ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)
Flussufer und schaue übers
Wasser hinaus auf das malerische Dorf, das ruhig unter der nun etwas
tiefer stehenden Sonne liegt. Alex und Benni schlendern irgendwo
hinter mir über den Markt.
Wir hatten die Instrumente nach dem Auftritt auf der Bühne stehen
lassen und lagen uns dann erst ein mal lachend in den Armen. Dieses
Mal war alles unverkrampft gewesen. Niemand hatte Alex beworfen,
Benni musste niemandem die Fresse polieren. Ein paar Kinder waren
während dem Auftritt vor der Bühne herumgesprungen, die Teenies
hatten geklatscht und bei Alex bescheuerten Ansagen gelacht und
sogar von den Marktbesuchern waren einige stehen geblieben und
hatten uns von weitem, mit dem Kopf nickend, zugeschaut. Selbst ich
fand unsere Songs plötzlich richtig stark. So gut wie über Eddies
Anlage hatten sie noch nie geklungen, nicht mal unsere EP-Aufnahmen
waren so kräftig und sauber wie der Bühnensound von heute.
Die EP hatte zwar wieder niemand gekauft, aber das konnte unsere
gute Laune heute auch nicht mehr trüben. Sie war auch wirklich nicht
besonders gut. Das wussten wir selbst. Ich sitze mit über meinen angewinkelten Beinen verschränkten Armen
am Ufer und habe den Kopf auf den Armen abgestützt als ich hinter
mir etwas rascheln höre.
„Hey!“
„Hm?!“
Neben mir taucht ein Mädchen in einem rot-weiß kariertem
Sommerkleid auf. Sie hat blonde Haare, die sie zu einem Zopf
geflochten hat und strahlt mich mit kräftigen, grünen Augen an.
„Darf ich mich setzen?“
„Oh. Äh. Klar, setz dich.“
Sie zieht ihr Kleid gerade und setzt sich im Schneidersitz neben mich.
„Hat Spaß gemacht euch zuzugucken.“
„Dankeschön.“
„Gerne.“
„Ich... dich hab ich gar nicht gesehen. Oder?“
„Ne, das kann sein. Ich war ganz außen auf der Wiese. Da wo die Blumen
sind, siehst du?“
Sie zeigt in eine Richtung rechts hinter mir. Als ich in die Richtung
schauen will, in die sie zeigt, bleibt mein Blick an ihrem Gesicht hängen. Sie hat leichte Sommersprossen auf ihrer Nase und auf ihren Wangen
und ihre Augen haben ein so tiefes grün, wie ich es noch nie zuvor in
meinem Leben gesehen habe.
„Ahso. Hmh.“
Ich starre sie immer noch wie hypnotisiert an, als sie ihren Kopf wieder
zu mir zurück dreht. Erschrocken drehe ich mich zurück und blicke
leicht verschämt wieder auf den Fluss.
Ich höre sie neben mir kichern.
„Ich bin Lina.“
„Hey Lina!“
Ich drehe mich wieder zu ihr um. Sie grinst mich mit leichten Grübchen
in den Wangen an und senkt kurz den Blick bevor ihre grünen Augen
mich wieder ins Visier nehmen.
„Ich... ich bin Mark“, stammele ich unbeholfen.
„Schön, dich kennen zu lernen, Mark!“
Sie grinst wieder und ich höre mein Herz klopfen.
Ich weiß nicht, wie lange wir uns so anschauen. Wahrscheinlich sind es
nur ein oder zwei Sekunden, aber ich schrecke auf, als ich Alex ein paar
Meter hinter mir rufen höre: „Mark! Hey, Mark! Mach dich mal fertig, wir wollen los! Benni will nicht
im Dunkeln fahren, sonst pennt der uns noch ein, der dicke Spasti! Hast
du gehört? Mark?!“
Ich schaue zu ihm hoch und wieder zurück zu Lina. Sie wühlt in ihrer
Handtasche und holt einen Stift und einen kleinen Zettel hinaus.
Als sie kurz darauf aufsteht, gibt sie mir die Hand.
„Vielleicht sehen wir uns ja noch mal?“
„Äh. Ich. Ähm.“
Sie grinst.
„Machs gut, Mark.“
Dann geht sie vorsichtig durch das Gebüsch, hüpft leichtfüßig über das
letzte Stück hinweg und läuft über die Wiese zurück in Richtung des
Marktes.
„Tschüss... Lina“, murmele ich und schaue ihr hinterher während sie in
der Dämmerung verschwindet. EPILOG
„Zurück in die Zukunft“ 42. In Benni‘s Auto, drei Monate später
„Was machst du?“
„Hm?“
Ich halte den Zettel in der Hand, auf den mir Lina damals ihre Nummer
geschrieben hat und schaue gedankenverloren aus dem Fenster.
„Wodran denkst du?“
„Ach, nichts. Hab nur noch mal an die Tour gedacht.“
Benni grinst und auch ich muss schmunzeln.
„Haste eigentlich noch mal was gehört wegen dem Junkie? Oder wegen
diesem Mickie aus Laasphe?“, frage ich.
„Ne, gar nicht.“
„Hm.“
„Noch mal Glück gehabt.“
„Ja. Aber war ja Notwehr, von daher.“
„Hmh.“
Benni guckt auf den Zettel, mit dem ich auf meinem Schoß herumspiele.
„Kommt sie eigentlich nächste Woche?“
„Hm?“
„Lina. Kommt
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