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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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dankte Gott, daß er mein Leben, das wenige Minuten zuvor
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    verloren schien, gerettet. Ich glaube, es ist unmöglich, den Lebenden das Entzücken und den Jubel der Seele zu schildern, wenn sie so, ich darf wohl sagen, aus dem leibhaftigen Grabe errettet ist; und ich wundere mich nun nicht mehr über den Brauch, daß, wenn ein armer Sünder, der schon den Strick um den Hals hat und soeben von der Leiter gestoßen werden soll, plötzlich begnadigt wird: ich sage, ich wundere mich nicht, daß man dann gleich einen Wundarzt mitbringt, der ihm bei der Nachricht die Adern öffnet, damit der Freudenschreck ihm nicht die Lebensgeister aus dem Herzen treibt und ihn überwältigt; denn «jähe Freud trifft wie Leid».
    Ich ging an den Ufern hin und her, hob meine Hände und, so zu reden, mein ganzes Wesen auf,
    durchströmt von Gedanken über meine Errettung, mit tausenderlei Gebärden und Bewegungen, die ich nicht beschreiben kann, und stellte mir immer wieder vor, daß alle meine Gefährten ertrunken waren und keine einzige lebendige Seele gerettet als ich allein. Denn ich sah keinen einzigen von ihnen je wieder, noch auch irgendeine Spur von ihnen außer drei Hüten, einer Mütze und zwei ungleichen Schuhen. Als ich meine Augen auf das gestrandete Schiff richtete, ging Brandung und Gischt so hoch, daß ich es kaum sehen konnte, und es lag so weit weg, daß ich dachte: O
    Gott! wie war es möglich, daß ich bis ans Ufer kommen konnte.
    Nachdem sich mein Herz so an meiner Rettung geweidet hatte, begann ich mich umzuschauen, an was für einem Ort ich eigentlich wäre und was zunächst zu tun sei. Da entfiel mir der Mut bald
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    wieder, und ich fand, daß dies in Wahrheit eine Rettung furchtbarer Art war; denn ich war durchnäßt, hatte keine ändern Kleider, noch irgend etwas zu essen und zu trinken zu meiner Labsal und sah kein anderes Schicksal vor mir, als Hungers zu sterben oder von wilden Tieren zerrissen zu werden. Was mich am meisten beunruhigte, war, daß ich keine Waffe hatte, um irgendein Getier für meine Notdurft zu jagen und zu töten oder mich gegen andere Tiere zu verteidigen, die mich töten könnten. Kurz, ich hatte nichts bei mir als ein Messer, eine Tabakspfeife und etwas Tabak in einer Dose; das war mein ganzer Vorrat. Darüber geriet ich in solche Verzweiflung, daß ich eine Weile wie ein Wahnsinniger umherlief.
    Als die Nacht hereinbrach, fiel mir das Schicksal schwer aufs Herz, das mir drohte, wenn wilde Tiere in diesem Lande hausten, die bei Nacht auf Raub gingen.
    Es fiel mir kein besserer Schutz gegen sie ein, als auf einen dichtverwachsenen, tannenähnlichen, aber dornigen Baum zu klettern, der in der Nähe stand und auf dem ich die ganze Nacht über zu hocken beschloß, um dann am nächsten Morgen weiter darüber nachzudenken, welchen Todes ich sterben würde; denn vorderhand sah ich keine Hoffnung, am Leben zu bleiben. Ich ging etwa eine Achtelmeile weit von der Küste weg, um nach frischem Trinkwasser zu suchen; zu meiner großen Freude fand ich auch welches; und nachdem ich getrunken und etwas Tabak in den Mund gesteckt hatte gegen den Hunger, kehrte ich zu dem Baume zurück, kletterte hinauf und setzte mich so zurecht, daß ich nicht im Schlaf
    hinunterfallen konnte. Ich schnitt mir zuvor noch einen kurzen Knüppel als Waffe, bezog dann mein
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    Nest und fiel, da ich übermüdet war, in tiefen Schlaf.
    Ich schlief so süß, wie wohl nur wenige in meiner Lage geschlafen hätten, und fand mich ungemein erfrischt.
    Als ich erwachte, war es heller Tag, das Wetter klar und der Sturm vorüber, so daß die See nicht mehr tobte und schwoll wie gestern. Was mich aber am meisten überraschte, war, daß das Schiff über Nacht von der Sandbank, auf der es gelegen, durch die steigende Flut abgehoben und fast bis an den Felsen, gegen den ich so unsanft geschleudert worden, heraufgetrieben war.
    Da diese Stelle nur etwa eine englische Meile von mir entfernt war und das Schiff noch aufrecht zu stehen schien, so wünschte ich mich an Bord, um wenigstens einige nötige Dinge für mich zu retten. Als ich aus meinem Schlafzimmer in dem Baum
    hinabgestiegen war, hielt ich abermals Umschau, und das erste, was ich gewahrte, war das Boot, das dalag, wie der Sturm und die See es auf den Strand geworfen hatten, etwa zwei englische Meilen zur rechten Hand.
    Ich eilte, soweit ich konnte, zum Strand, stieß aber auf eine Wasserzunge, die, eine halbe englische Meile breit, zwischen mir und dem Boot lag. Also

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