Robinson Crusoe
frischem Fleisch, Milch, Butter und Käse versorgen würde, solange ich an diesem Orte lebte, und wenn es vierzig Jahre wären, und daß ich, um die Tiere in erreichbarer Nähe zu halten, meine Einzäunung so vervollkommnen mußte, daß sie sicher beisammen blieben. Das tat ich denn auch mit solchem Erfolg, daß ich, als diese Stämmchen zu wachsen begannen, einige wieder ausreißen mußte, weil ich sie allzu dicht
nebeneinander gesetzt hatte.
Hier wuchsen auch meine Trauben, die mich für den Winter mit Rosinen versorgten. Diese hob ich immer besonders sorgfältig auf, als den feinsten Leckerbissen meiner ganzen Küche. Und sie waren nicht nur wohlschmeckend, sondern auch überaus nahrhaft und erfrischend.
Mein Landhaus lag auf dem halben Weg zwischen meiner Hauptwohnung und dem Platz, wo sich mein Boot befand, und ich machte hier oft Station, wenn ich hinging. Denn ich besuchte mein Boot oft und hielt alles, was zu ihm gehörte, in sehr guter Ordnung.
Manchmal fuhr ich zum Zeitvertreib damit aus, aber höchstens einen Steinwurf weit von der Küste; denn auf eine so gefahrvolle Reise begehrte ich nicht mehr, aus Angst, wider Willen in die Strömung gerissen zu
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werden oder in einen Sturm oder sonstiges Ungemach zu geraten. Doch nun komme ich zu einem neuen Abschnitt meines Lebens.
feines Tages um Mittag, als ich zu meinem Boot ging, gewahrte ich zu meinem heftigen Schrecken den Abdruck eines nackten menschlichen Fußes am Ufer, der vollkommen deutlich im Sande zu erkennen war.
Ich stand wie vom Donner gerührt oder als ob ich ein Gespenst gesehen hätte. Ich horchte, ich schaute mich um, konnte aber nichts hören noch sehen; ich stieg auf die Hügel, um weiter schauen zu können; ich ging am Ufer auf und ab, aber es war alles umsonst; ich konnte nur diese eine Spur entdecken. Ich ging nochmals näher, um zu beobachten, ob es nicht nur Einbildung gewesen wäre; aber da war und blieb nur der Abdruck des einen Fußes, Zehen, Fersen und alles übrige. Wie er hierherkam, wußte ich nicht, konnte es mir auch auf keine Weise erklären. Nach unzähligen wirren Vermutungen kehrte ich wie ein Mensch, der vollkommen betäubt und außer sich ist, zu meiner Festung zurück, von Furcht gejagt, kaum den Boden unter mir fühlend, alle zwei oder drei Schritte zurückschauend und jeden Baumstumpf für einen Menschen ansehend. Es ist kaum möglich zu
beschreiben, in was für tausend Gestalten eine erschreckte Phantasie einem die Dinge zeigt, wie viele wilde Ideen mir immerzu durch den Kopf schössen und was für seltsame, tolle Einfalle mir unterwegs in den Sinn kamen. Als ich zu meiner Burg kam, denn so nannte ich sie immer, floh ich hinein wie ein Verfolgter.
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Ob ich über die Leiter oder durch die Felsentür hineinkam, weiß ich nicht mehr. Nie floh ein Hase schneller in sein Versteck oder ein Fuchs in den Bau als ich in mein Verlies.
Die ganze Nacht tat ich kein Auge zu. Je weiter ich von der Ursache meiner Furcht weg war, um so wilder wurden meine Wahnvorstellungen. Manchmal glaubte ich, es müsse der Teufel sein, und mein Verstand bestärkte mich darin; denn wie sollte sonst irgendein anderes Wesen in Menschengestalt an diesen Ort kommen?
Wo war das Schiff, das es gebracht hatte? Wo die Spuren anderer Fußtritte? Und wie hätte überhaupt ein einzelner Mensch hierherkommen sollen? Aber dann fuhr mir's wieder durch den Kopf, warum wohl der Teufel Menschengestalt annehmen sollte, bloß um an einem Ort, wo er sonst nichts zu tun hatte, einen Fußstapfen zu hinterlassen, und zwar auch nur so aufs Geratewohl, da er ja nicht sicher sein konnte, daß ich ihn auch sehen würde. Ich sagte mir, daß der Teufel doch ungezählte andere Wege hätte finden können, um mich zu erschrecken, als gerade durch diesen einen Fußstapfen. Da ich ja ganz auf der anderen Seite der Insel lebte, würde er doch nicht so einfältig gewesen sein, eine Spur zu hinterlassen an einem Orte, wo man tausend zu eins wetten konnte, daß ich sie nie sehen würde, und noch dazu im Sand, wo die erste beste Sturzwelle bei starkem Wind sie vollkommen auslöschen mußte. All das wollte sich mit der Tatsache selber und mit der Vorstellung, die wir von der Schlauheit des Teufels haben, nicht zusammenreimen.
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Noch viele solche Gedanken brachten mich
schließlich vollends von dem Argwohn ab, daß es der Böse gewesen sei. Und ich schloß nun ernsthaft, es müsse irgend etwas noch viel Gefährlicheres sein, nämlich vielleicht Wilde vom
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