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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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in der Religion, die in der Welt so viel Verwirrung angerichtet haben, hätte nützen können. Doch ich habe jetzt den Faden meiner Geschichte wieder aufzunehmen.
    Nachdem ich mit Freitag genau bekannt geworden war, und er fast Alles, was ich sagte, verstehen, auch geläufig, wenn auch nur in gebrochenem Englisch sprechen konnte, machte ich ihn mit meiner eigenen Geschichte bekannt, wenigstens mit dem, was sich auf meinen Aufenthalt auf der Insel bezog. Ich erzählte ihm, wie lange und in welcher Weise ich dort bisher gelebt hatte, weihte ihn in das Geheimnis der Anwendung von Pulver und Blei ein und lehrte ihn mit Schießwaffen umzugehen. Ich gab ihm auch ein Messer, worüber er sich ungemein freute, und fertigte ihm einen Gürtel an, an welchem ich eine Scheide befestigte, wie man sie in England für die Jagdmesser hat. An die Stelle eines solchen steckte ich ihm ein Beil hinein, das nicht nur eine gute Waffe, sondern auch für andere Gelegenheiten ein vortreffliches Werkzeug war.
    Auch eine Beschreibung der europäischen Länder, besonders meiner Heimat England, gab ich ihm. Ich erzählte ihm, wie man dort lebt, Gott verehrt und gesellig mit einander verkehrt, schilderte ihm den englischen Welthandel und gab eine Beschreibung des zertrümmerten Schiffes, an dessen Bord ich gewesen war, und zeigte ihm auch die Stelle, wo es gelegen hatte. Ich wies ihm die Trümmer unsres Boots, in dem wir das Schiff verlassen, und das ich mit allen meinen Kräften nicht hatte von der Stelle bringen können. Jetzt war es ganz in Trümmer zerfallen. Bei dem Anblick der Überreste dieses Boots stand Freitag eine lange Weile schweigend und sinnend da. Auf meine Frage, worüber er nachdenke, antwortete er endlich: »Ich gesehen Boot, ein solches kommen an Ort meines Volkes«. Anfangs verstand ich ihn nicht. Endlich brachte ich durch weitere Fragen heraus, daß einst ein ähnliches Fahrzeug an die Küste seiner Heimat gelangt, das heißt durch den Sturm dahin getrieben sei. Wiewohl ich hieraus entnahm, daß ein europäisches Schiff an jenen Küsten gescheitert und ein davon losgerissenes Boot an den Strand geworfen sein müsse, fiel mir doch nicht ein zu fragen, ob denn auch Menschen von jenem Schiffe sich dorthin gerettet hätten und wohin sie gekommen seien. Vielmehr begnügte ich mich für jetzt damit, mir das Boot beschreiben zu lassen.
    Freitag tat dies verständlich genug. Mit einiger Wärme fügte er hinzu: »Wir weiße Männer vor Ertrinken gerettet haben«. Sofort fragte ich, ob sich denn in jenem Boote weiße Männer befunden hätten. »Ja«, erwiderte er, »Boot voll weiße Mann.« Als ich ihn nach der Anzahl derselben gefragt, zählte er an seinen Fingern siebzehn ab, und auf meine fernere Frage, was aus ihnen geworden, antwortete er: »Sie leben, wohnen bei mein Volk«.
    Dies gab mir wiederum Mancherlei zu erwägen. Zunächst kam mir der Gedanke, diese Leute hätten zu dem Schiff gehört, welches im Angesicht meiner Insel (denn ich betrachtete sie jetzt als mein Eigentum) gescheitert war. Ich dachte mir, sie hätten sich wohl, nachdem das Schiff am Felsen zertrümmert und von ihnen aufgegeben war, in dem Boot gerettet und seien an jener Insel unter den Wilden gelandet.
    Als ich demzufolge eindringlicher danach gefragt hatte, was aus jenen Leuten geworden sei, versicherte Freitag, sie wären noch am Leben, hielten sich schon über vier Jahre bei seinen Landsleuten auf, und würden von diesen ganz in Frieden gelassen und mit Lebensmitteln versehen. Auf meine Frage, wie es denn geschehen sei, daß man sie nicht getötet und gefressen habe, erwiderte er: »Nein, sie geworden Brüder von uns«. Ich verstand das so, daß man mit ihnen ein Bündniß geschlossen habe. Freitag fügte noch hinzu: »Mein Volk nicht essen Mensch, wenn nicht sie gefangen in Schlacht«.
    Geraume Zeit nach diesem Gespräch befanden wir uns eines Tages auf dem Gipfel jenes Hügels an der Ostseite der Insel, von dem aus ich, wie früher erwähnt, an einem hellen Tage das Festland von Amerika entdeckt hatte. Das Wetter war sehr heiter. Freitag schaute aufmerksam nach dem Festlande hin, und plötzlich fing er an zu springen und zu tanzen und rief mich, da ich etwas entfernt von ihm stand, herbei. Ich fragte ihn, was es gäbe. »O Freude«, antwortete er, »dort ich sehe mein Land, dort wohnen mein Volk!«
    Sein Gesicht glänzte dabei vor Lust, seine Augen funkelten und eine seltsame Begierde zeigte sich in seinen Mienen, als ob es ihn innig verlange, wieder

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