Robert und die Ritter - Das Zauberschwert
die gleich zu hören kriegen würden, hatte sich gewaschen.
»Soll ich mit deiner ersten Frage anfangen?«, fragte ich den Anführer.
Sein Knurren nahm ich für ein Ja.
»Wie gesagt, wo unser Freund
hin
ist, weiß ich nicht«, begann ich, »aber ich weiß,
zu wem
…«
Hier machte ich eine winzige Pause, aber die war den fünf schon zu lang.
»Dann sag’s!«, brüllten sie wie aus einem Mund.
»Zu seinen Drachen«, sagte ich so seelenruhig, wie ich zu Hause vielleicht gesagt hätte: »Aufs Klo.«
»Zu seinen …«
Es war der Anführer, der wieder mal einen Satz nicht zu Ende sprach. Aber wenigstens
konnte
er sprechen. Seinen vier Kumpeln fiel nur die Kinnlade herunter. (Meinen neuen Freunden von der Wackerburg wahrscheinlich auch, aber ich hütete mich, sie anzuschauen. Nachher hätte ich mich noch durch irgendein blödes Grinsen oderwas verraten, so wie’s einem manchmal in der Schule passiert, wenn man den Lehrer anflunkert und er merkt nichts, bis man seinen Banknachbarn anschaut und irgendwas an den Augen oder Mundwinkeln zuckt. – Nein, die Sache hier musste ich ganz allein durchziehen.)
»Drachen«, wiederholte ich. »Unser Freund ist Drachenreiter …«
»Dra-rachen …«, stammelte der Anführer.
»Nicht Drarachen –
Drachen «
, sagte ich. »Ro bert heißt er übrigens, unser Freund jetzt, und wie ich schon sagte: Er ist Drachenreiter …«
»Dra-rachenreiter …«, japste der Anführer, aber diesmal korrigierte ich ihn nicht, das war mir zu blöd.
»Drachenreiter reiten auf Drachen«, fuhr ich fort, »aber nur nachts. Tagsüber sind die Drachen unsichtbar, und die Drachenreiter sind’s eigentlich auch, aber sie können sich sichtbar machen, wenn sie wollen, das können die Drachen nicht …«
»Nicht …«, hauchte der Anführer, aber es könnte genauso gut ein Blatt gewesen sein, das gerade von einem Baum auf die Lichtung fiel, so genau konnte man das nicht unterscheiden.
»Nein«, sagte ich. »Aber sie können trotzdem kommen und einen holen. Sie schnappen einen,und es sieht nur ein bisschen komisch aus, weil man sie selber nicht sieht, nur ihr armes Opfer, das in ihrem Riesenmaul zappelt …«
»In ihrem Riesen…«, hauchte der Anführer (oder es fiel noch ein Blatt vom Baum).
»… oder in ihren Fängen«, fuhr ich fort. »Aber sie können auch unsichtbares Feuer speien, da zappeln ihre Opfer nicht, denen wird dann nur plötzlich heiß …«
»Heiß …«, hauchte der Anführer, und diesmal war er’s bestimmt, denn gleichzeitig fuhr er sich mit der Hand oben ins Wams, als wäre es ihm am Hals zu eng, und auf seiner Stirn glitzerten plötzlich Perlen.
»Ganz schrecklich heiß«, sagte ich. »Aber immer noch besser, als ihnen in die Fänge zu geraten …«
Der Anführer hatte jetzt etwas Irres im Blick, und um seine Getreuen stand es nicht besser. Sie schauten von einem zum anderen und dann zu ihrem Anführer, als erwarteten sie irgendein Zeichen. Aber von dem kam leider nichts. Er ruckte nur mit dem Kopf wie ein Huhn beim Körnerpicken (falls ihr das schon mal gesehen habt), weil er nicht wusste, ob er seine Kumpel oder uns oder die Stelle anglotzen sollte, an der Robert vorhinverschwunden war. Er war eindeutig in Panik. Noch einen Satz oder vielleicht zwei, dann war ich mit ihm fertig.
»Ich sehe, ihr habt verstanden«, sagte ich. »Ro bert hat sich unsichtbar gemacht, das habt ihr ja gesehen. Er geht einen von seinen Drachen holen. Oder vielleicht auch zwei …«
»Zwei …«
Mich wunderte, dass sich der Anführer überhaupt noch muckste. Er war ein zäher Bursche, das musste man ihm lassen.
»Er hat sieben«, sagte ich, »hab ich das nicht erzählt? Aber keine Angst, wahrscheinlich kommter nur mit einem, der reicht ihm hier vollkommen …«
Ich würde wetten, das war der Augenblick, in dem alle fünf Wilden Wölfe nur noch daran dachten, wie sie am schnellsten von der Lichtung und aus dem schrecklichen Drachenwald herauskamen. Ich sah, wie der Anführer über unsere Köpfe hinwegstarrte, und es war genau die Richtung, in der der linke Weg nach ihrer Burg liegen musste. Noch ein paar Worte zum Riesenmaul des Drachen, und sie nahmen garantiert die Füße in die Hände …
»Fünf von euch Mickerlingen schafft er auf einmal mit seinem Riesen…«
So weit war ich gekommen, und ich sah schon das Zucken in ihren Beinen, als es mir eiskalt über den Rücken lief.
Ich hörte erst nur ein Knacken im Wald.
Damit hatte ich
Weitere Kostenlose Bücher