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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Lonergans Idee.«
    »Aus welchem Grund nimmt er an, daß Sie so etwas überhaupt können?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht, weil ich früher für Magazine geschrieben und daran mitgearbeitet habe.«
    »Aber das ist doch ein ganz anderes Paar Schuhe«, sagte er. Ein eigentümliches Lächeln glitt über sein Gesicht. »Hat Lonergan Sie wohl auch am Arsch.«
    »Nein. Ich bin mit ihm klar.« Was sogar stimmte: Im Augenblick schuldete ich ihm nichts.
    Er schwieg einige Sekunden. »Sehen Sie sich bloß vor. Lonergan hat inzwischen die halbe Welt am Arsch. Jetzt ist er darauf aus, auch noch den Rest abzuklemmen.«
    Ich blieb stumm.
    Zum ersten Mal zeigte sich auf seinem Gesicht ein Ausdruck von Interesse. »Geschrieben haben Sie, sagen Sie? Was denn so?«
    »Artikel, Kommentare, Lyrik, Prosa. Ich habe mich an allem versucht.«
    »Und? Hat’s was getaugt?«
    »Nicht allzu viel.«
    »Wenn ich als Schriftsteller auch nur halbwegs was auf dem Kasten hätte, wäre ich zufrieden. Aber ich bringe keinen einzigen anständigen Satz zusammen. Früher hab ich mir das mal eingebildet. So bin ich auch bei diesem Blatt gelandet.«
    »Was haben Sie denn vorher gemacht?«
    »Ich habe für verschiedene Blätter dieser Art gearbeitet. War das, was man Vertriebsleiter nennt - für den Absatz zuständig. Die machten sich alle recht gut, und viel Mühe kostete es auch nicht. Als sich dann die Chance bot, dies hier zu kriegen, griff ich zu.« Er atmete tief durch. »War aber alles andere als ein Honigschlecken.«
    »Wie sind Sie denn an Lonergan geraten?«
    »Na, wie gerät man schon an Lonergan? Man ist ein bißchen knapp bei Kasse. Er hilft einem aus. Und schon steht man richtig in der Kreide, und er hat einen beim Arsch.«
    »Sie hatten doch ein Geschäft. Da konnten Sie sich doch an die Banken wenden.«
    »Ach, Scheiß. Bei denen war ich gleich beim ersten Mal durch.«
    »Wieviel schulden Sie Lonergan?«
    »Teufel, was weiß ich. Wie soll man da auf dem laufenden bleiben bei diesem verrückten Sechs-für-fünf-System, Woche für Woche? Das wächst sich zur Lawine aus und deckt einen komplett zu. Würde mich nicht wundern, wenn ich inzwischen mit einer Million bei ihm in der Kreide stehe.«
    Als Verita abends um sechs mit allem fertig war, stellte sich heraus, daß er Lonergan neunzehntausend Dollar schuldete. Dazu kamen noch achttausend Dollar für Drucker sowie Lieferanten und siebenunddreißigtausend Dollar an Steuerschulden. An Aktivposten - wenn man’s so nennen wollte - blieb praktisch nichts außer ein paar lumpigen alten Schreibtischen.
    »Vierundsechzigtausend Dollar«, sagte ich. »Eine runde Summe.«
    Er starrte auf den gelben Bogen Papier, der mit Veritas kleinen, sehr säuberlich geschriebenen Zahlen bedeckt war. Mit belegter Stimme sagte er: »Allmächtiger! Ich wußte ja, daß es viel war, aber wenn man’s so sieht, dann - dann kriegt man’s mit der Angst.«
    Verita versuchte, ihn zu beschwichtigen. »Zu veräußern haben Sie praktisch nichts. Das beste wäre es, wenn Sie Ihren Bankrott erklären.«
    Er starrte sie an. »Wäre ich damit auch meine Steuerschulden los?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Steuerschulden werden nicht erlassen.«
    »Und Lonergan hätte ich auch nicht vom Hals. Der läßt sich durch niemanden und nichts um was bringen. Wer das versucht, ist total geliefert.« Seine Stimme klang dumpf. Er blickte zu mir. »Was tun wir jetzt?«
    Er tat mir leid. Dann stieg Wut in mir auf, gegen mich selbst. Ich hatte ganz einfach mit zu vielen Leuten Mitleid. Sogar die Gelben hatten mir leid getan, die ich in Vietnam ins Visier bekam. Als ich das erste Mal auf einen zielte, brachte ich’s nicht fertig, den Finger am Abzug durchzukrümmen. Erst als rund um mich das Buschwerk von Kugeln zerfetzt wurde und ich begriff, daß der dort mein Feind war, tat mir niemand mehr leid, und ich drückte ab.
    Ich hätte damals von vornherein kein Mitleid empfinden dürfen. Und jetzt? Jetzt war das nicht anders. Ich hatte einfach nicht das Recht zu einem solchen Gefühl; mir selbst gegenüber nicht.
    Mitleid - für wen denn? Für den jungen Burschen, der mir in der vergangenen Nacht beinahe den Schädel eingeschlagen hatte? Oder für dieses Arschloch hier, das bereit war, Lonergan bei jeder Gemeinheit zu helfen, durch die der mich reinlegen wollte?
    Ich blickte zu Verita. »Gehen wir. Diesen Hollywood Express lassen wir besser sausen.«
    Sie stand auf. Persky griff nach meinem Arm. »Aber Lonergan hat doch gesagt -«
    Mit einem Ruck

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