ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)
scheißegal. Ich wurde nach nicht mal zehn Minuten
Auftritt mit nem vollen Bierglas beworfen und mir wollte einer auf die Schnauze hauen. Da kann ich ruhig noch aussehen wie ein Mädchen,
das macht mir gar nichts mehr.“
Schluck.
Nachdem wir an der Tanke waren, hatten wir an einem Aussichtspunkt
geparkt, der etwas außerhalb der Stadt liegt und nun sitzen wir auf
einer Bank direkt zwischen Bennis Karre und einem Denkmal von
einem riesigen Hirsch und schauen auf die beleuchteten Häuser und
Straßen hinunter. Ich frage mich, was der Hirsch leisten musste, um
solch ein phänomenales Denkmal zu bekommen, aber obwohl ich es
irgendwie bescheuert finde, finde ich es auch schön. Warum ich das so
schön finde, kann ich rational nicht beantworten. Manchmal fühlen
fremde und neue Dinge sich einfach gut an und manchmal nicht. Und
der Hirsch und der Platz um mich rum fühlen sich gut an. Vielleicht
liegt das aber auch nur am Absolut. Das kann auch sein. Sehr
wahrscheinlich liegt es am Absolut.
Die Nacht ist angenehm warm. Wir haben nur T-Shirts an und frieren
trotzdem nicht. Benni hat diesmal keine Musik angemacht und auch die
Stille fühlt sich gut und richtig an. Alex hatte in seinem Koffer noch die
drei Pinnchen, die er für den Nordhäuser mitgebracht hatte und wir schenken uns immer wieder Vodka nach. Die Flasche ist schon halb
leer. Trotzdem fühle ich mich nicht aufgekratzt betrunken, sondern
eher angenehm benommen. Mein Kopf ist schwer, und der Schnaps
brennt sich warm durch meine Eingeweide.
„Ich weiß nicht, ob ich noch Bock auf morgen hab.“
„Hm?“
„Der Auftritt morgen“, sagt Benni, „ich weiß nicht ob ich da so Bock
drauf hab.“
„Weiß ich auch nicht.“
„Kann doch nur besser werden, oder?“
„Hab ich gestern auch gedacht. Und guck, was draus geworden ist.“
„Hm. Haste auch wieder Recht.“
„Kriegen wir da Geld?“
„Ne. Ist irgendwie eh alles ehrenamtlich und die nehmen Sonntag auch
keinen Eintritt.“
„Hm.“
„Ja aber wir können doch jetzt nicht abbrechen, oder? Ist doch auch
scheiße.“ „Ja ne, mein ich ja auch gar nicht. Ich sag nur, dass ich irgendwie nicht
so Bock hab.“
„Wir fahren da mal hin und dann wird das schon.“
„Wir müssen auch tanken.“
„Hm.“
„Ich glaub ich hab noch 20 Euro im Portemonnaie“, meine ich.
„Bei mir ist grad alles für den Vodka draufgegangen.“
„Ich hab noch...“, Benni kramt in seinen Taschen, „... ich hab noch 15
Euro. Das reicht. Das wird am Ende ein bisschen knapp, aber das reicht.“
„Schon doof.“
„Hm?“
„Ja, dass wir das selbst zahlen müssen.“
„Klar, schon. Aber ist halt oft so. Damit so ne Tour finanziell lohnt
musst du schon richtig groß sein. Die verdienen da alle nicht so viel.“
„Aber ich denke, die verdienen jetzt alle mit Auftritten, seit keiner mehr
die CDs kauft?“
„Hm. Ja schon. Aber viel ist das alles nicht. Wie gesagt, außer man ist so
richtig groß. Dann kriegt man ja auch von der Gema immer noch was
dazu.“ „Gema kapier ich sowieso nicht so richtig.“
„Ich auch nicht.“
Schluck.
„Schon beschissen.“
„Klar, total beschissen. Aber kann man nichts dran machen.“
Ich schütte Vodka nach.
Schluck.
„Irgendwie geiler als ich das in Erinnerung hab, das Zeug.“
„Hast du damit nicht das letzte Mal das ganze Klo in der Sternhütte voll
gekotzt?!“
„Hmh.“
„Kein Wunder, dass du das so scheiße in Erinnerung hast.“
„Hm.“
„Pass auf, dass du dir nicht noch in die eigene Karre kotzt.“
„Nene. Alles im Griff, alles super.“
„Außerdem würd‘s dadurch wohl kaum noch schlimmer riechen dadrin.“
„Mark, halt‘s Maul!“
„Ja, ist ja gut. Aber ist doch so.“
„Wo isn das morgen noch mal?“ „Karlstadt.“
„Karlstadt?!“
„Hmh.“
„Wo isn das?!“
„Weiß ich auch nicht so richtig. Irgendwo bei Würzburg.“
„Ach du scheiße. Das ist doch total weit oder nicht?!“
„Dachte ich auch, geht aber eigentlich. Navi sagt irgendwie drei
Stunden oder so. Ist fast nur Autobahn.“
„Hm. Ok.“
„Und wir sollen halt Folkmusik spielen.“
„Hä?!“
„Folkmusik haben die sich gewünscht. Neu interpretiert im
Metalgewand. Mit mehrstimmigem Gesang, möglichst hoch. Kriegst
auchn Mikro, Benni.“
„Alter, halt dein Maul, Alex!“
Ich muss lachen, die anderen steigen mit ein.
„Also viel
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