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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sowieso nicht richtig schlafen.« Aus dem Schlafzimmer hörte man den Fernseher. Ich zog den Zehn-Dollar-Schein hervor, den sie mir gegeben hatte. »Hab das Geld nicht gebraucht«, sagte ich. »Da, nimm nur.«
    »Deshalb brauchtest du doch nicht zurückkommen.«
    »Nimm, bitte. Es ist mir wirklich lieber.«
    Sie tat’s. »Möchtest du eine Tasse Kaffee?«
    »Ja, gern.«
    Während sie den Kaffee machte, setzte ich mich an den Tisch. Sie reichte mir eine Tasse, nahm dann mir gegenüber Platz. Fragend sah sie mich an.
    Ich schlürfte vorsichtig. Der Kaffee war heiß und stark. »Könnte sein«, sagte ich und begegnete ihrem Blick, »daß ich mir irgendwo was geholt und dich dann angesteckt habe.«
    Zwei oder drei Sekunden blieb sie still. Doch als sie dann sprach, klang aus ihrer Stimme kein Vorwurf und keine Wehleidigkeit. »Warum hast du nicht schon früher was gesagt?«
    »Weil ich’s nicht wußte.«
    »Du solltest dir besser eine Penizillinspritze verpassen lassen.«
    Sie schlürfte ihren Kaffee.
    »Hast du eine Zigarette?« fragte ich.
    Sie nickte. Aus einer Schublade holte sie ein Päckchen und reichte es mir. »Tut mir leid«, sagte ich. »Wenn du willst, gehe ich jetzt.«
    »Nein«, erwiderte sie sofort. »Ich bin nicht böse auf dich. Die meisten Männer hätten nichts gesagt. Ich werde morgen zum Arzt gehen.«
    »Das Geld für die Spritze bekommst du von mir, sobald ich was habe.«
    »Sie wird nichts kosten. Mein Arzt arbeitet in der Klinik.« Sie schwieg einen Augenblick. »Hatte Lonergan keinen Job für dich?«
    »Einen Job nicht, nein. Er will, daß ich eine Zeitung kaufe.«
    »Eine Zeitung? Kaufen!? Ist er verrückt?«
    »Klar ist er das. Doch das ist eine andere Geschichte.«
    »Und woher sollst du das Geld dafür nehmen?«
    »Als Ex-GI hätte ich wohl Anspruch auf ein Darlehen. Lonergan meint jedenfalls, er könnte mir eins verschaffen.«
    »Und was springt für ihn dabei heraus?« fragte sie mißtrauisch.
    »Der Anzeigenteil. Das läuft über seine Gesellschaft.«
    »Was für eine Zeitung soll das bloß sein, die man so einfach kaufen kann.«
    »Genaugenommen ist es keine Zeitung, sondern eine Zeitschrift. Der Hollywood Express.«
    »Ach, das Blatt«, sagte sie mit sonderbarer Betonung.
    »Weißt du irgendwas darüber?« fragte ich. »Dann sag’s mir.«
    »Es taugt nichts«, erklärte sie und schüttelte den Kopf. »Damit gibt es immer nur Ärger.«
    »Inwiefern?«
    »Im Büro haben wir eine Liste. Von Arbeitgebern und Firmen, die sich beim Finanzamt was haben zuschulden kommen lassen und die fälligen Steuern nicht bezahlen. Der Express steht mit dreißigtausend zu Buche. Plus Zinsen. Wenn du das Blatt kaufst, könntest du zahlungspflichtig werden.«
    »Meinst du, daß Lonergan das weiß?«
    »Er weiß ja sonst auch immer alles«, erwiderte sie ohne Umschweife.
    Ich nickte. In der Tat:    so etwas würde seiner
    Aufmerksamkeit nie entgehen. Was mochte er nur im Schilde führen? Mich in eine solche Klemme bringen - nein, davon hatte er nichts, das war für ihn die Mühe nicht wert.
    »Hast du eingewilligt?« fragte sie.
    »Ich habe ihm gesagt, daß ich’s mir überlegen will. Morgen, nein, heute früh soll ich mir den Laden mal ansehen.«
    Sie griff nach einer Zigarette. »Ich wäre gern dabei.«
    »Weshalb? Was könntest du tun?«
    »Vielleicht nichts. Aber ich bin amtlich zugelassener Wirtschaftsprüfer. Und so verstehe ich mich zumindest auf die Bücher.«
    »So richtig amtlich zugelassen?«
    Sie nickte.
    »Was tust du dann bei der Arbeitslosenfürsorge?« Bevor ich mich unter Kontrolle hatte, war die Frage heraus. Eine idiotische Frage. Denn für eine Chicana mußte es natürlich verteufelt schwer sein, einen Job als Wirtschaftsprüfer zu bekommen. »Ich wäre dir dankbar, wenn du mitkommen würdest«, sagte ich.
    Sie lächelte. »Okay. Um welche Zeit?«
    »Der Collector holt mich am Morgen ab. Ich werde jetzt machen, daß ich nach Hause komme. Dann kannst du noch etwas schlafen.«
    »Es ist jetzt nach vier. Du bleibst besser hier. Am Morgen fahre ich dich dann rüber.«
    »Aber was ist mit deinem Dienst?«
    »Wir haben doch Samstag.« Sie nahm die Kaffeetassen und stellte sie ins Spülbecken. »Das Büro ist geschlossen.«
    Als wir um zehn Uhr vormittags zu meinem Haus kamen, wartete dort bereits der Collector in seinem roten Jaguar. Ich trat auf das Auto zu, steckte den Kopf durchs Fenster. »Schlafen Sie eigentlich nie?« fragte ich.
    Er grinste. »Nicht, wenn ich für Lonergan arbeite.«

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