ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)
voll mit
Stammkunden! Weißt du wie die mich grad alle fertig machen?! Die
fanden das nur scheiße, was da grad abgegangen ist. Und ganz
ehrlich?! Ich kann‘s ihnen nachempfinden, das war echt beschissen.“
Wir schauen auf den Boden. Und ich dachte gestern echt, es könnte
nicht noch schlimmer werden.
„Verpisst euch einfach. Und verkauft euch bitte nicht mehr als
Punkband, das kann ja wohl echt nicht sein. Löst euch auf, sucht euch
Jobs. Scheiße.“
„Halt doch endlich mal die Fresse jetzt, du Spasti“, grummelt Benni.
„Willst du mir sonst auch noch auf‘s Maul hauen, oder was?!“
Er schaut den immer noch nackten, verschwitzten und schwer
atmenden Benni gereizt an. „Zieh dir bitte einfach was an, bevor du raus gehst“, sagt er resigniert
und geht wieder zurück in den Kneipenraum, in dem mittlerweile
wieder Musik läuft.
Benni schaut ihm kopfschüttelnd hinterher.
„Scheiße, man“, murmele ich, „das ist echt mal eskaliert“.
„Hm“, macht Benni.
Dann schweigen wir wieder.
„Alter! Heulst du, oder was?“
Ich schaue auf. Benni packt Alex auf die Schulter. Der hat wirklich
Tränen in den Augen und dreht sich von uns weg.
„Alter, was ist denn los? Jetzt heul doch mal nicht!?“, sage ich, „ist doch
jetzt echt kein Weltuntergang!“
„Alter, ich heul ja gar nicht. Aber das war echt mal beschissen, oder
nicht?!“, er schluchzt kurz auf. „Ich meine, der Penner hat mit nem Glas
auf mich geworfen! Der wollte mich treffen! Stell dir mal vor ich hätte
das in die Fresse bekommen!“
„Komm, Alter“, Benni tätschelt ihm den Arm, „wir hauen ab. Und wenn
uns irgendein Wichser quer kommt, dann hauen wir dem halt auch
noch auf die Fresse.“ Alex wischt sich mit dem Arm über die Augen.
„Erzählt keinem, dass ich geheult hab, klar?!“
„Ne, Alter. Auf keinen Fall. Ist doch klar“, murmele ich.
Alex nimmt sich das Bandana vom Kopf, Benni zieht sich ein T-Shirt
über und wir gehen zurück in den Kneipenraum.
Hier ist alles schon wieder wesentlich ruhiger, als ich befürchtet hatte.
Als wir auf die Bühne kommen, werden wir kaum beachtet. Pit hat an
die Tafel in seinem Rücken ‘Punkrock-Special: Jägermeister 1€’
geschrieben, was die Gemüter wohl fürs Erste beruhigt hat.
Auch als wir unser Equipment aus dem Raum und ins Auto tragen,
werden wir weder von den Leuten, die an den Tischen sitzen, noch von
Pit besonders beachtet. Es gibt wenige flüchtige Blicke, die aber nie
lange an uns haften bleiben. Irgendwie scheint die Situation für beide
Seiten extrem unangenehm zu sein.
Die meisten hier hatten uns wahrscheinlich gar nichts böses gewollt, es
hatte nur einfach nicht gepasst. Die wollten Hits, wir hatten keine. Ein
Missverständnis durch schlechte Organisation und unzureichende
Absprachen. Dass das ganze so eskaliert war, lag an ein bis zwei
Vollidioten, die überreagiert hatten. Die Arschlöcher, die Alex beworfen und ihn angemacht hatten. Ohne die wäre es wahrscheinlich ein ganz
normales, wenn auch total beschissenes Konzert geworden. Sowohl wir
als auch das Publikum wären zwar enttäuscht, aber wenigstens
unverletzt ins Bett gegangen. Als wir unseren Kram zusammen haben,
setzen wir uns ins Auto, das auf dem Parkplatz vorm Pit‘s steht und
schweigen.
„Langsam gewöhn ich mich dran hier drin zu pennen! Zuhause in
meinem Bett kann ich bestimmt überhaupt nicht mehr einschlafen, viel
zu viel Platz!“, sage ich und Benni und Alex müssen kichern.
„Was isn das Gegenteil von Platzangst?! Demnächst bin ich hier so
angepasst, das ich Panik kriege, wenn ich meinen Arm mehr als zwei
Zentimeter bewegen kann!“
Jetzt müssen wir alle lachen.
„Halt die Fresse, Mark“, schmunzelt Benni, „ist bei dir alles klar, Alex?“
„Ja, alles klar. Danke, man.“
„Wofür?!“
„Dass du dem Wichser auf die Schnauze gehauen hast. Ich hätte
überhaupt nicht gewusst, was ich machen soll. Ich hatte echt Schiss.“
„Ist doch kein Ding, man. Echt nicht. Sind doch Freunde.“ „Stimmt. Trotzdem danke.“
„Hoffentlich kommt der Wichser nicht wieder! Wenn der echt so
aggressiv ist, wie der Pit meint?!“, sage ich.
„Scheiße, stimmt. Lass uns lieber mal fahren“, antwortet Benni und
startet den Motor.
„Wohin soll‘s denn gehen?“
„Keine Ahnung“, meine ich.
„Also ich finde...“, Alex dreht sich zu mir um, damit er uns beide im
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