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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Einzäunung zu pflegen, sammelte meine Trauben und tat alles Notwendige wie früher. Während der Regenzeit war ich natürlich gezwungen, mich mehr in meiner Wohnung zu halten. Unser Fahrzeug hatten wir so sicher als möglich in jener Bucht geborgen, die mir früher zum Landungsplatz für meine Flöße gedient hatte. Ich ließ das Boot bei der Flut auf das Land treiben und befahl Freitag ein kleines Dock zu graben, das groß genug war, um es zu fassen, und tief genug, daß es darin in Wasser schwimmen konnte. Dann zog ich während der Ebbe am Eingang des Docks einen festen Damm, um das Wasser abzuhalten, und so lag das Boot auch zur Flutzeit außerhalb der See. Um den Regen abzuhalten, legten wir eine Menge Zweige darüber, bis es so dicht wie ein Haus gedeckt war. Hierauf harrten wir ruhig dem November und Dezember entgegen, für welche Zeit ich die Ausführung unseres Planes beschlossen hatte.
    Sobald die gute Jahreszeit wiedergekehrt war, betrieben wir täglich die Vorbereitungen zur Reise, und vor Allem legte ich eine Anzahl Lebensmittel als Proviant für die Fahrt zurück. Es war meine Absicht, nach ein oder zwei Wochen das Dock zu öffnen und das Boot auslaufen zu lassen.
    Eines Morgens war ich gerade wieder mit jenen Vorkehrungen beschäftigt und hatte Freitag an den Strand geschickt, um eine Schildkröte zu suchen, denn eine solche verschafften wir uns jede Woche, um sowohl die Eier als auch das Fleisch zu genießen. Da auf einmal kehrte mein Gefährte, nachdem er sich noch nicht lange entfernt hatte, schleunigst zurück und kletterte so schnell über meine äußere Palissadenwand, als hätten seine Füße nicht die Erde berührt. Noch ehe ich ein Wort sprechen konnte, rief er mir zu: »O Herr, o Herr, o weh, o weh!«
    Ich fragte: »Was gibt’s denn?« – »O, dort, dort«, erwiderte er, »eins, zwei, drei Canoe, eins, zwei, drei.« Ich schloß daraus, es wären sechs, brachte aber durch erneuerte Fragen heraus, daß es nur drei seien. »Ruhig Blut, Freitag«, sagte ich und ermutigte ihn, so gut ich vermochte. Der arme Bursch aber verharrte in seinem Entsetzen, denn er hatte sich fest in den Kopf gesetzt, die Wilden seien nur deshalb gekommen, um ihn zu suchen, zu schlachten und aufzufressen. Er zitterte so, daß ich nicht wußte, was ich mit ihm anfangen sollte.
    Ich suchte ihn durch die Bemerkung zu trösten, daß ich ja in gleicher Gefahr wie er sei, und daß sie mich gerade so fressen würden wie ihn, daß wir aber uns mutig unserer Haut wehren wollten. »Bist du dazu Willens, Freitag?« fragte ich. – »Ich sie schießen werde«, antwortete er. »Aber dann wird kommen große Menge.« – »Das tut Nichts«, entgegnete ich. »Unsere Flinten werden die, welche wir nicht töten, erschrecken.« Hierauf fragte ich, ob er, wenn ich ihm beistehen wolle, auch mich verteidigen und Alles tun werde, was ich ihn heiße. Er antwortete: »Ich sterben, wenn du gebietest es, Herr«.
    Darauf holte ich ihm einen tüchtigen Schluck Rum; denn ich hatte mit meinen Getränken so gut hausgehalten, daß mir noch ein hübsch Teil davon übrig geblieben war. Als er getrunken, befahl ich ihm, die zwei Vogelflinten, die wir gewöhnlich bei uns trugen, mit grobem Schrot (es war etwa so stark wie kleine Pistolenkugeln) zu laden. Ich selbst lud vier Musketen, jede mit fünf großen und zwei kleinen Kugeln, und jede meiner zwei Pistolen mit zwei Kugeln. An meine Seite hing ich wie gewöhnlich meinen großen Säbel ohne Scheide, und Freitag erhielt noch sein Beil zur Ausrüstung. Nachdem wir uns so bewaffnet, ergriff ich mein Fernglas und ging den Hügel hinauf, um zu sehen, ob ich von dort aus eine Wahrnehmung machen könnte. Da sah ich denn bald, daß sich nicht weniger als neunundzwanzig Wilde, drei Gefangene und drei Canoes eingefunden hatten. Ein Triumphfest über diese drei armen Geschöpfe schien der einzige Zweck der Gäste zu sein. Die Wilden waren, wie ich bemerkte, diesmal nicht an jener Stelle, von der aus Freitag die Flucht ergriffen hatte, sondern näher an meiner Bucht gelandet, wo die Küste niedrig war und von wo aus sich ein dichtes Gehölz fast bis unmittelbar an die See erstreckte. Der Schauder vor der unmenschlichen Absicht, in welcher die Elenden gekommen waren, erfüllte mich mit solcher Entrüstung, daß ich zu Freitag herabstieg und ihm ankündigte, ich sei entschlossen, die Wilden zu überfallen und sie sämmtlich zu töten. Nachdem ich meinen Gefährten gefragt, ob er mir dabei Hilfe leisten wolle,

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