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MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

Titel: MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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1. Kapitel
     
    Letzte Nacht war etwas mit mir geschehen. Ich spürte es in jedem Winkel meines Körpers. Alles in mir kribbelte und vibrierte. Bilder formten sich in meinem Kopf. Unglauben machte sich breit. Konnte es sein, dass ich nur geträumt, und meine allzu lebendige Fantasie und meine Sehnsucht mir einen Streich gespielt hatten? In diesem Zustand zwischen Schlafen und Wachen, in dem ich mich befand, schien alles möglich zu sein.
    Andererseits hätte ich mir, das was letzte Nacht geschehen war, nicht in meinen kühnsten Träumen so wunderbar ausmalen können.
    Ich versuchte, die Erinnerung zurückzuholen, und zog mir meine Bettdecke bis zur Nasenspitze.
    Wie war ich nach Hause gekommen? Ich konnte mich nur undeutlich erinnern, was passiert war, nachdem Calum mich verlassen hatte. Jeder einzelne Gedanken hatte ihm gegolten. Den Weg nach Hause hatte ich eher automatisch gefunden, als dass ich darauf geachtet hatte.
    Ich hielt die Augen fest zusammengekniffen, da ich befürchtete, dass die Bilder, sobald ich sie öffnete, zerstoben. Ich ließ die Geschehnisse der Nacht Revue passieren. Hitze kroch mir ins Gesicht, als ich mir die Details unseres unverhofften Zusammentreffens vor Augen führte. Ich spürte Calums Hände auf meinem Körper, die glitzernde Streifen in meine Haut gebrannt hatten. Ich spürte seine Lippen auf meinem Mund, die so viel besser geschmeckt hatten als je zuvor. Das Wasser hatte uns umschlungen und die Geschwindigkeit, mit der wir hindurch gerast waren, hatte den Rausch vervielfacht. Von mir aus hätten wir für alle Ewigkeit dort bleiben können.
    Würde er sein Versprechen halten und kommen, um mich zu holen? Würde Calum mich nach Avallach zurückbringen?
    Die Sehnsucht wob ein festes Seil um mein Herz.
    Widerstrebend schlug ich die Augen auf.
     
    Vereinzelte Sonnenstrahlen flirrten durch die Vorhänge herein. Der Geruch von frisch gebrühtem Vanilletee bahnte sich seinen Weg durch einen Spalt unter meiner Zimmertür.
    Wir würden zusammen sein, jeden Tag, der zukünftig kommen würde, wenn ich fest daran glaubte.
    Ich stand auf und zog mir meinen Bademantel über das Schlafshirt.
    Dann lief ich in die Küche, in der Bree mit dem Geschirr klapperte. Der Mittagstisch war noch gedeckt. Aber Amelie und Bree waren bereits mit dem Abräumen beschäftigt.
    Zaghaft trat ich ein und machte mich auf die Vorwürfe gefasst, die unweigerlich kommen würden.
    »Guten Morgen«, murmelte ich.
    Amelie musterte mich, als ich mich auf meinen Stuhl schob und eine Portion Gemüseauflauf auf meinen Teller schaufelte.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie sich in Position brachte und ihre Arme vor der Brust verschränkte.
    »Meinst du nicht, dass Du uns eine Erklärung schuldest, wo du letzte Nacht gewesen bist? Wir sind tausend Tode gestorben«, platzte es aus ihr heraus.
    Ich schob mir den ersten Bissen in den Mund. Sie hatte recht. Meine Familie hatte sich große Sorgen gemacht, als ich nicht zur vereinbarten Zeit aufgetaucht war. Ich fragte mich nur, an welcher Stelle der Nacht ich sie hätte anrufen sollen. Wenn ich ehrlich war, hatte ich sie schlichtweg vergessen. Das war unverzeihlich, nachdem, was mit Sophie passiert war.
    Als ich in der Morgendämmerung aufgetaucht war, waren alle zu erleichtert und ich zu müde gewesen, um Fragen zu beantworten. Angestrengt überlegte ich, ob ich bei der Wahrheit bleiben sollte. Dann nuschelte ich mit vollem Mund: »Isch hab Calmmm getrofn.«
    »Wie bitte? Könntest du bitte deutlicher sprechen?«
    Ich warf Amelie einen finsteren Blick zu.
    Bree wandte sich zu uns um. Ich sah die Spuren der Tränen, die sie letzte Nacht vor Sorge geweint hatte. Das schlechte Gewissen regte sich in mir.
    »Ich habe Calum getroffen und wir haben uns unterhalten. Tut mir leid, dass ich nicht angerufen habe. Das war dumm von mir. Ich hab die Zeit vergessen und das Handy im Auto liegen lassen. Wir sind ein bisschen rumgelaufen«, setzte ich lahm hinzu.
    Amelies Stimme triefte vor Spott, als sie antwortete. »Du hast Calum getroffen – zufällig. Und ihr seid spazieren gegangen.«
    Ich nickte.
    »Und worüber habt ihr euch die halbe Nacht unterhalten? Über seine Briefmarkensammlung?«
    Ich musste kichern und verschluckte mich an dem Auflauf. Gleichzeitig wurde ich knallrot.
    Spätestens jetzt wusste Amelie Bescheid und Brees Gesichtsausdruck nach zu schließen, war auch sie nicht von gestern.
    Sie zog sich einen Stuhl vom Tisch und ließ sich mit einem Seufzer der Erleichterung darauf

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