Robert und die Ritter 3 Das Burggespenst (German Edition)
einen Gespensterzauber, mit dem sie Besucher aus der Zukunft in irgendwasanderes verwandeln konnte, in Felsblöcke zum Beispiel, die dann für immer in der Gegend herumstanden und sogar Namen kriegten, weil man ihnen noch ansah, was sie früher mal gewesen waren. Nicht weit von uns zu Hause gibt’s so was:
die steinerne Angelika
. Vielleicht gab’s nicht weit von der Wackerburg bald einen steinernen Robert und einen steinernen Tim …
»Äh … Robert«, riss mich Kuno aus meinen finsteren Gedanken. »Wenn ihr die klapperige Geli selbst erleben wollte, müsst ihr aber über Nacht in die Burg.«
»Logisch«, sagte Robert. »Wir kommen nachher einfach mit euch mit. Oder meinst du, eure Eltern haben was dagegen?«
»Bestimmt nicht«, sagte Kuno. »Es ist nur so, dass
wir
nicht mehr in der Burg übernachten.«
»Nicht?«
»Nein«, sagte Kuno. »Nimm’s uns nicht übel, aber wir halten das keine Nacht länger aus. Wir schlafen hier in der Hecke.«
Aha. Darum also die Strohsäcke und Decken. Ich sagte nichts, aber ich hatte wieder ein Fünkchen Hoffnung. Vielleicht wurde es Robert ohne die Wackerburger Freunde doch ein bisschen mulmig, und er überlegte sich die Sache nochmal. Vielleicht endeten wir doch nicht in Stein verwandelt irgendwo in der Gegend.
So gut, wie ich Robert kannte, hätte ich es besser wissen müssen.
»Gut«, sagte er, »das kann man verstehen. Dann bringt ihr uns jetzt nur zur Waffenkammer, und bevor es dunkel wird, verschwindet ihr, und Tim und ich suchen uns ein Versteck, von dem aus wir die klapperige Geli gut sehen können.«
Sehen!
Ich dachte, ich höre nicht recht. Robert wollte die klapperige Geli nicht nur
erleben
, was auch von einem Nebenzimmer aus gegangen wäre, wo man sie nur klappern hörte – er wollte sie
sehen
, und das kann man ja wohl nur aus der Nähe.
»Hast du
sehen
gesagt?«, fragte ich, aber entweder hörte Robert die Frage nicht, oder er fand, sie hatte keine Antwort verdient.
»Alles klar, Freunde?«, fragte er und schaute zufrieden in die Runde.
Ich sah die Wackerburger Freunde an, aber die zuckten nur die Achseln, als wollten sie sagen: »Ja, macht nur, es ist zwar vollkommen sinnlos, aber wir Wackerburger haben schließlich nichts mehr zu verlieren.«
Und Wuschel, wisst ihr, was Wuschel machte? Er legte sich beide Pfoten über den Kopf. Dasmacht er, wenn ihm nichts Gutes schwant, und ihr könnte mir glauben: Kein Hund auf der Welt hat solche erstklassigen Vorahnungen wie er!
Mir war richtig schlecht, denn genau dieselben Vorahnungen hatte ich auch. Ich konnte mir nur nicht die Pfoten über den Kopflegen, weil ich dort die drei dicken Beulen aus Roberts Zimmer hatte. Ob man die später, an dem steinernen Tim, noch erkennen konnte? Bestimmt! Ich würde als
der traurige Tim mit den drei Beulen
in der Gegend herumstehen, und sonntags würden die Eltern mit ihren Kindern kommen und sagen: »Seht ihr, so geht’s euch, wenn ihr zum Radfahren keinen Helm aufsetzt!« Dabei trag ich beim Radfahren immer einen Helm!
Als wir aus dem Geheimversteck krochen, krochen Wuschel und ich als Letzte. Bevor wir zur Wackerburg hochgingen, schauten wir übers Tal und den Drachenwald zur Raubritterburg hinüber. Schwarz und unheimlich thronte sie auf ihrem steilen schwarzen Felsen, aber wisst ihr was: Lieber hätte ich dort im tiefsten Verlies übernachtet als in der Burg unserer Wackerburger Freunde. Ich kraulte Wuschel den Kopf, und ich bin mir hundertprozentig sicher: Genau das dachte er auch.
Das sechste Kapitel, in dem Tim das Schlimmste befürchtet (Robert natürlich nicht!)
Die kleine Tür im großen Burgtor war nur angelehnt.
»Wir müssen leise sein«, sagte Kuno, als wir durchgeschlüpft waren und über den Hof der Wackerburg zur Haustür gingen.
»Warum?«, fragte ich.
»Weil wir uns von der Küche und der Waffenkammer fernhalten sollen«, sagte Kuno.
»Verstehe«, sagte ich.
»Glaub ich nicht«, sagte Rigobert.
»Vielleicht hat er einen guten Tag«, sagte Dagobert.
»Die Erwachsenen wollen nicht, dass ihr dem Klappergespenst begegnet«, sagte ich, als müsste ich beweisen, dass ich nicht so dämlich war, wie die beiden dachten.
Ich hätte es besser bleiben lassen.
»Was hab ich gesagt?«, stöhnte Rigobert.
»Ich hab
vielleicht
gesagt«, sagte Dagobert. »
Vielleicht
hat er einen guten Tag.«
»Bei Tag kann man dem Gespenst nicht begegnen«,sagte Kuno, während er vorsichtig die Haustür öffnete. »Sie haben nur Angst, dass wir was
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