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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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sind die zehn? Warum wurden sie nicht gerettet und du ertrankst? Warum wurdest du ausgesondert? Ist es besser, hier zu sein oder dort?» - Und dabei deutete ich auf die See. Bei allen Übeln muß man auch das Gute bedenken, das sie an sich haben, und das noch Schlimmere, das hätte kommen können. Und weiter dachte ich, wie gut ich mit allem Nötigen versorgt sei und wie es wohl um mich stünde, wenn es nicht so gekommen wäre (wofür die Chancen hunderttausend zu eins standen), daß das Schiff von der Stelle, wo es zuerst festsaß, weggeschwemmt und so nahe an die Küste herangetrieben wurde, daß ich Zeit hatte, mir all diese Dinge herauszuholen, und wenn ich in dem Zustand hätte weiterleben müssen, in dem ich zuerst an Land kam, ohne alle Lebensnotdurft und ohne Mittel, sie mir zu verschaffen. - «Besonders», so sagte ich laut zu mir selber, «was hätte ich getan ohne eine Büchse, ohne Munition, ohne Werkzeug, ohne Kleider, Bett, Zelt oder sonst eine Bedachung?» An alledem hatte ich nun reichlichen Vorrat und konnte zuversichtlich hoffen, mich so zu versorgen, daß ich auch ohne meine Büchse leben könnte, wenn einmal meine Munition verschossen wäre. Denn ich dachte von Anfang an daran, mich gegen alle nur möglichen Zufälle und für alle Zukunft zu verwahren, nicht allein für den Fall, daß mir die Munition ausginge, sondern auch für den Fall von Krankheit und Schwäche.
    Nur an das eine hatte ich, wie ich gestehen muß, nicht gedacht, daß meine Munition auf einen Schlag vernichtet werden könnte, ich meine, daß mein Pulver
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    durch einen Blitz in die Luft gesprengt werden könnte, weshalb ich denn auch, wie ich soeben erzählte, so bestürzt war, als es blitzte und donnerte und mir dabei diese Möglichkeit einfiel.
    Indem ich nun mit der schwermütigen Schilderung eines Lebens in Schweigen, dergleichen die Welt wohl nie zuvor vernommen, beginnen soll, will ich ganz von vorne anfangen und dann eines nach dem ändern berichten.
    Es war nach meiner Rechnung der 30. September, als ich, wie oben erzählt, zuerst den Fuß auf diese furchtbare Insel setzte. Die Sonne, für uns in der Herbst-Tagundnachtgleiche, stand just über meinem Scheitel; denn ich befand mich, wie ich berechnete, unter 9° 221' nördlicher Breite.
    Als ich etwa zehn oder zwölf Tage dort war, fiel mir ein, daß ich aus Mangel an Papier, Feder und Tinte die Zeitrechnung verlieren und wohl gar die Sonntage nicht mehr von den Werktagen unterscheiden würde.
    Um das zu verhüten, schnitt ich mit meinem Messer in großen Buchstaben in einen dicken Pfahl: «Ich kam hier an Land am 30. September 1659», machte ein großes Kreuz daraus und richtete es am Ufer auf, wo ich gelandet. In die Seiten dieses vierkantigen Pfahles schnitt ich jeden Tag eine Kerbe, und jede siebente Kerbe war doppelt so lang wie die ändern und jeder erste Tag des Monats wiederum doppelt so lang wie die Sonntagskerbe. So führte ich meinen Kalender oder meine wöchentliche, monatliche und jährliche Zeitrechnung.
    Ferner ist zu bemerken, daß sich unter all den Dingen, die ich nach und nach aus dem Schiff holte,
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    schließlich auch Federn, Tinte und Papier fanden sowie einige Bündel Schriften, die dem Kapitän, dem Steuermann, dem Stückmeister und dem
    Zimmermann gehört hatten, drei oder vier Kompasse, einige mathematische Instrumente, Sonnenuhren, Ferngläser, Karten, Schiffsjournale, die ich alle zusammenpackte, ob ich sie brauchen konnte oder nicht. Auch fand ich drei sehr gute Bibeln, die mir mit meinen Sachen aus England geschickt worden waren, ferner einige portugiesische Bücher, darunter zwei oder drei katholische Gebetbücher und etliche andere, die ich alle sorgfältig aufhob. Ich darf auch nicht vergessen, daß wir einen Hund und zwei Katzen im Schiff hatten, von deren bemerkenswerter Geschichte ich am rechten Ort Gelegenheit nehmen werde, einiges zu vermelden; denn ich nahm beide Katzen mit mir; der Hund aber sprang tags, nachdem ich meine erste Fracht gelandet, selber über Bord, schwamm zu mir ans Ufer und wurde mir ein treuer Diener für viele Jahre. Er brachte mir alles herbei, was er nur konnte, und war immer eifrig um mich her. Nur eines fehlte mir: daß er mit mir redete; aber das konnte er nicht.
    Mit Papier, Federn und Tinte ging ich äußerst sparsam um, und man wird sehen, daß ich, solange meine Tinte reichte, alles sehr genau aufschrieb. Als sie aber verbraucht war, war es damit aus; denn ich war auf keine erdenkliche Weise

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