Robinson Crusoe
um auf die Felsen zu steigen.
Und da ich mich jetzt um kein Boot zu kümmern brauchte, ging ich einen näheren Weg über Land bis zu derselben Höhe, auf der ich damals war. Als ich nach der Spitze des Riffs ausschaute, die ich mit meinem Boot hatte umsegeln müssen, war ich höchst erstaunt, die See ganz glatt und ruhig zu sehen, keinen Strudel, keine Strömung, weder hier noch anderswo.
Ich konnte dies gar nicht begreifen und beschloß, eine Weile zu beobachten, ob es nichts mit den Gezeiten von Ebbe und Flut zu tun hätte. Ich merkte bald, wie es zuging, daß nämlich die Ebbe, von Westen einsetzend, mit dem reißenden Gewässer eines großen Flusses am Ufer zusammentraf und so die Strömung verursachte, und daß sie näher oder weiter vom Lande entfernt lief, je nachdem der Wind stärker von Westen oder von Norden wehte.
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Ich wartete bis zum Abend, bis wieder volle Ebbe war. Alsdann stieg ich nochmals auf den Hügel und sah die Strömung wieder genau wie zuvor, nur ungefähr eine Seemeile weiter weg, während sie damals ganz nahe an der Küste gelaufen war und mich samt meinem Kanoe mit sich fortgerissen hatte, was zu einer anderen Zeit nicht der Fall gewesen wäre.
Diese Entdeckung überzeugte mich, daß ich nur die Ebbe und Flut zu beobachten brauchte, um mein Boot sehr leicht wieder um die Insel herum zu bringen.
Aber als ich auch nur daran dachte, es in die Tat umzusetzen, überfiel mich eine solche Angst in der Erinnerung an die Gefahr, die ich ausgestanden hatte, daß mich der bloße Gedanke daran entsetzte. Ich faßte also einen anderen Entschluß, der sicherer, obgleich viel mühevoller war, nämlich mir ein zweites Boot zu bauen, um so auf jeder Seite der Insel eines zu haben.
Ich erinnere daran, daß ich jetzt sozusagen zwei Ansiedelungen auf der Insel hatte. Die eine war meine kleine Festung oder mein Zelt unter dem Felsen mit der Mauer darum her und der Höhle dahinter, die ich mit der Zeit vergrößert und in verschiedene Räume und Keller eingeteilt hatte. Einer davon, der trockenste und größte, der eine Tür außerhalb der Verschanzung hatte, stand voll irdener Geschirre nebst vierzehn oder fünfzehn Körben, jeder groß genug für fünf bis sechs Scheffel Korn, die ich darin aufbewahrte, einiges in Ähren, kurz über dem Halm abgeschnitten, anderes schon mit den Händen ausgerieben.
Die Stangen oder Pfähle meiner Mauer waren allmählich zu Bäumen gewachsen und breiteten sich
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so aus, daß niemand mehr auch nur im geringsten eine Wohnung dahinter vermutet hätte.
Nahe bei meiner Behausung, aber etwas weiter landeinwärts und auf flachem Boden lagen meine beiden Kornfelder, die ich fleißig bebaute und die mir getreulich und pünktlich ihre Ernte lieferten; und wenn ich mehr Korn gebraucht hätte, hätte ich noch mehr ebenso gutes Erdreich hinzufügen können.
Außerdem hatte ich meinen Landsitz, und auch dort war jetzt alles schon in gutem Stande. Meine kleine Sommerlaube, wie ich sie nannte, hielt ich immer in bester Ordnung. Ich sorgte dafür, daß die Hecke, die sie umgab, allezeit die gleiche Höhe hatte und daß die Leiter immer auf der Innenseite stand, und ich beschnitt die Bäume, die erst nur Stangen, jetzt aber groß und schön gewachsen waren, immer so, daß sie dicht und breit ausschlugen und recht viel Schatten gaben. In der Mitte stand immer mein Zelt, ein Stück Segeltuch auf Pfählen, das ich jeweils ausbesserte.
Darunter hatte ich mir ein Lager aus Tierfellen und anderen weichen Dingen zurechtgemacht und ein Laken aus unseren Schiffsbetten darüber gebreitet, nebst einem großen Wachtmantel zum Zudecken.
Sooft ich genötigt war, von meiner Hauptresidenz fern zu sein, wohnte ich hier in meinem Landhaus.
Unweit davon hatte ich meine Hürde für mein Vieh, alias Ziegen. Ich hatte mir die allergrößte Mühe gegeben, den Platz einzuzäunen, und war auch jetzt immer darauf bedacht, ihn recht gut instand zu halten, damit die Ziegen nicht ausbrechen könnten.
Ich setzte also immer wieder in unermüdlicher Arbeit Pfähle dazwischen, so dicht aneinander, daß es mehr
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ein Zaun als eine Hecke wurde und man kaum Platz fand, die Hand hindurch zustecken. So wurde die Hecke, als die Pfähle bei der nächsten Regenzeit ausschlugen, so fest, ja fester als eine Mauer.
Daraus geht hervor, daß ich nicht träge war und keine Mühe scheute, etwas zu schaffen, was für mein Wohlbefinden nötig war. Denn ich bedachte, daß die Zucht zahmer Tiere mich allezeit mit
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