ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)
aufgetrieben hatte. Wir hören sie auf der Fahrt
mindestens viermal komplett durch, was aber überhaupt nicht schlimm
ist. Draussen scheint die Sonne und auf der Autobahn ist kaum was los.
Schließlich ist es Sonntagmittag. Die Leute sind bei ihren Familien oder
in der Kirche. Nur wir nicht. Könnte ich mich dran gewöhnen.
Nach nur knapp drei Stunden kommen wir am Festivalgelände an.
Schon wieder ziemlich schön alles. Wer sagt eigentlich immer, dass
Deutschland so hässlich wäre?! Oder glaube ich nur, dass das immer
alle sagen? Eine Entdeckung macht mir aber besondere Freude, als Benni von dem
engen, ungepflasterten Weg in Richtung Bühne abbiegt:
„Alter, das isn Fluss, oder?!“
„Glaub schon!“
„Das ist ja der Hammer! Ein Fluss! Wie geil! Da spring ich rein, sofort!“
Ich hatte seit Freitagmittag nicht mehr geduscht und war echt im Eimer.
Das wichtigste ist Zähne putzen, aber so nach drei Tagen darf es auch
mal ein bisschen mehr sein.
Als wir aussteigen sehen wir eine Frau um die 30 auf uns zu kommen.
Sie hat ein weites Gewand an, ist barfuß und winkt uns schon von
weitem zu.
„Ach du scheiße, was ist das jetzt für ne Hippiebraut?!“, raunt Alex
während er ihr zurück winkt.
„Jetzt warte doch erst mal ab. Nur weil die barfuß ist, oder was?“
Alex zuckt mit den Schultern.
„Hallo Jungs! Schön, dass ihr da seid!“
Sie gibt uns der Reihe nach die Hand und scheint sich wirklich zu
freuen, dass wir da sind. Sie strahlt über das ganze Gesicht. „Ich bin die Johanna. Eigentlich ist hier ja Sonntags nichts mehr mit
Musik, aber grad heute passt das doch wirklich super. Bei dem schönen
Wetter!“
Sie schaut blinzelnd nach oben in den Himmel, stemmt die Arme in ihre
zierliche Hüfte und atmet tief ein.
„Ihr habt sicher Hunger, oder?! Wir haben jede Menge zu essen für
euch. Seht ihr hinten die Stände?“
Ich schaue an der kleinen, schwarz verkleideten Bühne vorbei über die
grüne Wiese.
Rechts von uns befindet sich eine riesige, knallbunte Hüpfburg auf der
ungefähr ein Dutzend Kinder herumspringen, links sitzen ein paar
rauchende Teenager und vereinzelt Familien auf Picknickdecken und
uns gegenüber sehe ich die drei weiß lackierten Stände, die Johanna
meint. Dahinter tut sich eine Art Hippie-Markt mit vielen verschiedenen
Ständen auf, um die sich Besucher tummeln, die das selbst
geschnitztes Holzspielzeug und die bunten Stoffe und Tücher
begutachten.
„Ja! Cool, alles klar.“ „Da gibt‘s echt jede Menge verschiedenes Zeug. Ihr geht einfach dahin
und sagt, dass ihr von der Band seid, das ist hier dann alles kein
Problem.“
„Ok, super.“
„Ähm, wegen dem Fluss. Kann man da reinspringen einfach? Geht das?!“
„Tu dir keinen Zwang an. Da bist du bestimmt nicht der erste dieses
Wochenende.“
„Super!“
„Ich muss jetzt noch mal los. Ich bin meistens da hinten in dem grauen
Zelt, da sitzen wir ganzen Organisatoren. Da gibt‘s auch Kaffee und so.
Wenn ihr mich sucht dann fragt einfach nach Johanna, wobei der Ingo
und die anderen euch sicher auch helfen können. Wir haben jetzt...
knapp zwei Uhr. Am besten geht ihr erst mal essen oder springt ins
Wasser und dann könnt ihr euch ja gegen drei mit Eddi treffen. Das ist
unser Techniker, der ist wahrscheinlich auch im Zelt. Viel habt ihr auch
glaub ich nicht zu tun, das meiste müsste da noch von gestern stehen.
Und dann fangt ihr einfach an wenn ihr Lust habt.“
„Super, danke.“
„Nichts zu danken, Jungs. Viel Spaß bei uns!“ „Danke!“
Mit wehendem Kostüm verschwindet Johanna wieder in Richtung des
Marktes.
„Die ist aber echt ein bisschen Öko, oder?!“
„Die war doch voll nett!“
„Ja, trotzdem.“
„Ich mach mir eher Sorgen wegen dem Publikum. Hier sind voll viel
Kinder und so, da passen wir doch überhaupt nicht rein!“
„Ja schon. Aber ist doch trotzdem geil. Draussen bei dem Wetter und
so?! Stell ich mir ganz geil vor.“
„Außerdem haben die hier Plastikbecher. Falls wieder einer wirft ist
keine Verletzungsgefahr!“
„Halts Maul, Benni.“
„Ja ist doch so! Außerdem gibt‘s hier bestimmt was geiles zu essen! Ich
hab total den Kohldampf!“
„Wetten die haben hier nur Tofu und so nen Scheiß?!“
„Ach, Alex. Jetzt sei mal nicht so negativ immer. Ist doch alles voll gut.
Und ich spring jetzt erst mal ins Wasser. Ich fühl mich nämlich ein
Weitere Kostenlose Bücher