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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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in der Heimat zu sein. Diese Beobachtung machte mich nachdenklich und ließ mich nicht mehr so ruhig wie sonst in Bezug auf Freitag sein. Ich bezweifelte nicht, daß dieser, wenn er wieder zu seinem Volke zurückgekehrt sei, nicht nur seine ganze Religion, sondern auch alles Andere, was er mir dankte, vergessen und sogar sich so weit verirren würde, mit einer ganzen Menge seiner Landsleute hierher zurückzukehren, mich zu einer Mahlzeit zu verwenden und dabei vermutlich gerade so vergnügt zu sein als bei der Verschmausung der im Kriege gefangenen Feinde. Jedoch tat ich mit solchem Verdacht dem armen Burschen großes Unrecht, wie ich später zu meinem Leidwesen eingesehen habe. Einige Wochen hindurch war ich in Folge meiner wachsenden Besorgnis vorsichtiger in Bezug auf ihn und nicht so freundlich und herzlich als früher, während doch die gute Seele in der Tat auch nicht einen Gedanken hegte, der sich nicht mit den strengsten Grundsätzen des Christentums und der Freundschaft und Dankbarkeit vertragen hätte.
    So lange mein Verdacht gegen ihn währte, nahm ich ihn natürlich alle Tage scharf aufs Korn, um zu sehen, ob ihn wirklich die Gedanken, die ich bei ihm vermutete, erfüllten. Da aber Alles, was er sagte, die treuherzigste Unschuld bezeugte, und da ich auch gar Nichts fand, was mein Mißtrauen hätte nähren können, gewann er mich endlich wieder ganz und gar. Er hatte übrigens nicht im Mindesten meine Unruhe bemerkt, und so konnte ich sicher sein, daß er mich nicht betrog.
    Eines Tages, als wir bei nebeligem Wetter, welches unseren Blicken den Kontinent verhüllte, auf demselben Hügel standen, fragte ich Freitag: »Hast du nicht Lust wieder in deinem Lande und bei deinem Volke zu sein?« – »Ja«, erwiderte er, »ich viel froh sein würde, bei eigenem Volke zu sein.« – »Was würdest du dort machen?« fuhr ich fort; »wolltest du wieder ein Wilder werden, Menschenfleisch essen und als ein so wilder Mensch leben wie früher?« – Er sah nachdenklich vor sich hin, schüttelte den Kopf und antwortete: »Nein, nein, Freitag ihnen sagen würde, gut leben sollen, Gott anbeten, lehren ihnen essen Kornbrod, Fleisch von Ziegen, Milch, nicht essen Mensch wieder«.
    »Aber«, entgegnete ich, »dann werden sie dich ja töten!« Mit ernsthafter Miene erwiderte er: »Nein, sie nicht mich töten, gern lernen wollen«. Er fügte hinzu, daß seine Landsleute auch schon Viel von den bärtigen Männern, die in jenem Boote gekommen seien, gelernt hätten. Als ich ihn hierauf fragte, ob er wieder zu den Seinigen zurückkehren wolle, antwortete er lächelnd, so weit könne er nicht schwimmen. »Ich will«, entgegnete ich, »dir ein Canoe anfertigen.« Ja, wenn ich mit ihm gehen würde, erwiderte er, dann wollte er heimkehren. Darauf ich: »Ich soll wirklich nach deinem Vaterlande gehen, um mich dort fressen zu lassen?« – »Nein, nein«, lautete seine Antwort, »ich nicht fressen lassen dich, ich machen werde, daß sie haben dich lieb.« Er meinte damit, daß er ihnen erzählen wollte, wie ich seine Feinde getötet und ihm das Leben gerettet habe. Dann erzählte er, wie freundlich jene siebzehn weißen Männer, die Bartmänner, wie er sie nannte, bei seinem Volke behandelt wurden, nachdem sie durch Unglück an jenen Strand geraten seien.
    Seit dieser Zeit fühlte ich, wie ich nicht verhehlen will, Lust, die Überfahrt zu wagen, um mich wo möglich mit jenen bärtigen Männern, die, wie ich nicht zweifelte, Spanier oder Portugiesen waren, zu vereinigen. Es schien mir leicht, von dort aus, wenn ich erst auf dem Festlande und in zivilisierter Gesellschaft sei, heimzukehren, wenigstens leichter als von hier aus, wo ich allein und hülflos auf einer vierzig Meilen vom Festland gelegenen Insel hauste.
    Einige Tage später eröffnete ich mit Freitag wiederum ein auf denselben Plan bezügliches Gespräch. Ich versprach ihm ein Boot zu geben, damit er zu seinem Volke heimkehren könne. Dann führte ich ihn zu meinem Canoe, das auf der anderen Seite der Insel lag, zeigte es ihm, nachdem ich es vom Wasser befreit hatte (denn der Vorsicht wegen hatte ich es versenkt gehabt), und setzte mich mit ihm hinein. Freitag zeigte sich sofort sehr geschickt im Steuern und Rudern und brachte es fast so rasch von der Stelle wie ich.
    Als wir uns in das Boot gesetzt hatten, sagte ich: »Nun, Freitag, wie ist’s, wollen wir jetzt nach deinem Vaterland fahren?« Er machte ein sehr bedenkliches Gesicht und schien das Fahrzeug für eine so weite

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