „Wusste er, wo sich diese Gänge befinden, besaß er irgendeinen Plan?“
    Benete schüttelte den Kopf. „Nein, Herrin, er selbst hatte es auch nur vom Hörensagen.“
    „Gut“, sagte Rixende. „Vom Hörensagen also. Das ist nicht allzu viel. Lass mich jetzt allein. Ich muss nachdenken.“

    Mit bloßem Nachdenken gab sich Rixende allerdings nicht zufrieden. Am nächsten Markttag machte sie sich auf den Weg, um Maronen zu kaufen, weil Fabri sie gerne aß. In Wirklichkeit aber hielt sie Ausschau nach Lusitana, der Wahrsagerin. Wer, wenn nicht sie, sollte über ein derartiges Geheimnis Bescheid wissen? Wenn es gelänge, mit ihrer Hilfe tatsächlich diesen Gang zu finden, würde Aimeric ganz bestimmt stolz auf sie sein. Und hatte nicht Lusitana mit ihrer Warnung vor dem weißen Horn bewiesen, dass sie keine Betrügerin war?
    Das strahlend helle Sonnenlicht, das Rixende fast blendete, als sie an der Seite ihres jüngsten Gesellen Felix aus dem Roten Haus trat, täuschte. Raureif lag auf den Ästen der Bäume, und die kalte Winterluft brannte auf ihren Wangen. Sie zog ihren Pelz enger um den Hals und setzte die Kapuze aufs Haupt. Trotz der Kälte drängten sich auf dem Platz vor dem Château comtal dicht an dicht die Buden und Marktstände. Der Lärm, mit dem die Händler ihre Waren anpriesen, übertönte fast das Hämmern der Böttcher und das Schaben und Knirschen der Drechsler, die neben einer offenen Feuerstelle aus dem Holz des Buchsbaums Büchsen und Becher herstellten. Aber auch das Gegackere des Federviehs und das Blöken der Schafe erschien Rixende heute lauter als je zuvor. Sie schlenderte zu den Pasteten- und Waffelbäckern hinüber, deren kleine „Wallfahrtsöfchen“ auf einer Art Schubkarren befestigt waren. Trauben von Leuten standen bei ihnen an, und ein betörender Geruch nach Fisch, aber auch nach gerösteten Nüssen und Zimt zog in Rixendes Nase. Als sie beobachtete, dass Felix wie ein kleines Kind schnupperte und sich sehnsüchtig die Lippen leckte

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