Robinson Crusoe
viertens freie Aussicht nach der See, damit ich, wenn Gott mir ein Schiff in Sicht schickte, keine Gelegenheit zu meiner Befreiung verlieren möchte; denn von dieser Hoffnung wollte ich noch nicht lassen.
Auf der Suche nach einem solchen Platz fand ich eine kleine Ebene neben einem Hügel, dessen Vorderseite gegen diese Ebene hin steil wie eine Hauswand abfiel, so daß vom Gipfel nichts zu mir herabkommen konnte. In der Wandung dieses felsigen Hügels befand sich eine Vertiefung, ähnlich dem Eingang oder der Tür zu einer Höhle, die aber nicht tiefer in den Felsen hineinführte.
Auf der grünen Fläche just vor dieser Höhlung beschloß ich nun, mein Zelt aufzuschlagen. Diese
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Fläche war nicht über hundert Schritt breit und ungefähr zweimal so lang und lag wie ein Gärtchen vor meiner Tür. Am Rande fiel sie überall unregelmäßig zu den Niederungen des Ufers ab. Sie lag an der Nordnordwestseite des Hügels, so daß ich den ganzen Tag über vor der Hitze geschützt war, bis die Sonne etwa in Südwest und also schon im Untergang stand.
Bevor ich mein Zelt aufschlug, zog ich vor der Höhlung einen Halbkreis, dessen Halbmesser vom Felsen aus etwa zehn Schritt und dessen Durchmesser von einem Ende bis zum ändern etwa zwanzig Schritt betrug.
In diesen Halbkreis steckte ich zwei Reihen starker Stangen, die ich in den Boden trieb, bis sie ganz fest standen wie Pfähle. Das längste Ende stand etwa fünfeinhalb Fuß über dem Boden, und alle waren oben zugespitzt. Beide Reihen hatten einen Abstand von etwa sechs Zoll. Dann legte ich die Tauenden reihenweise übereinander zwischen diese beiden Pfahlzäune bis oben hin und spreizte andere Pfähle von innen dagegen in zweieinhalb Fuß Höhe wie Streben, und dieses Gehege war nun so stark, daß weder Mensch noch Tier hindurch oder darüber hinweg konnte. Das kostete mich viel Zeit und Mühe, besonders die Pfähle im Walde zu hauen, sie an Ort und Stelle zu bringen und in die Erde zu treiben. Als Eingang zu diesem Platz machte ich keine Tür, sondern eine kurze Leiter, auf der man hinübersteigen konnte. War ich drinnen, so zog ich diese Leiter hinter mir hoch und war auf diese Weise nun meiner Meinung nach gegen alle Welt völlig umzäunt und verschanzt. Ich schlief nun die ganze Nacht in aller
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Ruhe, was sonst nicht möglich gewesen wäre, obwohl sich hernach herausstellte, daß alle diese Vorsorge gegen befürchtete Feinde nicht nötig gewesen wäre.
In diesen Zaun oder diese Schanze schleppte ich mit unendlicher Mühe meinen ganzen Reichtum, all meinen Proviant, Munition und Werkzeug und baute ein großes Zelt, und zwar ein doppeltes, ein kleineres inwendig und ein größeres darüber zum Schutz gegen die Regenfälle, die in einem Teil des Jahres dort sehr heftig sind. Das äußere deckte ich mit einer großen Persenning, die ich bei den Segeln gefunden hatte.
Und nun schlief ich eine Zeitlang nicht mehr in dem Bett, das ich an Land gebracht hatte, sondern in einer Hängematte, die wirklich sehr gut war und dem Steuermann des Schiffes gehört hatte.
In dieses Zelt brachte ich all meinen Proviant und alles, was durch die Nässe verderben konnte. Und als ich so all mein Hab und Gut beisammen hatte, schloß ich den Eingang, den ich bis dahin offen gelassen hatte, und stieg, wie gesagt, mittels einer kurzen Leiter ein und aus. Dies getan, begann ich mich in den Felsen hineinzuarbeiten; alle Erde und Steine, die ich ausgrub, schüttete ich innerhalb meines Zaunes auf, so daß der innere Grund um etwa eineinhalb Fuß höher wurde. Auf diese Weise schuf ich mir eine Höhlung unmittelbar hinter meinem Zelt, die mir als Keller zu meinem Hause diente.
Es kostete mich viele Arbeit und manchen Tag, bis ich all das zuwege gebracht hatte; und ich muß nun auf einige andere Dinge zurückkommen, die mir zu schaffen machten. Während ich nämlich den Plan zu dem Bau von Zelt und Keller entwarf, geschah es, daß
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aus einer dicken, schwarzen Wolke eine wahre Flut von Regen sich ergoß und ein jäher Blitz niederfiel, dem ein starker Donnerschlag folgte. Ich erschrak nicht so sehr über den Blitz wie über einen Gedanken, der mich ebenso grell wie der Blitz selber durchfuhr: Ach, mein Pulver! Das Herz sank mir in die Brust, als ich daran dachte, daß mit einem Schlage all mein Pulver draufgehen könnte, von dem doch nicht nur meine Verteidigung, sondern auch meine Ernährung völlig abhing. An meine eigene Gefahr dachte ich dabei nicht so sehr, obwohl ich,
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