Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
»Ich rief meinen Vater an und sagte ihm, daß ich ihm verzeihe.«
    Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon er sprach. Er bemerkte den Ausdruck auf meinem Gesicht. »Du erinnerst dich wirklich an gar nichts mehr, wie?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Du standest als Anhalter auf dem Hollywood Boulevard -«
    Plötzlich blitzte eine Erinnerung in mir auf. »Das silberblaue Rolls Coupé?«
    »Ja. Ich nahm dich mit, und wir kamen ins Gespräch. Ich sagte, ich würde dich nach Hause fahren, aber du meintest, einen solchen Schlitten würden sie bei euch im Viertel glatt auseinandermontieren. Und so stellten wir das Auto in einer Garage unter.«
    Allmählich kehrten weitere Erinnerungsfetzen zurück. In einer Getränkehandlung hatten wir ein paar Flaschen Wein gekauft, das heißt, er hatte bezahlt. Dann waren wir in meine Wohnung gegangen und hatten uns unterhalten: in der Hauptsache über seinen Vater - daß der einfach nicht mit der Tatsache fertig wurde, daß sein Sohn schwul war; und daß er alles daran setzte, ihn vor seiner Gemeinde verborgen zu halten, ihn gleichsam zu unterschlagen. Schließlich war Reverend Sam Gannon fast so berühmt wie Billy Graham, Oral Roberts und Kathryn Kuhlman zusammen. Nahezu Woche für Woche sah man ihn im Fernsehen, wo er der Welt verkündete, Gott heile alles. Dabei hatte Gott ja nicht mal bei seinem eigenen Sohn wirklich etwas ausrichten können. Jesus tat so ziemlich, was ihm paßte, und geriet ganz schön in den Schlamassel, wie man sah. Jetzt erinnerte ich mich auch, daß ich dem Jungen gesagt hatte, das solle er mal seinem Vater erklären. Wir hatten nur miteinander palavert. Miteinander geschlafen hatten wir nicht.
    »Okay, Bobby«, sagte ich, nachdem mir endlich auch sein, Name eingefallen war. »Jetzt hab ich wieder alles beisammen.«
    »Gut«, erwiderte er mit einem Lächeln. »Dann relaxe, während ich das Essen mache.«
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte ich.
    Er nickte. »Nach dem Essen.«
    Verita sah mich an. »Lonergan wird das nicht schmecken.«
    »Scheiß auf ihn.«
    »So einfach ist das nicht. Lonergan ist aus ganz hartem Holz. Meistens bekommt er, worauf er aus ist.«
    »Diesmal aber nicht.«
    Ihre Augen wurden dunkel. »Du wirst von ihm hören.«
    Damit sollte sie recht behalten. Wir waren gerade mit dem Essen fertig, als es klopfte. Ich wollte aufstehen.
    »Bleib du nur bei deinem Kaffee«, sagte Bobby und öffnete die Tür. Über seine Schulter hinweg konnte ich den Collector sehen.
    Er schob sich an Bobby vorbei. Seine Augen glitten durchs Zimmer. Dann blickte er zu mir. »Du kommst von beiden Seiten voll auf deine Kosten, wie?«
    »Ich versuch mein Bestes.«
    »Lonergan will dich sehen.«
    »Okay. Sagen Sie ihm, daß ich später rüberkommen werde.«
    »Er will dich jetzt sehen.«
    »Das hat keine Eile. Wir haben nichts miteinander zu reden. Außerdem bin ich noch nicht mit dem Essen fertig.«
    Es war ein Instinkt, der mich seine Bewegung wahrnehmen ließ; ich witterte sie gleichsam. Vor sieben Jahren, bei den Green Berets, hatte ich über eine wesentlich schnellere Reaktion verfügt; aber ich war immer noch viel schneller, als er erwarten konnte. Mein Knie und mein Ellbogen schnellten hoch: Das Knie prallte gegen seine Hoden, den Ellbogen rammte ich ihm gegen den Adamsapfel. Er gab ein sonderbares Grunzen von sich und stürzte auf die Knie. Dann rollte er langsam auf den Rücken. Aus seinem Gesicht, das sich zu einem eigentümlich fahlen Graublau verfärbt hatte, quollen die Augen. Sein Mund stand offen; während er mit beiden Händen nach seinen Genitalien griff, rang er keuchend nach Luft.
    Ich beobachtete ihn. Deutlich sah ich, wie nach einem Augenblick seine natürliche schwarze Gesichtsfarbe zurückkehrte. Ohne mich von meinem Stuhl zu erheben, nahm ich das Steakmesser und setzte die Spitze an seine Kehle. Gleichzeitig öffnete ich sein Jackett und zog seine Pistole aus seinem Gürtelhalfter. Ich wartete, bis er wieder bei Atem war. »Herumstoßen laß ich mich nicht. Ich hatte doch gesagt, ich würde später kommen.«
    Schieläugig blickte er auf das Messer an seiner Kehle. Von der immer noch offenen Tür klang Lonergans Stimme. »Fühlst du dich jetzt besser, Gareth?«
    Schlank und blaß stand er da, und die Augen hinter den goldumrandeten Brillengläsern waren verengt. Er trat ins Zimmer. Ihm auf den Fersen folgte sein Leibwächter. »Du hast dich bewiesen. Jetzt kannst du ihn aufstehen lassen.«
    Ich richtete mich auf, legte das Messer wieder

Weitere Kostenlose Bücher