Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
Reise zu klein zu finden. Hierauf teilte ich ihm mit, daß ich noch ein größeres besitze, und begab mich am nächsten Tag mit ihm an den Ort, wo das von mir zuerst gebaute Boot lag, das ich nicht hatte ins Wasser bringen können. Dieses sei, sagte Freitag, groß genug. Es war aber, da ich mich fast dreiundzwanzig Jahre lang nicht darum bekümmert hatte, von der Sonne so ausgedörrt, daß es Sprünge bekommen hatte und beinahe verfault war. Freitag versicherte mich, mit solch einem Boot lasse sich die Überfahrt ausführen, es würde »viel genug Trunk und Brot tragen«, wie er sich ausdrückte.
    Seit dieser Zeit war ich wirklich entschlossen, mit Freitag nach dem Kontinent zu schiffen. Ich teilte ihm mit, daß wir uns ein ebenso großes Boot bauen wollten, um darin in sein Vaterland reisen zu können. Er erwiderte kein Wort und schaute ernst und traurig vor sich hin. Auf meine Frage, was das bedeuten solle, erwiderte er: »Warum du böse sein Freitag? Was haben ich getan?« – Ich versicherte ihm, daß ich ihm nicht böse sei. »Nicht böse? Nicht böse?« wiederholte er mehre Male; »warum dann schicken Freitag zu meinem Volke?« – »Wie«, sagte ich, »hast du nicht selbst gewünscht dort zu sein?« – »Ja, ja«, entgegnete er, »ich wünschen, da zu sein alle Beide, nicht wünschen, da zu sein Freitag allein, nicht wünschen, da zu sein Herr allein.«
    Kurz, er wollte Nichts vom Alleingehn wissen. Als ich die Frage an ihn gerichtet: »Freitag, was soll denn ich dort tun?« versetzte er rasch: »Du dort tun viel Gutes. Du lehren wilde Männer gut sein, nüchtern und vernünftig, du sie lehren Gott kennen, zu ihm beten und ein neues Leben anfangen«. – »Ach«, erwiderte ich, »Freitag, du weißt nicht, was du sagst, ich bin selbst nur ein armer, unwissender Mensch.« »Nein, nein«, entgegnete er, »du mich gelehrt hast Gutes, du sie auch lehren Gutes.« – »Nein, Freitag«, erwiderte ich, »du sollst ohne mich reisen. Laß mich hier mein einsames Leben fortführen wie früher.«
    Bei diesen Worten sah er mich betroffen an, rannte fort, ergriff eines der Beile, die er gewöhnlich bei sich trug, kam zurück und gab es mir. »Was soll ich damit?« fragte ich. »Du tot machen Freitag«, antwortete er. »Weshalb soll ich dich denn töten?« – »Weil du fortschicken wollen Freitag. Besser tot machen Freitag als wegschicken.« Er sagte dies sehr ernsthaft und mit Tränen in den Augen. So wurde ich von seiner großen Liebe und Festigkeit aufs Neue überzeugt und versicherte ihn deshalb jetzt und später noch oft, daß ich ihn nie von mir lassen werde, wenn er bei mir bleiben wolle.
    Wie mir diese ganze Unterredung seine innige Liebe zu mir und seinen Entschluß, sich nie von mir zu trennen, bewiesen hatte, so erkannte ich jetzt auch, daß sein Verlangen ins Vaterland heimzukehren lediglich in der heißen Liebe zu seinem Volk und seiner Hoffnung, daß ich diesem Gutes tun werde, begründet war. Da nun meine Fluchtgedanken in den Unterredungen mit Freitag durch das, was er mir von den siebzehn weißen Männern erzählte, immer mehr genährt waren, machte ich mich mit ihm ohne Verzug ans Werk und spähte nach einem starken Baum, den ich fällen wollte, um daraus ein großes Canoe für unsre Reise zu bauen.
    Es gab Bäume genug auf der Insel, um daraus eine kleine Flotte, und zwar nicht nur von Kähnen, sondern sogar von ziemlich großen Fahrzeugen erbauen zu können. Mein Hauptaugenmerk aber war darauf gerichtet, einen Baum in möglichster Nähe des Wassers zu finden, damit wir das Boot leicht flott zu machen vermöchten und nicht den früher begangenen Fehler wiederholten.
    Endlich entdeckte Freitag, der viel mehr Holzkenntnis als ich besaß, einen geeigneten Baum; wie er hieß, weiß ich bis auf diesen Tag nicht anzugeben. Das Holz glich dem, welches wir Gelbholz nennen, und ähnelte dem Nicaraguaholz in Farbe und Geruch. Freitag schlug vor, den Baum durch Ausbrennen auszuhöhlen, ich zeigte ihm aber, wie das besser mit Werkzeugen zu bewerkstelligen sei, mit denen er dann auch sehr geschickt hantierte. Nach Ablauf eines Monats harter Arbeit war das Werk vollendet. Das Ding nahm sich sehr hübsch aus, besonders nachdem wir mit den Äxten, deren Gebrauch ich Freitag gelehrt hatte, die Außenseite des Baumes in wirkliche Bootsgestalt gebracht hatten. Hierauf brauchten wir jedoch noch vierzehn Tage, um es, so zu sagen, Zoll für Zoll, auf großen Walzen ins Wasser zu bringen. Als es flott war, erkannten wir, daß

Weitere Kostenlose Bücher