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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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und meinem Diener ab und entfernte mich eilig. Nachdem ich ihn zur Besorgung eines Auftrags an einen entlegenen Ort geschickt hatte, betete ich brünstig zu Gott, daß er mir die Kraft verleihen möge, diesen armen Wilden in der Heilslehre zu unterweisen, und daß er mit seinem Geiste mir beistehe, damit das Herz des armen unwissenden Menschen das Wissen von Gott und Christo aufnehme, und daß ich von Gottes Wort so reden könne, um den Wilden zu überzeugen, ihm die Augen zu öffnen und seine Seele zu retten.
    Als Freitag zurückgekehrt war, hielt ich abermals ein langes Gespräch mit ihm. Ich sprach zu ihm von der Erlösung durch den Heiland der Welt und von dem himmlischen Evangelium, das uns Buße gegen Gott und Glauben an unsern Herrn Jesus Christus predige. Dann machte ich ihm so deutlich als möglich, warum unser Erlöser Knechtsgestalt angenommen und gekommen sei, die verirrten Schafe aus dem Hause Israel wiederzusuchen und dergleichen mehr.
    Gott weiß, daß mehr guter Wille als Verstand in meiner Lehrmethode zum Vorschein kam. Ich muß eingestehen (und ein Gleiches werden wohl Alle, die in ähnliche Lage geraten, von sich zu bekennen haben), daß ich erst durch das Lehren viele Dinge, die ich bisher entweder selbst nicht gewußt, oder wenigstens nicht genügend durchdacht hatte, lernte. Ich forschte jetzt mit mehr Eifer nach dem Wesen der Dinge als je zuvor, und so gab mir dieser arme Wilde, auch abgesehen von allen sonstigen Vorteilen, die ich durch ihn hatte, schon in dieser Hinsicht Anlaß zur Dankbarkeit. Mein Kummer lastete mir jetzt minder schwer auf dem Herzen und meine Behausung war mir jetzt über alle Maßen traulich geworden. Wenn ich bedachte, daß mein einsames Leben nicht nur mich selbst dazu gebracht hatte, zum Himmel aufblickend die Hand, die mich hierhergeführt, zu suchen, sondern daß ich jetzt auch das Werkzeug der Vorsehung geworden war zur Errettung des Lebens und der Seele eines armen Wilden und zu fernerer Unterweisung in der christlichen Wahrheit –, wenn ich an dieses Alles dachte, so erfüllte mir eine tiefinnerliche Freude die ganze Seele und ich jauchzte oft im Herzen darüber, daß ich auf diese Insel verschlagen worden war, während ich sonst in dieser Fügung die furchtbarste Trübsal, die mir hätte widerfahren können, erblicken zu müssen geglaubt hatte.
    Diese dankbare Gemütsstimmung dauerte von jetzt an in mir fort, und die Gespräche zwischen Freitag und mir machten die drei Jahre, die wir noch zusammenlebten, zu so vollkommen glücklichen, wie sie unter dem Monde überhaupt möglich sind. Mein Diener wurde ein guter Christ, ein besserer, als ich selbst war, obwohl ich, Gott sei Lob dafür, hoffen darf, daß wir Beide in gleichem Maße bußfertige und begnadigte Sünder waren. Wir hatten das Wort Gottes bei uns und waren von seinem Geiste, der uns unterwies, hier nicht weiter entfernt, als wenn wir in England selbst gelebt hätten. Ich gab mir Mühe, daß Freitag die heilige Schrift so gut verstehen lernte, als ich sie verstand, und er wiederum bewirkte durch seine bedeutsamen Fragen, daß ich viel besser in den Geist der Bibel eindrang, als es durch bloßes Lesen für mich möglich gewesen wäre.
    An dieser Stelle kann ich nicht umhin, eine Erfahrung, die ich in jener einsamen Zeit meines Lebens machte, auszusprechen. Nämlich die: Es ist ein unaussprechlicher Segen darin gelegen, daß die Lehre von Gott und der Erlösung durch Jesum Christum, wie sie Gottes Wort enthält, so deutlich und klar ausgesprochen ist. Das bloße Lesen in der Schrift unterwies mich hinlänglich über meine Pflicht, das große Werk der aufrichtigen Buße zu beginnen, und dieselbe einfache Unterweisung reichte auch aus, um jene arme wilde Kreatur zu erleuchten und zu einem so wahrhaft christlich gesinnten Menschen zu machen, wie ich nur wenige im Leben gekannt habe.
    Alle Streitigkeiten, Controversen und Zänkereien, welche in der Welt um die Religion gestritten sind, sei es in Bezug auf Spitzfindigkeiten der Lehre oder um das kirchliche Regiment, waren für uns unnütz, wie sie es überhaupt, so viel ich sehe, von je her für die ganze Welt gewesen sind. Wir hatten den einzigen sichern Führer zum Himmel, das Wort Gottes, und es fehlte uns, dem Herrn sei es gedankt, auch nicht der Beistand des heiligen Geistes, der in alle Wahrheit leitet und uns dem göttlichen Gesetz willig und gehorsam macht. Daher wüßte ich nicht zu sagen, was uns auch die gereifte Kenntnis über die strittigen Punkte

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