Robert und die Ritter 3 Das Burggespenst (German Edition)
»Aber den beiden nicht.« Er zeigte auf Wuschel und mich. »Und wenn wir euch helfen sollen …«
»Uns
kann
niemand helfen«, sagte Kuno matt.
Genau da fing wieder das Donnergrollen an.
»Rrrrrrrompompompompom!«
»Er sagt, können wir doch!«, übersetzte Robert, und Wuschel, der sich kurz aufgesetzt hatte, legte sich zufrieden wieder hin. Er lag zwischen Dagobert und Rigobert und ließ sich von ihnen das Zottelfell kraulen. Das schien zu helfen, jedenfalls sahen die beiden schon ein bisschen weniger mufflig aus.
»Na schön«, sagte Kuno, aber es klang unendlich müde. »Wir haben ein neues Burggespenst …«
»Ein
neues
?«, unterbrach ich ihn. »Gab’s denn vorher schon eins?«
»Er hat’s geschnallt«, sagte Rigobert.
»Abwarten!«, sagte Dagobert.
Das Kraulen half wirklich. Die beiden waren schon wieder fast die Alten.
»Auf der Wackerburg gab’s immer schon ein Burggespenst«, sagte Kuno. »Wie auf allen Ritterburgen. Solange wir auf der Wackerburg denken können, war das der kopflose rostige Ritter. Der war schon unheimlich mit seinem Geknirsche und Geknarze und Geschepper um Mitternacht, aber immer nur, bis er irgendwo gegen die Wand gelaufen ist, und das hat meistens nicht lange gedauert. Dann hat er zwar immer geflucht, dass es einem eiskalt den Rücken runterlief, aber danach war Ruhe. Eigentlich war’s ganz gemütlich mit dem kopflosen rostigen Ritter, aber das ist nun leider vorbei!«
Kuno seufzte, und die Zwillinge nickten. Beide!
»Und jetzt habt ihr also ein neues Gespenst?«, sagte ich, als mir die Pause, die Kuno einlegte, ein bisschen zu lang wurde.
»Er
hat’s
geschnallt«, sagte Rigobert.
»Hab ich was anderes behauptet?«, sagte Dagobert.
»Die klapperige Geli«, sagte Kuno. »Erst haben wir’s gar nicht richtig gemerkt, weil es nachts immer noch gescheppert hat und nur nicht mehr geknirscht und geknarzt. Wir dachten, der kopflose rostige Ritter ist vielleicht irgendwo über ein Kännchen Öl gestolpert und hat sich die rostigen Scharniere geölt. Aber dann haben wir ihn wochenlang nicht mehr fluchen hören, und es hat auch immer viel länger gescheppert als sonst, manchmal bis in den Morgen. Und irgendwann haben wir gemerkt, dass es anders scheppert als vorher. Es hat sich mehr wie ein Geklapper angehört, und dann haben die Frauen gemerkt, dass in der Burgküche was nicht stimmt.«
Kuno seufzte wieder, aber diesmal ließ ich ihn in Ruhe und sagte nichts.
»In der Küche war’s morgens plötzlich unheimlich aufgeräumt«, fuhr Kuno fort. »Da hat alles ganz genau da gestanden und gehangen und gelegen, wo es hingehört: Töpfe, Teller, Becher, Messer, Kochlöffel – alles. Richtig unheimlich war das.«
»Entschuldigung«, sagte ich. »Aber was ist sounheimlich daran, wenn in der Küche alles ordentlich an seinem Platz ist? Das ist doch eigentlich ganz praktisch.«
»Das haben wir erst auch gedacht«, sagte Kuno. »Die Frauen haben an eine Art gute Küchenfee geglaubt, so was soll’s ja geben. Und unser alter Großoheim Friedehelm hat sie sogar gesehen und gesagt, sie hätte ihm gefallen, nur ein bisschen zu mager wäre sie für seinen Geschmack gewesen, und um den Mund hätte sie so einen ungemütlichen Zug …«
»Entschuldige, Kuno!«, unterbrach ich ihn. »Der hat sie
gesehen
?«
»Ja, ganz am Anfang. Großoheim Friedehelm hat sich nachts immer in die Küche geschlichen, weil tagsüber seine Frau aufpasst, dass er nicht zu viel Fettes isst, weil er bald nicht mehr in seine Rüstung passt. Er sagt, sie hat gerade die Messer sortiert, als er gekommen ist, und der Blick, mit dem sie ihn über die Schulter angeschaut hat, hat ihm gereicht. Seine Kerze sei von dem Blick ausgegangen, und keine zehn Pferde brächten ihn mehr nachts in die Küche. Am nächsten Morgen gab’s dann die ersten Botschaften und von da an jeden Morgen, wenn abends was ein bisschen verkehrt liegen oder stehen blieb oder am falschenHaken hing.
Die Messer
links
in die Schublade, sonst …!
, stand auf kleinen Zetteln, wenn jemand eins aus Versehen rechts in die Schublade gelegt hatte. Oder:
Der kleine Topf gehört an den
elften
Haken von der Wand aus gerechnet, nicht an den zehnten, sonst …!
«
»Sonst
was
?«, fragte ich.
»Keine Ahnung«, sagte Kuno. »Da stand immer nur
sonst …
Richtig gruselig war das.«
Ehrlich gesagt, fand ich das eigentlich nicht. Ich meine, solche Drohungen kennt ja jeder von zu Hause oder von der Schule:
Du räumst jetzt sofort dein Zimmer
Weitere Kostenlose Bücher