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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Fernglas konnte ich deutlich den Ort, wo sie gelagert hatten, erkennen, aber es war weder Etwas von ihnen, noch von ihren Canoes zu bemerken. Offenbar hatten sie sich wegbegeben, ohne nach ihren zurückgebliebnen Kameraden zu suchen.
    Diese Entdeckung stellte mich jedoch keineswegs zufrieden. Da ich jetzt mutiger und dem zufolge auch neugieriger war, nahm ich Freitag mit mir, gab ihm den Säbel in die Hand, Bogen und Pfeile auf den Rücken und ließ ihn außerdem für mich ein Gewehr tragen, während ich mich selbst mit zwei derselben bewaffnete. So ausgerüstet begaben wir uns nach dem Ort, wo die Wilden gewesen waren. Denn ich hatte große Lust mir genauere Kunde von ihrem Treiben zu verschaffen.
    Als wir an ihre Lagerstelle kamen, bot sich mir ein Schauspiel, das mir vor Schauder das Blut gerinnen und das Herz stocken ließ, während es auf Freitag keinen besonderen Eindruck machte. Der Platz war nämlich ganz mit Menschengebeinen bedeckt und mit Blut förmlich gedüngt. Große Stücke Fleisch lagen halb verzehrt, zerrissen und beschmutzt umher. Mit Einem Wort, man sah alle Spuren des grausigen Triumphfestes, das die Wilden hier über ihre Feinde gefeiert hatten. Ich zählte drei Schädel, fünf Hände, die Knochen von drei oder vier Beinen und Füßen und eine Menge anderer Stücke menschlicher Leichname. Freitag gab mir zu verstehen, daß vier Gefangene herüber gebracht und drei davon gefressen seien, während er das vierte Opfer hätte abgeben sollen. Bei einer großen Schlacht zwischen jenen Wilden und deren Nachbarkönig, zu dessen Untertanen er zu gehören schien, sei eine große Zahl von Gefangenen gemacht worden, welche sämmtlich zu verschiedenen Plätzen geschleppt seien, um verzehrt zu werden.
    Ich befahl Freitag, die Schädelknochen, das Fleisch und die übrigen Reste auf einen Haufen zu schichten, ein großes Feuer anzuzünden und sie zu Asche zu verbrennen. Er schien noch immer große Lust zuhaben, Etwas von den Kadavern zu verspeisen, und geberdete sich noch ganz und gar wie ein Cannibale. Aber ich zeigte ihm so großen Abscheu bei dem bloßen Gedanken an eine solche Handlung, daß er sein Gelüst nicht verraten durfte. Ich hatte ihm nämlich begreiflich gemacht, daß ich ihn niederschießen würde, wenn er sich erfreche, sein Verlangen zu befriedigen.
    Nach einiger Zeit kehrten wir zu meiner Festung zurück. Dort gab ich Freitag vor Allem ein Paar leinene Hosen, die ich aus dem Koffer des oben erwähnten armen Kanoniers in dem Wrack genommen hatte. Nach einer kleinen Veränderung paßten sie ihm ganz gut. Dann machte ich ihm aus Ziegenfell, so gut ich es vermochte, ein Wamms, denn ich hatte mich jetzt zu einem ganz leidlichen Schneider ausgebildet. Ferner fertigte ich ihm aus Hasenfell eine Mütze, die ihm recht hübsch zu Gesicht stand, und so war er fürs Erste ziemlich gut bekleidet. Es machte ihm nicht wenig Vergnügen, sich beinahe so schön als sein Herr selbst equipirt zu sehen. Freilich sah er im Anfang in seinem Kostüm etwas sehr linkisch aus. Die Hosen schienen ihn zu geniren, und die Wammsärmel drückten ihn auf der Schulter und unterhalb der Arme. Nachdem ich aber die Stellen, über die er sich beklagte, etwas bequemer gemacht und er sich ein wenig an seine Kleidung gewöhnt hatte, behagte er sich ganz wohl darin.
    Am nächsten Tag überlegte ich, wo ich ihn in Zukunft behausen wolle. Um ihm die gleiche Bequemlichkeit, wie ich sie selbst genoß, zu verschaffen, errichtete ich für ihn ein kleines Zelt auf dem freien Raum zwischen meinen beiden Festungswerken. Da man von hier aus in die Höhle gelangen konnte, zimmerte ich eine förmliche Brettertür und setzte diese in die Öffnung. Ich richtete es so ein, daß sie von Innen zu öffnen war, und verriegelte sie bei Nacht. Da ich Abends auch meine Leitern einzog, so konnte Freitag durchaus nicht in meine innerste Palissadirung gelangen, ohne so viel Lärm zu machen, daß ich hätte darüber erwachen müssen. Über meine erste Palissadenwand ragte jetzt ein Dach von langen Pfählen, das mein Zelt ganz bedeckte und sich an die Hügelseite lehnte. Statt mit Latten hatte ich es mit dünneren Stöcken kreuzweise belegt und darüber eine dichte Lage von Reisstroh, das dick wie Rohr war, gebreitet. In der Öffnung, die für das Hineinsteigen mit der Leiter gelassen war, hatte ich eine Art Falltür angebracht, die, wenn sie von Außen angegriffen wurde, sich nicht öffnete, sondern mit großem Geräusch herunterfallen mußte. Auch meine

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