Robin Wuff und Bruder Katz
Mann. Er lebte am Hof von Kaiser Friedrich II. und hat sehr viele Strophen und Lieder gedichtet. Aber jetzt lies endlich weiter!«
Der Zeigefinger des Jungen wanderte die Zeilen entlang. Dann blätterte erschnell um, und damit begann die Vorlesestunde.
Amadeus und Moritz lagen mucksmäuschenstill auf dem Boden. Ihnen entging kein einziges Wort. Sie lauschten gebannt den Geschichten: wie sich Robin Hood mit seinen Freunden vor dem hinterhältigen und raffgierigen Sheriff von Nottingham im Wald von Sherwood versteckte. Wie er im Zweikampf mit Stöcken den riesigen Little John kennenlernte. Und wie sie sich für das Gute einsetzten und gegen das Böse kämpften.
Moritz fand besonderen Spaß an Bruder Tuck, einem immerzu fluchenden Mönch, der sich Robin Hood im Wald anschloss und immer zu einer ordentlichen Herausforderung bereit war. Amadeus dagegen war fasziniert von dem überaus kühnen und listigen Robin Hood.
Die Zeit verging wie im Flug. Es kam Amadeus vor, als hätten sie sich gerade erst auf die Terrasse gelegt, da sprang die Nachbarin auf und rief: »Du meine Güte, schon so spät!«
Hastig begann sie, den Tisch abzuräumen und den Kuchen ins Haus zu bringen.
Jetzt erst erkannte auch Amadeus, dass sich der Himmel schon rot färbte. Es wurde langsam Abend. Zusammen mit Moritz trollte er sich zur Hundehütte hinüber.
»Wunderschön, nicht wahr?«, meinte Moritz, und Amadeus nickte. »Sooo schöne Geschichten. Ich wäre auch gerne wie …«
Plötzlich blieb er stehen und hielt Moritz mit einer Pfote zurück. Er starrte gebannt auf die Hundehütte.
»Was ist?«, zischte Moritz und duckte sich wachsam.
Amadeus deutete mit seiner Schnauze zur Hütte. Jetzt entdeckte Moritz es auch: Das Licht der untergehenden Sonne warf neben der Hundehütte einen Schatten auf den Boden.
Die beiden Freunde spannten ihre Muskeln an und machten sich zum Sprung bereit. Als aber der Schatten noch zwei kleine, runde Ohren bekam und der Gestalt einer Maus immer ähnlicher wurde, entspannte sich Amadeus und lächelte über das ganze Gesicht. Auch Moritz atmete erleichtert auf. Unauffällig gaben sich die beiden Freunde ein Zeichen.
»Wir haben lange nichts mehr von der kleinen Maus gehört?«, seufzte Amadeus übertrieben laut.
Moritz verstand sofort und spielte mit. »Sie wird uns doch nicht vergessen haben?! Nach all unseren Abenteuern! Aber du weißt ja, wie Mäuse sind: Aus den Augen, aus dem Sinn.«
»Ist vielleicht auch besser so. Er war mir sowieso zu frech und zu vorwitzig.«
Hinter der Hütte war ein leises Kichern zu hören, dann bog eine Maus um die Ecke, im Gesicht ein breites Grinsen. »Habt ihr mich etwa entdeckt?«, fragte sie.
Hund und Kater schüttelten heftig ihre Köpfe.
»Nein, nein«, riefen sie wie aus einem Mund.
»Wie denn auch?«, sagte Amadeus.
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Moritz unschuldig.
Die Maus baute sich vor den beiden auf, die Pfoten in die Seiten gestützt. »Halunken seid ihr«, sagte sie lachend, und Amadeus und Moritz stimmten mit ein.
»Was führt dich denn hierher?«, wollte Amadeus schließlich wissen.
»Wolltest du deine alten Freunde besuchen?«, hakte Moritz nach.
»Das natürlich auch.«
Die Maus setzte sich zu den beiden ins Gras.
»Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum ich hier bin.«
Sie zögerte einen Augenblick, um die Wirkung ihrer Worte zu steigern, dann platzte sie heraus: »Habt ihr Lust auf Abenteuer?«
Moritz strahlte über das ganze Gesicht. »Abenteuer? Klar! Immer!«
Auch Amadeus’ Augen blitzten erwartungsvoll auf. »Abenteuer sind immer gut«, gab er Moritz recht.
»Es gibt etwas, da brauche ich eure Hilfe«, sagte die Maus.
Die drei Freunde rückten dichter zusammen, und die Maus begann zu erzählen: »Heute Morgen war meine Cousine Emily bei mir. Sie lebt mit ihrer Familie schon seit Jahren auf einemBauernhof am Stadtrand. Sie haben ihr Zuhause in einem alten Heuschuppen eingerichtet, und es ist ein echtes Paradies geworden. Das Korn, das im Schuppen lagert, reicht sicher für tausend Mäusefamilien oder noch mehr.«
Moritz zog sich die Schnurrhaare zurecht. »Das klingt nicht so, als ob du unsere Hilfe bräuchtest?«
Die Maus hob eine Pfote in die Höhe.
»Moment, das war noch nicht alles. Vor zwei Tagen ist Emily mit ihrer Familie aus dem Schuppen vertrieben worden. Eine Rattenbande hat sich dort eingenistet und beansprucht nun den Platz für sich. Emily und die anderen fürchten sich und trauen sich gar nicht mehr in die
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