Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
umarmte, küßte, ihn an sich drückte und dabei schrie, lachte, jubelte, hüpfte und sang; wie er dann wieder heftig weinte, die Hände rang, sich Kopf und Gesicht schlug und hierauf wieder singend umhersprang, gleich einem Verrückten.
    Es währte eine gute Weile, bis ich ihn dazu brachte, mir Rede zu stehen. Dann aber, als er endlich ein wenig zu sich gekommen war, sagte er mir, dieser Mensch sei Niemand anders als sein eigner Vater.
    Es wäre nicht leicht zu beschreiben, wie mich der Anblick der Ausbrüche des Entzückens und der kindlichen Liebe des armen Wilden bei dem Wiedersehen seines Vaters und dessen Errettung vom Tode bewegte. Auch nicht entfernt aber vermöchte ich die närrischen Kundgebungen seiner Liebe zu schildern. Er sprang zahllose Male in das Boot und wieder heraus. Er setzte sich neben seinen Vater, preßte dessen Kopf an seine offene Brust und hielt ihn dicht daran gedrückt, wie eine Mutter ihren Säugling. Dann rieb er ihm die durch die Bande starr gewordenen Glieder und erwärmte sie in seinen Händen. Ich gab ihm aus meiner Flasche etwas Rum und hieß ihn damit die Extremitäten des Alten einzureiben, was diesem offenbar sehr gut tat.
    Dies Ereignis hatte natürlich unserer Verfolgung der Wilden in dem anderen Canoe, die uns jetzt fast aus dem Gesichte waren, ein Ende gemacht. Und das war gut. Denn zwei Stunden später, noch ehe die Flüchtlinge den vierten Teil ihres Heimweges zurückgelegt haben konnten, erhob sich ein so starker Wind, und es stürmte ihrer Fahrt entgegen aus Nordwest die ganze Nacht hindurch so heftig, daß ich notwendig annehmen mußte, das Boot der Flüchtlinge sei untergegangen, und sie selbst seien niemals wieder an ihre heimische Küste gelangt.
    Um wieder auf Freitag zurück zu kommen, so war dieser dermaßen beschäftigt mit seinem Vater, daß ich ihn eine Zeitlang nicht abrufen mochte. Als ich ihn dann auf kurze Zeit für abkömmlich erachtete, rief ich ihn zu mir. – Er kam springend und lachend in vollem Entzücken herbei. Auf meine Frage, ob er seinem Vater etwas Brot gegeben, antwortete er kopfschüttelnd: »Nein, schlechter Hund ich, selbst Alles gegessen auf«. Hierauf reichte ich ihm aus meiner eignen Tasche ein Stück Brot, gab ihm auch für sich selbst etwas Rum, doch trank er nicht davon, sondern brachte Alles zu seinem Vater. Auch einige Rosinen reichte ich ihm. – Kaum hatte der Alte diese Dinge erhalten, als ich Freitag wieder aus dem Boot springen und so schnell davon rennen sah, als ob er behext sei. Er war der schnellste Läufer, der mir je vorgekommen ist. Im Nu schwand er mir aus den Augen, und wie laut ich auch rief und ihm nachschrie, es half Nichts. Nach einer Viertelstunde erst kehrte er langsam zurück, denn sein Lauf war gehemmt durch Etwas, was er in den Händen trug. Er war nämlich in unserer Behausung gewesen, um in einem Kruge für seinen Vater frisches Wasser zu holen. Außerdem hatte er einige Gerstenkuchen mitgebracht, die er mir gab, während er das Wasser seinem Vater reichte, nachdem ich jedoch, da ich gleichfalls sehr durstig war, auch davon einen kleinen Schluck genommen hatte. Dieser Trunk belebte den Alten mehr, als es mein Rum vermocht hatte, denn er war fast vor Durst umgekommen.
    Nachdem der Greis getrunken und Freitag noch etwas Wasser übrigbehalten hatte, befahl ich ihm, das dem armen Spanier zu bringen, der desselben nicht minder bedürftig war. Auch von dem Brote schickte ich jenem, da ich sah, daß er vor Schwäche in dem Schatten eines Baumes auf einem grünen Platze niedergesunken war. Seine Glieder waren gleichfalls durch die Bande steif und geschwollen. Als Freitag zu ihm gekommen, erhob er sich, trank und aß von dem Brot. Nun ging auch ich zu ihm und reichte ihm eine Handvoll Rosinen. Er sah mir mit dem Ausdruck höchster Dankbarkeit ins Gesicht, war aber, wiewohl er sich in dem Gefecht so tapfer gehalten, jetzt so schwach, daß er nicht auf den Füßen stehen konnte. Er versuchte es wiederholt, aber vergebens, da ihn die angeschwollenen Beine zu sehr schmerzten. Ich ließ daher auch ihm durch Freitag die Glieder mit Rum einreiben.
    Während Freitag diesem Befehl Folge leistete, sah ich, wie der gute Bursch alle paar Minuten den Kopf nach seinem Vater umwendete, um zu sehen, ob er noch an derselben Stelle sitze, auf der er ihn verlassen. Als er ihn plötzlich nicht mehr bemerkte, sprang er, ohne ein Wort zu sagen, auf und eilte so rasch, als ob er mit den Füßen den Erdboden nicht berühre, fort. Sobald er

Weitere Kostenlose Bücher