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Robin Wuff und Bruder Katz

Robin Wuff und Bruder Katz

Titel: Robin Wuff und Bruder Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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die Mäuse über das Dach, bis sie am Giebel genau über der Luke standen. Dort banden sie ihre Schnüre und Seile an Dachsparren fest, legten sich auf die Lauer und winkten Robin Wuff zu. Der hatte inzwischen zusammen mit Bruder Katz das Katapult wieder vor die Luke geschafft, und ein ansehnlicher Steinhaufen lag daneben.
    »Nun denn, lasst uns nochmals anklopfen«, sagte Robin Wuff, legte einen Stein in das Katapult und gab das Zeichen.
    Der Stein schlug gegen die Luke.
    Als hätten die Ratten darauf gewartet, ertönte sofort Joes Stimme durch die Luke: »Hört auf! Wir kommen nicht heraus. Geht weg!«
    Doch der Beschuss mit Steinen wurde fortgesetzt.
    »Haut ab! Geht doch weg!«, war Joe zu hören.
    Ein Stein nach dem anderen krachte gegen das Holz. Schließlich wurde die Lukentür aufgerissen.
    »Hört sofort damit auf«, schrie Joe. »Ihr nervt!«
    In diesem Moment schwangen sich die Mäuse an ihren Seilen und Schnüren vom Dach in die geöffnete Luke hinein.
    Bevor Joe etwas tun konnte, waren alle Mäuse in der Scheune, stürzten sich auf die Ratten und fesselten sie.
    Joe und seine beiden Brüder hatten keine Chance. Sie wurden verschnürt und als dicke Pakete von den Mäusen vorsichtig aus der Luke heruntergelassen.
    »Lasst uns bloß nicht fallen!«, schrien die Ratten wütend und strampelten. Zum Schluss seilten sich auch die Mäuse ab.

    Walther von der Käsereibe konnte nicht an sich halten und musste wieder dichten.
    » Gefangen sind die Ratten nun,
    in Schnüren fest gekettet.
    Keiner Maus sie was zu Leide tun,
    und die Heimat ist gerettet. «
    Die drei Ratten fluchten und schimpften so laut sie nur konnten. Emily schüttelte sich. »Uh, so viele Schimpfworte auf einmal habe ich noch nie gehört.«
    Robin Wuff trat vor die Ratten und befahl: »Nun redet!«
    »Reden? Pah!«, stieß Jeff hervor. Er war die dickste der drei Ratten. »Mein Ohr juckt. Ich muss mich kratzen. Von wegen reden!«
    »Worüber willst du reden?«, fragte Jim. Er versuchte, die Schnüre durchzunagen, was ihm jedoch nicht gelang. »Ihr wisst ja gar nicht …« Er verstummte.
    »Was wissen wir nicht? Donnerschlag und Bogenschuss!« Bruder Katz wurde ungeduldig.
    »Für uns ist alles aus«, seufzte Joe. »Alles vorbei.«
    Jetzt mischte sich Emily ein. »Wir leben schon seit Jahren in der Scheune. Sie ist unser Zuhause. Ihr hattet kein Recht …«
    Joe schüttelte den Kopf.
    »Das meine ich nicht. Für uns gibt es jetzt keine Hoffnung mehr.«
    Robin Wuff setzte sich dicht neben Joe. »Erzähl uns doch alles«, forderte er ihn auf.
    Joe nickte.
    »Wir lebten seit einiger Zeit in einem alten Wohnwagen, der am Waldrand vor sich hinrostet. Es ging uns sehr gut dort. Trotz einiger Löcher in den Wänden war es trocken und ruhig. Und bis zum Wochenmarkt am Rathaus ist es nicht so weit. Von den Abfällen, die wir dort finden, können wir eine ganze Woche leben.«
    »Klingt doch gut«, warf Emily ein. »Warum habt ihr uns dann aus unserer Scheune vertrieben?«
    Jim hatte es aufgegeben, an seinen Fesseln zu knabbern. Er erklärte weiter:
    »Es war vor etwa zwei Wochen. Wir saßen in unserem Versteck und hatten gerade den Tisch voller leckerer Sachen.«
    »Ja, ich weiß es noch genau!«, schwärmte Jeff. »Heringsgräten, Salatreste, Kürbiskerne, Kartoffelschalen, dazu jede Menge …«
    Joe unterbrach ihn. »Ist ja gut, so genau müssen sie es nicht wissen. Wir waren gerademitten beim Essen, und plötzlich standen sie da. Sie knurrten und fletschten die Zähne. Sie fauchten und jaulten. Wir waren in Panik. So schnell wir konnten, flüchteten wir aus dem Wohnwagen und rannten quer durch die Stadt. So lange, bis wir sicher waren, dass sie uns nicht verfolgten.«
    Robin Wuff blickte von einer Ratte zur anderen.
    » Wer stand plötzlich da?«
    Joe machte ein ratloses Gesicht. »Na, Hunde, riesige Hunde!«
    Die Mäusefamilie erschrak.
    Robin Wuff machte ein entsetztes Gesicht, und Bruder Katz stieß hervor: »Da fehlt sogar mir der Bogenschuss. Riesige Hunde?«
    Walther von der Käsereibe setzte gerade zu einem Unheilsgedicht an, aber da merkte er, dass er sein Gedicht vor lauter Schrecken vergessen hatte.
    Robin Wuff legte die Stirn in Falten. »Hunde? Bist du sicher? Wie sahen sie aus?«
    Joe brauchte nicht lange nachzudenken. »Groß waren sie. Alle drei. Es waren riesengroße Rassehunde. Und einer von ihnen hatte eine tiefe Narbe …«
    »… quer über der Schnauze?«, fragte Robin Wuff hastig.
    Als Joe nickte, verdüsterte sich seine Miene.

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