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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Baum. Von hier aus erreichte ich eine kleine Anhöhe, die mir auf ungefähr achtzig Ellen Entfernung völligen Überblick gewährte.
    Ich hatte jetzt keinen Augenblick mehr zu verlieren. Neunzehn von den furchtbaren Unmenschen saßen dicht gedrängt neben einander und hatten eben zwei andere abgeschickt, um den armen Christen zu schlachten und wahrscheinlich seinen Leib Stück für Stück an das Feuer zu bringen.
    Sie beugten sich just nieder, um ihm die Fesseln an den Füßen zu lösen. In diesem Augenblick wandte ich mich zu Freitag. »Jetzt«, rief ich ihm zu, »tue, wie ich dir sage.« Er antwortete, daß er bereit sei. »Mache es genau so«, rief ich ihm zu, »wie ich es dir angebe, und versäume Nichts.« Dann legte ich eine der Musketen und die Vogelflinte auf die Erde, und Freitag tat dasselbe mit seinen Schußwaffen; hierauf zielte ich mit der anderen Muskete nach den Wilden, gebot meinem Gefährten dasselbe mit seinem Gewehre zu tun, kommandirte Feuer und drückte zu gleicher Zeit selbst ab.
    Freitag hatte so viel besser als ich gezielt, daß er auf seiner Seite zwei von den Wilden getötet und drei verwundet hatte, während von mir nur einer getötet und zwei verletzt waren. Man kann sich denken, welch einen furchtbaren Schrecken die Wilden empfanden. Die Nichtgetroffenen sprangen auf, ohne zu wissen, wohin sie entrinnen oder wohin sie blicken sollten, da es ihnen unbekannt war, von woher das Verderben kam.
    Freitag hielt die Augen unverwandt auf mich gerichtet, um zu sehen, was ich tun werde. Sofort nach dem ersten Schuß legte ich das Gewehr nieder und ergriff die Jagdflinte. Freitag, der mich den Hahn spannen und anlegen sah, tat das Gleiche. »Bist du bereit?« rief ich ihm zu. – »Ja«, antwortete er. – »Dann in Gottes Namen los!«
    Hiermit feuerte ich zum zweiten Mal unter die Bestürzten, ebenso Freitag. Da unsere Gewehre diesmal nur mit Schrot geladen waren, stürzten bloß zwei der Wilden, aber viele von ihnen waren verwundet, so daß sie mit gellendem Geheul, blutend und kläglich zugerichtet, wie wahnsinnig umherliefen. Drei davon sanken gleich darauf nieder, ohne jedoch völlig tot zu sein.
    »Jetzt, Freitag«, rief ich, das abgefeuerte Gewehr niederlegend und das geladene Gewehr ergreifend, »folge mir!« Er tat es mit Entschlossenheit. Ich eilte aus dem Gehölz und zeigte mich, während Freitag mir unmittelbar folgte. Sobald die Wilden mich gewahrten, schrie ich, mit Freitag vereint, aus Leibeskräften. Dann lief ich so schnell, als ich es mit der Waffenlast vermochte, geraden Wegs zu dem armen Schlachtopfer. Die beiden Henker, die sich eben an ihn hatten machen wollen, waren nach unserem ersten Schuß furchtbar erschrocken nach dem Strand gelaufen und in ein Canoe gesprungen. Drei von den Übrigen hatten denselben Weg eingeschlagen. Ich befahl Freitag nach dieser Richtung zu eilen und Feuer auf sie zu geben. Augenblicklich rannte er bis auf etwa vierzig Ellen Entfernung zu ihnen hin und gab dann Feuer. Ich glaubte, er habe sie sämmtlich getötet, denn ich sah sie Alle in dem Boot über einen Haufen fallen. Zwei von ihnen sprangen jedoch sofort wieder auf, während zwei andere getötet waren und der dritte so verwundet, daß er wie tot in dem Boote liegen blieb.
    Unterdessen zog ich mein Messer und durchschnitt die Bande an den Händen und Füßen des armen Opfers. Ich half dem unglücklichen Menschen auf und fragte ihn auf portugiesisch, wer er sei. Er antwortete auf lateinisch, er sei Christ, doch war er so schwach, daß er kaum gehen oder sprechen konnte. Ich reichte ihm meine Flasche, die ich aus der Tasche gezogen, und gab ihm durch Zeichen zu verstehen, daß er trinken solle. Nachdem er es getan, reichte ich ihm ein Stück Brot. Als er auch das verzehrt hatte, fragte ich ihn, was er für ein Landsmann sei. Er erwiderte: »Ein Spanier«, und gab dann, sobald er sich nur ein wenig erholt, durch alle möglichen Zeichen seine Dankbarkeit zu erkennen.
    »Sennor«, erwiderte ich, so gut ich mich auf spanisch auszudrücken vermochte, »jetzt ist nicht Zeit zum Reden, sondern zum Fechten. Wenn Ihr noch so viel Kraft habt, ergreift diese Pistole und diesen Säbel.« Dankbar nahm er beides, und als ob die Waffen ihm neue Kraft verliehen hätten, stürzte er wie rasend auf seine Mörder. Im Nu hieb er zwei oder drei in Stücke. Denn die Überraschung durch den Knall unserer Gewehre hatte die armen Menschen so bestürzt gemacht, daß sie vor bloßer Furcht oder Verwunderung niederfielen und

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