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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Gefahr selber, wenn man ihr ins Auge schaut, und die Qual der Angst viel größer als das Übel, vor dem wir uns ängstigen; und was am allerschlimmsten war: ich
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    vermochte dabei nicht, wie sonst, in frommer Ergebung Trost zu finden. Ich kam mir vor wie Saul, der nicht nur klagte, daß die Philister über ihm seien, sondern daß Gott ihn verlassen habe; denn ich tat diesmal nicht, was zur Beruhigung meines Gemüts das einzig Rechte gewesen wäre, nämlich Gott in meiner Not anrufen, wie ich zuvor getan hatte, und auf seine Vorsehung zu vertrauen, daß sie mich schützen und erretten werde. Hätte ich das getan, so hätte ich dieses neue Schrecknis mit Gottes Hilfe zum mindesten gelassener ertragen und wäre ihm mit mehr Entschlossenheit begegnet.
    Dieses Durcheinander meiner Gedanken hielt mich die ganze Nacht wach; aber am Morgen schlummerte ich ein, und da mein Geist durch all das Hin und Her vollkommen erschöpft war, schlief ich sehr tief und wachte viel frischer als zuvor wieder auf. Und nun begann ich ruhiger zu denken, und als ich alles gegeneinander abgewogen hatte, kam ich zu dem Schluß, diese so ungemein liebliche, fruchtbare und nicht weit vom Festland gelegene Insel müsse doch nicht ganz so verlassen sein, wie ich geglaubt hatte.
    Wenn auch keine ständigen Bewohner hier lebten, so mochten doch vielleicht manchmal welche in Booten von der Küste herüberkommen, sei es mit Absicht oder durch widrige Winde verschlagen.
    Ich sagte mir, daß ich ja nun schon fünfzehn Jahre hier gelebt und noch nicht den mindesten Schatten eines Menschen angetroffen hatte. Es war daher anzunehmen, daß sie, wenn sie je hierher verschlagen wurden, immer so schnell wie möglich wieder
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    abfuhren, da sie es ja bisher offenbar noch nie für tunlich gehalten hatten, hier festen Fuß zu fassen.
    Das einzige, wovon ich also irgendwelche Gefahr zu befürchten hatte, war eine solche gelegentliche, zufällige Landung umherstreifender Leute vom Festland, die wahrscheinlich nur wider Willen hierher verschlagen wurden und daher auch nicht dablieben, sondern so schnell wie möglich wieder wegfuhren.
    Höchstens vielleicht, daß sie einmal eine Nacht über an Land blieben, um die Flut und das Tageslicht abzuwarten. Und somit brauchte ich nichts zu tun, als ein sicheres Versteck ausfindig zu machen, für den Fall, daß ich irgendwelche Wilden hier landen sähe.
    Nun begann ich ernstlich zu bereuen, daß ich noch einen zweiten Eingang zu meiner Höhle außerhalb der Mauer gegraben hatte, und überlegte reiflich, ob ich nicht eine zweite Umzäunung, ebenfalls im Halbkreis, anlegen sollte, in einem gewissen Abstand von der Mauer dort, wo ich vor zwölf Jahren die doppelte Reihe Bäume gepflanzt hatte. Gedacht, getan. Da ich diese Bäume ohnedies so dicht gesetzt hatte, brauchte ich nur einige
    Stecken
    dazwischenzupflanzen, damit sie noch dichter und stärker würden, und die Mauer war fertig.
    So hatte ich nun eine doppelte Mauer, und die äußere war noch durch Bauholz, altes Tauwerk und was sich sonst noch dazu eignete abgedichtet. Doch hatte ich sieben Löcher gelassen, so groß, daß man einen Arm hindurch stecken konnte. Von innen verstärkte ich die Mauer noch, bis sie zehn Fuß dick war, indem ich Erde davor aufhäufte und sie feststampfte. Durch die sieben Löcher steckte ich die
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    sieben Musketen, die ich auf dem Schiff gerettet hatte, und lagerte sie wie Kanonen auf einer Art Gestellen, gleichsam wie auf Lafetten, und zwar so, daß ich alle sieben in zwei Minuten abschießen konnte. Manch langen Monat brauchte ich, um diese Mauer zu beendigen, und erst als sie fertig war, glaubte ich mich in Sicherheit.
    Als dies geschehen war, bepflanzte ich den ganzen Boden vor der Mauer weit umher mit diesen
    weidenartigen Bäumen, die so schnell wuchsen. Ich glaube, ich setzte nahezu zwanzigtausend; doch ließ ich einen ziemlich großen Raum zwischen ihnen und der Mauer, damit ich die Feinde sehen könnte und sie keine Deckung hätten, wenn sie versuchen sollten, sich meiner äußeren Mauer zu nähern.
    So hatte ich nach zwei Jahren einen dichten Hain und nach fünf oder sechs Jahren einen richtigen Wald vor meiner Wohnung, so dicht und stark, daß er schlechthin undurchdringlich war. Und kein Mensch der Welt konnte irgend etwas dahinter vermuten, geschweige denn eine Wohnung. Zum Ein- und Ausgehen hatte ich zwei Leitern gemacht; die eine führte auf einen niedern Felsvorsprung, an den ich die andere anlegen konnte, so

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