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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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nach so kurzer Zeit als Inquisitor, an einem Scheideweg angekommen? Er hatte doch sein Fortkommen unter keinen Umständen aufs Spiel setzen wollen. Aber … war nicht ihrer aller Leben eingesponnen in dieses dichte Netz aus Gelöbnissen, und waren sie nicht allesamt „Soldaten Christi“, Predigermönche, die sich nicht wie die anderen – die Bettelmönche - einem beschaulichen Leben widmeten, sondern, geschult in Theologie und Rhetorik, alles wagten und erduldeten für ihre Kirche?
    Nun, gerade eben hatte er viel gewagt. Für Calveries … Nein, er schüttelte kaum sichtbar den Kopf. Nicht nur für ihn.
    Fulco von Saint-Georges blätterte angestrengt in den Urteilen, die vor ihm auf dem Richtertisch lagen, obwohl Fébus` Schrift ständig vor seinen Augen verschwamm. Nicht für den Müller war er das Wagnis eingegangen. Er hatte es auch für den guten Ruf seines Ordens getan. Dafür, dass endlich das elende Gerüchte aus der Welt geschafft würde, dass sich die Dominikaner heimlich rühmten, einen Papst und einen Kardinal totgebetet zu haben. Man müsse sich vor den „Litaneien der domini canes “ hüten, denn diese bewirkten Wunder, hieß es seitdem im Volk. Es handelte sich um eine gar sonderbare Geschichte, die sich im Jahr 1254, nach der Veröffentlichung der Bulle Etsi animarum, ereignet hatte. Innozenz IV. hatte ein Predigtverbot für Dominikaner verfügt. Sie sollten nicht zur gleichen Zeit die Kanzel besteigen wie die Bischöfe, weil sie mit ihrer Predigtkunst das Volk abwerben würden. Die Dominikaner waren darüber mehr als empört gewesen und hatten sich nicht nur an die bedeutendsten und klügsten Leute ihres Ordens gewandt, sondern natürlich auch den Himmel um Hilfe angefleht. Daraufhin hatte den Papst der Schlagfluss getroffen, und im selben Augenblick war der Kardinal von Albano, der den Dominikanern besonders feindselig gegenüberstand, in seinem eigenen Hause elendiglich gestürzt und hatte sich das Genick gebrochen.
    Doch heute, fast fünfzig Jahre danach? Trugen die „Hunde des Herrn“ ihren hässlichen Namen nicht tatsächlich zurecht, wenn sie offensichtlich Unschuldige ins Feuer schickten? Hütet Euch vor den Litaneien der Dominikaner, ging es ihm ein weiteres Mal durch den Sinn, als es plötzlich laut an der Tür klopfte.
    Abbéville war gerade im Begriff gewesen, den Justizturm zu verlassen, um den neuen Bischof von Carcassonne, Pierre de Rochefort, zu begrüßen, der nach dem Tod Chevrys ernannt worden war.
    Er riss mit voller Absicht derart heftig die Tür auf, dass der Wartende eigentlich nur erschrecken konnte. Doch Polignac war längst daran gewöhnt. Obwohl er dem Seneschall unterstand, war er Abéville auf gewisse Weise hörig, ja er bewunderte ihn und sah ihm jede Unverschämtheit nach.
    „Was willst du, Polignac?“ herrschte der Inquisitor den Kerkermeister an.
    „Euch melden, Herr“, Polignac keuchte, „dass ... dass der Gefangene Calveries soeben verstorben ist.“
    „Ach ist er das?“ sagte Abbéville ungerührt und wischte sich pikiert ein Staubkörnchen von der Kutte. „Tja, wenn sie im Loch verrecken, sparen wir uns das Holz …
    Endura!“ sagte er zu Saint-Georges gewandt. „Euer Liebling, der Mehlwurm, hat das Essen verweigert. Sie praktizieren allesamt Endura, verweigern die Nahrung, diese Ketzer. Schuldig! Macht einen entsprechenden Vermerk in den Akten, und zieht morgen das Vermögen ein!“

    Um sich nicht auf Abbéville zu stürzen und seine Fäuste in sein hässliches Gesicht zu schlagen, klammerte Saint-Georges die Hände an die Kante des Tisches, bis die Knöchel ganz weiß wurden. In seinem Kopf formulierte er immerfort nur den einen Satz: Hebe dich hinweg, Satan!
    Abbéville schwieg, aber es war ein gefährliches Schweigen, wie Saint-Georges deutlich spürte. Endlich drehte sich der Inquisitor mit einem kurzen Schnauben um, und entließ Polignac, um dann selbst den Raum zu verlassen.

    Als Saint-Georges Stunden später das schwarze Buch zuband, in dem er den Tod Calveries vermerkt hatte, war er ein wenig ruhiger geworden, man würde sehen, was zu retten war, drüben in Albi, wenn er der Witwe und den Söhnen die Nachricht überbrachte und Einblick in die Vermögensverhältnisse nahm.
    Während Abbéville noch laut befahl, konnte er schon leise handeln.
    Im letzten Dämmerlicht der hereinbrechenden Nacht verließ er den Turm der Justiz, um ins Ordenshaus zurückzukehren. Doch er schlug rasch noch einen Umweg ein, wie er es schon öfter getan hatte, in

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