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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Kindes, das Ihr bald erwartet, keine Sorgen zu machen.“
    In die finstere Abstellkammer fiel nur wenig Licht durch eine kleine, offenstehende Luke, aber Rixende konnte sehen, wie die blauen Augen der Frau erneut zu leuchten begannen.
    „Es ist nicht mein erstes Kind, Herrin. Ich habe einige hungrige Mäuler zu füttern.“
    „Einverstanden.“ Rixende nickte. „Was ich in Erfahrung bringen will, ist folgendes ...“

    Vier Tage später führte Felix einen kleinen Jungen zu Rixende. Überrascht sah sie von den Büchern hoch und erkannte den hübschen Bengel mit dem Lockenschopf wieder, der ihr den Hinweis auf die Schänke gegeben hatte. Er hatte die gleichen irisblauen Augen wie …
    Rixende schickte den Gesellen hinaus. Als sie mit dem Kind allein war, fragte sie nach seinem Begehr.
    „Meine Mutter schickt mich zu dir, Herrin. Sie ist diejenige, die du Lusitana nennst. Ich heiße Paco, und ich soll dir das hier geben.“ Mit diesen Worten zog er ein fleckiges Pergament aus seinem viel zu engen Hemd und reichte es Rixende, die es sogleich entrollte: Es handelte sich um einen Grundriß.
    Die unterirdischen Gänge waren offenbar kein Gerücht gewesen!
    Rixende schickte den Knaben vor das Tor des Lagerhauses und hieß ihn, dort zu warten. Dann schloss sie ihre Geldtruhe auf, entnahm ihr eine mehr als angemessene Summe, lief hinunter ins Lager und suchte aus den Resten etliche Ellen hervor, um sie Lusitana zu schenken: Der Kleine hatte vor Kälte richtig gezittert, als er vor ihr gestanden hatte. Das alles packte sie in einen Sack, verschnürte ihn sorgfältig und gab ihn dem Jungen mit dem Auftrag, ihn sogleich seiner Mutter zu bringen. Der Knabe lachte fröhlich auf und machte sich voller Vorfreude auf den Heimweg.
    Eine Ecke weiter riss ihn ein Mann aus seinen Träumen.
    „Halt, Knabe. Wo kommst du her?“
    Paco riss die Augen auf. Der Mann, der breitbeinig vor ihm stand, so dass ein Entkommen unmöglich war, war gutgekleidet. Seine Mutter hatte ihn stets angehalten, höflich zu sein zu Leuten, die sommers wie winters Pelz trugen. Daher erzählte er treuherzig dem Fremden, dass er geradewegs aus dem Lagerhaus der Fabris komme.
    „Und was hast du da?
    Der Mann riss dem Jungen den Jutesack aus der Hand, öffnete ihn und warf einen Blick hinein. Paco rutschte das Herz in die Hose. Er hoffte inständig, dass er das Geld nicht finden würde. Rixende hatte versichert, dass es, in ein Stück Tuch gewickelt, zuunterst im Sack lag. Die Mutter würde ihm die Schuld geben, wenn es weg war. Warum hatte er es nicht um den Bauch gebunden, wie er es sonst machte, wenn er etwas vor den Jungen aus seinem Viertel zu verbergen hatte.
    „Du hast die Stoffreste dort gestohlen, gib es zu!“
    Drohend hatte der Mann den Finger erhoben.
    „Nein, nein“, versicherte Paco dem Fremden und hob in einer wahren Unschuldsgeste die Hände zum Himmel. Was wollte dieser Mann von ihm?
    Misstrauisch geworden, beschloss der Junge, nicht zu viel zu verraten.
    „Ich habe der Herrin aus dem Hause Fabri einen Brief gebracht und dies hier als Lohn …“
    „Als Lohn für was?“ Messerscharf kamen die Worte aus dem Mund des Fremden geschossen.
    Paco erschrak. Doch dann zuckte er mit den Schultern.
    „Na für diesen Brief, ich sagte es schon …“
    „Was stand auf dem Brief?“ Der Fremde wollte einfach keine Ruhe geben.
    „Aber das weiß ich doch nicht, Herr!“ sagte Paco jetzt fast verzweifelt. Dann begann er zögerlich an dem Sack zu zerren.
    Da einige Passanten aufmerksam geworden waren, gab der Mann nach. Paco lief erleichtert los, ohne sich noch einmal umzudrehen.

    Rixende brauchte lange, um sich in dem Gewirr von Linien, Pfeilen, Gebäuden, Brunnen und sonstigen Zeichen zurechtzufinden. Der ominöse Gang nahm offenbar in der Nähe des Fallgatterraums der Porte Narbonnaise, in einem kleinen Turm namens Berard, seinen Anfang, schräg hinter dem Tresauturm, dem Turm des Schatzes, gelegen. Dann führte er auf etlichen Umwegen zum Château comtal, machte dort einen scharfen Bogen nach links und endete tatsächlich direkt neben dem murus strictissimus , dem Loch.
    Sie hielt die Luft an vor Überraschung.
    Guter Gott! Was war jetzt zu tun? Allein konnte sie ein solches Unterfangen wie die Befreiung der Gefangenen nicht in die Wege leiten! Und Aimeric war in Rom.
    Sie überlegte lange, welche Möglichkeiten es gab.
    Als es dunkel zu werden begann, rief sie Benete zu sich und zeigte ihr den Plan.
    „Es gibt ihn tatsächlich!“ rief die Köchin

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