Robinson Crusoe
wenn das Pulver in die Luft geflogen wäre, aller weiteren Sorgen für immer ledig gewesen wäre.
Dies ging mir so zu Herzen, daß ich, als das Gewitter vorbei war, all meine Arbeit, mein Bauen und Schanzen liegen ließ und daran ging, Beutel und Kästen zu machen, in die ich das Pulver in kleinen Portionen und in möglichst großen Abständen verteilte, damit, wenn ja ein Unglück geschähe, nicht alles zugleich aufflöge und nicht eines am ändern Feuer finge. Ich wurde damit in etwa vierzehn Tagen fertig und teilte mein Pulver, das insgesamt etwa 240
Pfund wog, in nicht weniger als hundert Päckchen.
Was das Faß betrifft, das naß geworden war, so befürchtete ich keine Gefahr davon; ich stellte es daher in meine neue Höhle, die ich in Gedanken meine Küche nannte, und das übrige versteckte ich in höher oder tiefer gelegenen Felslöchern, so daß keine Nässe daran kommen konnte, und kennzeichnete sorgfältig die Stellen, wo es lag.
Zwischen dieser Arbeit ging ich mindestens einmal am Tage mit meiner Flinte aus, teils zu meinem
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Vergnügen, teils um zu sehen, ob ich irgend etwas Eßbares schießen könnte, und um nach und nach zu erkundigen, was wohl auf der Insel wüchse. Gleich beim ersten Mal entdeckte ich zu meiner großen Genugtuung, daß Ziegen auf der Insel lebten; es stellte sich aber bald heraus, daß sie so scheu, so listig und so schnellfüßig waren, daß es ungeheuer schwierig war, ihnen beizukommen. Ich ließ mich aber nicht entmutigen und lauerte ihnen, nachdem ich ihre Schlupfwinkel aufgespürt hatte, in folgender Weise auf: Ich hatte die Beobachtung gemacht, daß sie, wenn sie mich in den Tälern erblickten, in schrecklicher Angst davonsprangen, selbst wenn sie oben auf den Felsen waren; ästen sie aber in den Tälern und war ich oben auf den Felsen, so beachteten sie mich nicht, woraus ich schloß, daß infolge des Baues ihrer Augen ihr Gesicht so nach unten gerichtet war, daß sie Dinge, die über ihnen waren, nur schwer wahrnehmen konnten. Ich kletterte demnach immer zuvor auf den Felsen, um über sie zu kommen, und hatte dann häufig gute Beute. Beim ersten Schuß tötete ich zu meinem Leidwesen eine Geiß, die ein Junges bei sich hatte, das sie säugte. Aber als die Alte fiel, blieb das Kitz stockstill daneben stehen, bis ich kam und die Beute aufnahm; ja, als ich sie auf meinen Schultern davontrug, trabte das Kitz hinter mir drein bis zu meinem Zaun, worauf ich die Geiß niederlegte und das Kitz in meine Arme nahm und über das Pfahlwerk hinübertrug, in der Hoffnung, es mir zahm aufzuziehen; aber es wollte nicht fressen, und so war ich gezwungen, es selbst aufzuessen. Diese beiden versorgten mich für eine Weile mit Fleisch; denn ich
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aß sparsam und schonte meine Vorräte (besonders mein Brot) soviel wie möglich.
Nachdem ich so meine Wohnung eingerichtet, schien mir das Wichtigste, für einen Feuerplatz und Brennholz zu sorgen; wie ich das anfing und wie ich auch meinen Keller erweiterte und sonst noch allerhand Annehmlichkeiten mir schuf, davon will ich an seinem Ort ausführlich reden. Zunächst aber muß ich ein wenig von mir selber sprechen und was ich mir für Gedanken über mein Leben machte; es waren ihrer, wie man sich denken kann, nicht wenige.
Meine Aussichten waren düster; denn angesichts dessen, daß ich auf dieses Eiland verschlagen worden war, indem, wie geschildert, ein heftiger Sturm mich völlig aus dem Kurs unserer beabsichtigten Reise geworfen hatte, Hunderte von Meilen weit von den übrigen Verkehrswegen der Menschheit, so hatte ich allen Grund, anzunehmen, der Himmel habe
beschlossen, daß ich an diesem verlassenen Ort und in diesem verlassenen Zustand mein Leben endigen solle. Wenn ich daran dachte, liefen mir die heißen Tränen übers Gesicht, und zuweilen haderte ich mit mir selbst darüber, warum denn die Vorsehung ihre Geschöpfe so ganz verderbe und ins Elend stoße, so völlig hilflos, so tiefgebeugt, daß es kaum noch einen Sinn haben kann, ihr für so ein Leben zu danken.
Immer jedoch regte sich sogleich etwas in mir, das diesen Gedanken Einhalt gebot und mich zurechtwies; und besonders eines Tages, als ich, mit meinem Gewehr in der Hand und in Gedanken über meine Lage versunken, am Meere hinging, schalt mich meine Vernunft und hielt mir die Dinge von einer anderen
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Seite vor. «Gut», sagte sie, «es ist wahr, du bist verlassen; aber denke bitte einmal daran, wo deine Gefährten sind! Stiegen euer nicht elf ins Boot? Wo
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